Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Begrüßung zu.
„Hast du etwa ein Problem damit, dass andere riechen, wie DU aussiehst?“, entgegnete Arrow giftig.
„Das stinkt ja, als wäre ein Percht hier im Schloss gewesen“, sagte Sally und wedelte sich dabei Frischluft zu. Als Anne schließlich eintraf und Arrow erzählte, dass sie mit dem General am offenen Fenster gesprochen hatte, wurde die Köchin ganz bleich.
„Kind! Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Du kannst doch keinem der Jäger öffnen!“
„Sie haben mir ja nichts getan. Im Gegenteil – Frau Gaude und der General haben mich sogar verteidigt“, erwiderte Arrow beschwichtigend.
„Leider ändert das nichts an der Sache“, warf Neve besorgt ein. „Wenn sich die Geister Zutritt zum Schloss verschafft hätten, hätte das ein böses Ende nehmen können.“
„Aber ich habe euch doch erzählt, was Frau Perchta über die Gerüchte gesagt hat“, entgegnete Arrow aufgelöst. „Die Wilde Jagd geht nicht einfach so wahllos auf jeden zu, der ihren Weg kreuzt. Und schließlich hat hier keiner von uns etwas zu verbergen.“
Sally und Anne wechselten viel sagende Blicke, und das verunsicherte Arrow. Obwohl letzten Endes nichts geschehen war, ärgerte sie sich plötzlich, nicht wenigstens die Küchentür versperrt zu haben. Normalerweise hätte das zwar keinen Dämon daran hindern können, noch weiter in das Schloss vorzudringen, da aber der Morgen zu dem Zeitpunkt nicht mehr fern war, hätte es Zeit geschunden. Wenn sie die Blicke richtig deutete, hatte sie ihre Familie in große Gefahr gebracht.
„Schon gut, Kind. Ich denke nicht, dass das noch einmal vorkommen wird“, schloss Anne das Thema. Ihren Blicken war nicht entgangen, was in Arrow vorging. Ihrer Enkelin war bewusst geworden, dass etwas hätte passieren können. Außerdem gab es viele Geheimnisse in den Mauern dieses Schlosses, die nicht für Arrows Ohren bestimmt waren. Es hatte nichts mit ihr zu tun und Anne wollte um jeden Preis verhindern, dass ihre Enkelin sich mit Dingen befasste, die sie zusätzlich zu ihren eigenen Problemen belasten könnten.
Um schnellstmöglich vom Thema abzulenken, sagte sie: „Wir sollten uns umgehend daran machen, gemeinsam die Bibliothek zu durchkämmen. Wir müssen jetzt zusammenarbeiten, bevor uns die Zeit davon läuft.“
Gesagt, getan. Bis auf Sally, die gelegentlich in die Küche verschwand, um Tee und Mahlzeiten zuzubereiten, gab es für alle anderen an diesem Tag nur Bücher.
Der Phönix ist nicht tot. Wieder und wieder gingen Arrow diese Worte durch den Kopf. Bis spät in die Nacht hatten sie zusammen so viele Bücher nach Hinweisen durchwühlt, dass die Zeilen vor ihnen verschwommen waren. Ihre Augen waren müde, sie tränten und taten weh.
Wütend knallte Arrow eines der Bücher zu. „Ich verstehe das nicht!“, rief sie verärgert. „Überall werden Besuche in der Unterwelt kurz angedeutet, doch nirgends genauer beschrieben. Es muss doch irgendwo einen Bericht darüber geben, wie man dort wieder heraus kommt und mit welchen Gefahren zu rechnen ist.“
„Da liegt vermutlich das Problem“, erwiderte Anne, die von der Ungeduld ihrer Enkelin alles andere als begeistert war. „Wenn man die Hinweise zusammen zieht, sieht es ganz danach aus, als wäre bisher niemand von dort zurückgekehrt.“
„Aber Keylam ist doch auch schon oft von den Toten wiederauferstanden“, warf Adam ein.
„Richtig“, entgegnete Dewayne. „Allerdings ist seine Seele dabei nie bis in die Unterwelt, sondern lediglich bis zum Holunderwald vorgedrungen.“
Adam runzelte die Stirn. „Und wo war da jetzt noch gleich der Unterschied?“, fragte er verunsichert.
„Der Holunderwald ist ein Ort der Verdammnis. Dort müssen lebende Sünder sowie Tote, die vor ihrer Zeit verstorben sind, Buße tun. Ist irgendwann der Zeitpunkt ihres vorherbestimmten Todes erreicht, gelangen sie von dort aus in die Unterwelt.“
„Und da müssen sie dann weiter büßen?“
„Ja und nein“, antwortete der Elf. „Es gibt Verbrecher, deren Taten so schwerwiegend sind, dass sie direkt in Hels Reich gelangen, um dort ewige Qualen zu erleiden. Andere gelangen wiederum direkt nach Walhall.“
Adam grübelte. „Und wie ist es einem Verdammten nach seinem Aufenthalt im Holunderwald möglich, in das himmlische Reich zu gelangen?“
„Es sind ja nicht alles Sünder“, meldete Neve sich zu Wort. „Zum Beispiel gibt es traurige Schicksale verhungerter Kinder oder ermordeter Väter. Sie alle haben großes Leid
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