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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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den warmen Hals, doch der Rappe nahm ihre tröstende Geste kaum wahr. Ihm war nicht wohl bei der Sache – und erst recht nicht bei dem Gedanken daran, seinen Schützling noch einmal allein in diesen Wald schicken zu müssen.
    Immer und immer wieder versuchte Arrow, das aufsteigende Gefühl der Unbehaglichkeit zu unterdrücken. Der Gedanke an den Tag am Meer half ihr ein wenig sich zu beruhigen, doch jedes Mal, wenn sie kurz vor dem Durchbruch stand, versiegte der Tagtraum wieder und musste erneut mühsam konstruiert werden.
    Letzten Endes beschloss Arrow, das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen. Sie brauchte Bewegung. Der Rappe folgte ihr.
    Als sie die Grenze des Waldes erreicht hatte, war es wieder da – das Gefühl von damals. Bilder stiegen in ihr hoch und mit ihnen die Verzweiflung. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihren Vater und wie er sich das Leben nahm. Doch bevor die Erinnerungen abermals von ihr Besitz ergreifen konnten, knackte es. Im Wald wartete jemand auf Arrow und sie konnte ihren Beobachter nicht sehen.
    Um das Gefühl der Panik möglichst schnell verdrängen zu können, ging sie auf den Wald zu. Vor ihr wichen die Zweige und das Gestrüpp der toten Bäume und Büsche zurück. Sie formten einen Eingang. Mit einem tiefen Atemzug tat Arrow den letzten Schritt, um auf die andere Seite zu gelangen, doch – es ging nicht.
    Verwundert blieb sie stehen. Dann versuchte sie es erneut, aber der Zugang zum Holunderwald wurde ihr wiederholt verwehrt. Whisper schnaubte unheilvoll. Etwas stimmte nicht. Arrow war der Einladung in den Wald gefolgt und trotzdem bekam sie keinen Zutritt.
    „Was soll der Unsinn?“, fragte eine Furcht einflößende, heisere Frauenstimme. Offenbar stand sie unmittelbar vor Arrow, aber sie konnte niemanden sehen.
    „Hallo?“, fragte Arrow verunsichert.
    Plötzlich trat eine in Kaninchenfellen bekleidete Frau über die Grenze. Sie war klapperdürr und mindestens zwei Köpfe größer als Arrow. Ihre Haut war fahl und faltig und sie sah furchtbar unfreundlich aus. Auf ihrem Kopf trug sie einen Hirschschädel mit einem gigantischen Geweih als Helm. Das machte die Frau gleich noch unsympathischer, als sie ohnehin schon wirkte, denn Arrow verabscheute es, die Überreste toter Tiere als Jagdtrophäen zu verwenden. An die Wand genagelt, sah es schon schlimm genug aus. Als Kopfbedeckung aber war es eine absolute Frechheit. Überraschend schnell wurde Arrows Zorn darüber von der Frage verdrängt, wie diese klapprige alte Frau überhaupt das Gewicht eines solchen Brockens auf ihrem Kopf balancieren konnte. Aber der Gedanke daran, dass diese Person gut zu Harold passen würde – so er denn Frauen zugetan wäre –, brachte sie zum Schmunzeln.
    Die Alte empfand Arrows respektloses Grinsen offenbar als eine ziemliche Unverfrorenheit, denn sie betrachtete ihr Gegenüber mit einem Blick, der weniger als gar keinen Raum für Spekulationen über gutmütige Absichten ließ. Ein gutes Dutzend Hunde, deren Felle gesund und sauber glänzten, folgte der Alten aus dem Wald.
    „Frau Perchta?“, fragte Arrow angespannt.
    „Nein!“, murrte die Alte, streckte eine Hand nach Arrows Arm aus und zog sie sogleich wieder zurück.
    „Hör auf damit!“, blaffte die Alte sie an.
    „Womit?“, fragte Arrow verwirrt.
    Wieder griff die Alte nach ihrer Hand und schrie auf, bevor sie diese abermals eilig zurückzog. „Damit!“, antwortete sie aufgebracht.
    „Aber ich mache doch gar nichts!“, gab Arrow schon etwas lauter, aber immer noch verunsichert zurück. „Und hör gefälligst auf, mich so anzuschreien! Mein Gehör ist einwandfrei – ich verstehe auch so jedes Wort!“
    Vor Wut brodelnd stellte sich die Alte genau vor Arrow, die keinen Schritt zurückwich. „Halte lieber deinen Mund“, mahnte sie. „Sonst spalte ich deine Zunge und knote sie dir an deinen kleinen Zehen fest.“
    Verächtlich lachte Arrow auf. „Du schaffst es ja nicht einmal, meine Hand zu berühren. Da bin ich gespannt, wie du an meine Zunge, geschweige denn an meine kleinen Zehe kommen willst.“
    „Genug jetzt!“, rief eine weitere Frauenstimme aus dem Wald, woraufhin die Alte umgehend zurückwich. Sogar ihre Hunde legten sich augenblicklich auf den Boden und begannen zu winseln.
    „Was macht ihr hier und warum bringst du das Mädchen nicht zum Treffpunkt?“, fragte die Stimme. Sie klang sehr herrisch, doch nicht andersartig. Die Frau, die da sprach, wusste genau, was sie wollte, und der Ton, den sie anschlug, machte

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