Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Zwischenfall mit der Schlüsselblume und kochte innerlich vor Wut, weil ihr geliebter Schimmel dazu missbraucht worden war, ihr auf so grauenvolle Art und Weise eine derart schaurige Botschaft zu übermitteln.
Noch einmal griff Harold in seine Tasche und holte ein kleines Säckchen hervor. „Mein letztes Schlafpulver“, sagte er und drückte es Arrow in die Hand.
Verwundert musterte sie ihn, und im selben Moment wurde ihr klar, welch ein erschreckend normales Gespräch sie gerade mit ihm führte. Nicht einmal ein Anflug von Feindseligkeiten oder hinterlistigen Anspielungen.
„Gib es dem Schimmel“, fuhr Harold fort. „Er braucht dringend Schlaf. Und benutze den Rest für dich selbst, wenn es erforderlich ist.“
Mit diesen Worten verschwand der alte Mann und ließ Arrow mit ihren Gedanken zurück. Für eine Weile ruhte ihr Blick auf Whisper, der nur wenige Meter entfernt seine Ohren aufstellte. Mit einer unfassbaren Wut im Bauch ging Arrow jeden Winkel der Boxen ab und suchte nach dem Dämon. Als sie fertig war, fiel ihr Blick erneut auf den Rappen. So viel Zeit hatte es in Anspruch genommen, sich an ihren Perseiden zu gewöhnen. Und jetzt, da sie endlich ein Team waren, kamen von überall her diese Warnungen. Das ärgerte sie zutiefst, denn ihr Gefühl sagte ihr mehr als deutlich, dass ein Bruch mit ihm zu dem Plan gehörte, sie unschädlich zu machen. Doch er war ihr stärkster Verbündeter und sie ließ sich von niemandem das Gegenteil einreden.
„Ich entscheide selbst, wem ich vertraue!“, brüllte sie zornig in die Leere. Dann steckte sie die Fackel in ihre Halterung zurück und gab Whisper einen Kuss auf die Stirn. „Ich entscheide“, flüsterte sie.
Noch eine ganze Weile schaute sie Merlin beim Schlafen zu und streichelte ihn sanft. Sie hoffte, dass er es spüren und somit nicht von dem Befall träumen würde. Als sie selbst endlich einschlief, hörte sie noch, wie die Stimme in ihrem Kopf sagte: „Es wird um Mitternacht geschehen.“ Dann war Arrow weg und fiel, entgegen ihren Erwartungen, in einen außergewöhnlich tiefen, traumlosen Schlaf.
Als Arrow erwachte, spürte sie Whispers weiches Maul an ihrer Wange. Ganz sanft stupste er sie immer wieder an und schaute nach jedem Schups, ob sie denn endlich wach war.
Merlin schlief noch immer tief und fest, doch er atmete regelmäßig und sah bei weitem nicht mehr so schlimm aus wie am Morgen.
Das weiche Strohbett war mal eine willkommene Abwechslung zur Dachkammer. Es war angenehm, aufzuwachen und einmal nicht auf die von Keylam zurück gelassenen Schneeglöckchen schauen zu müssen. Natürlich galten ihm trotzdem Arrows erste Gedanken nach dem Aufwachen, doch der Anblick der Blumen hatte es immer noch schmerzhafter werden lassen.
Pex hatte wieder einmal an ihrem Fußende geschlafen, was sie sehr verwunderte, war sie doch der Annahme, dass Whisper ihn eher in die Flucht schlagen würde, als das zu dulden.
Behutsam nahm sie den kleinen Polarfuchs in ihre Arme und ging in die Bibliothek. Mit müden Augen zwinkerte Pex sie an und schlief sogleich wieder ein.
Als Arrow die Bibliothek betrat, fand sie nur Anne, deren Augen zu leuchten begannen, als sie ihre Enkelin erblickte. „Ich hatte schon befürchtet, dass du heute gar nicht mehr aufstehen würdest.“
Verwundert schaute Arrow sich um. „Wo sind denn die Anderen?“, fragte sie.
„Beschäftigt“, antwortete Anne. „Sally macht dir ein paar Brote für die Reise und die Zwerge warten wie auf glühenden Kohlen darauf, dass die Sonne untergeht, damit sie endlich nach oben kommen können.“
„Oh“, entgegnete Arrow, „sie brauchen aber nicht so ungeduldig zu sein. Das Tor wird sich erst um Mitternacht öffnen.“
Erschrocken ließ Anne ihr Buch in den Schoß fallen. „Du hattest wieder einen Traum“, schlussfolgerte sie.
Nein, eine seltsame Stimme in meinem Kopf hat mir das vor dem Einschlafen verraten, dachte Arrow. Doch tatsächlich sagte sie: „Ja. Ich habe es ganz klar vor mir gesehen. Und da war noch etwas. Keylams und Urbans Asche müssen sich bis zu ihrer Rückkehr immer in der Nähe des Kamins befinden. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist, aber es war ein Teil meines Traumes.“
Fürsorglich legte Anne ihre Hände auf die ihrer Enkelin. „Ich werde dafür Sorge tragen.“
Sally versuchte zu lächeln, als sie zur Tür herein kam, doch ihre Augen verrieten ganz deutlich, dass ihr eher zum Weinen zumute war. „Hier hast du dein Proviant“, sagte sie betrübt und
Weitere Kostenlose Bücher