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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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werde und nicht unbedingt mit einem freundlichen Empfang rechnen sollte.“
    „Das wäre möglich“, entgegnete Harold. „Allerdings wirst du dort mit einer Armee von Zwergen und einem Elfen einmarschieren. Das macht die Lage vermutlich weniger aussichtslos, als es im Moment den Anschein hat.“
    Arrow versuchte mühsam, sich ein Lächeln abzuringen, doch mehr als ein kurzes Zucken ihrer Mundwinkel brachte sie dabei nicht zustande. „Wo ist Dewayne eigentlich?“, fragte sie stirnrunzelnd. „Er sollte wissen, was ihn dort erwartet. Vielleicht hat er eine Idee, wie wir weitere Schutzmaßnahmen ergreifen können.“
    „Ich weiß nichts Genaues, doch offenbar hat er mit seiner Frau gestern noch ein langes Gespräch geführt. Seitdem war es in dem Zimmer still.“

    Arrow klopfte nicht an, als sie das Zimmer ihres Bruders betrat. Sie hatte kurz an der Tür gelauscht, doch es war nichts zu hören gewesen. Auf Zehenspitzen schlich sie sich hinein und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass das Elfenpaar friedlich und eng umschlungen schlief. Mit traurigen Augen entnahm sie das restliche Schlafpulver aus ihrer Tasche. Wie von Harold aufgetragen, hatte sie Merlin eine Prise davon zur Erholung gegeben. Den Rest, den sie für sich selbst nutzen sollte, hatte sie aufgespart und pustete es nun Dewayne und Neve ins Gesicht. Ein letztes Mal gab Arrow den beiden und ihrem Baby – welches auch ohne Schlafpulver ganz hervorragend schlummerte – einen liebevollen Kuss auf die Stirn und flüsterte: „Ich werde euch für immer in meinem Herzen tragen.“ Dann verließ sie das Zimmer, schloss leise die Tür hinter sich und ging ohne einen Blick zurück wieder in die Bibliothek.

    Die Zwerge warteten schon, doch Anne war noch nicht von Evelyn May zurückgekehrt. Dies gab allerdings keinen Anlass zur Beunruhigung, denn bis sich das Tor öffnen sollte, würde es noch drei Stunden dauern.
    „Wo ist dein Bruder?“, fragte Sally mit einem deutlich hörbaren Kloß im Hals.
    „Er kommt gleich runter“, antwortete Arrow. „Da sich das Tor ohnehin nicht vor Mitternacht öffnen wird, habe ich ihm gesagt, dass er sich genügend Zeit für den Abschied von seiner Familie nehmen soll.“
    Beunruhigt rieb Sally sich die verschwitzten Hände. „Gut, dann muss er sein Abendessen eben mitnehmen.“ Angespannt wandte sie sich von Arrow ab und eilte in die Küche. Die arme Köchin wirkte ganz krank vor Sorge und normalerweise hätte Arrow zumindest versucht sie zu trösten, doch dafür blieb momentan keine Zeit. Sie brauchte einen kühlen Kopf, denn schon in wenigen Stunden würde sie die Unterwelt betreten und dort konnte sie sich keine Ablenkungen leisten.
    „Schick sie weg“, hörte sie plötzlich wieder die Stimme in ihrem Kopf. „Es ist ihnen nicht erlaubt, die Unterwelt zu betreten. Dir allein wird Einlass gewährt.“
    Arrows Augen verengten sich. Wo kam diese Stimme nur her?
    Als sie eine knochige Hand auf ihrer Schulter spürte, wurde sie prompt aus ihren Überlegungen gerissen und wirbelte erschrocken herum.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte Harold mit besorgter Miene.
    Der Gesichtsausdruck des alten Mannes ließ es Arrow eiskalt den Rücken hinunter laufen, denn seine Sorge war ehrlich und aufrichtig. Seit sie denken konnte, hatte sie sich ein harmonischeres Verhältnis zu ihm gewünscht und anfangs sogar darunter gelitten, dass er sie immer wieder so verächtlich behandelt hatte. Später wurden die täglichen Sticheleien zur Routine, und irgendwann freute sie sich sogar auf die verbalen Herausforderungen. Doch nun, da ihr anfänglicher Wunsch endlich in Erfüllung zu gehen schien, empfand sie Harold gegenüber plötzlich nur noch Abscheu. Dabei konnte sie sich noch nicht einmal erklären, woher diese übermäßige Abneigung auf einmal gekommen war. Keine längst vergangenen Verletzungen oder Demütigungen stiegen in ihr hoch. Es war auch nichts Verborgenes, das schon lange in ihrem tiefsten Inneren schlummerte und nur auf die passende Gelegenheit gewartet hatte, es ihm heimzahlen zu können.
    Dieses Gefühl war gänzlich neu und befremdlich, denn es kam ihr so vor, als würde es nicht ihr gehören. Doch obwohl Arrow sich über all diese Dinge im Klaren war, konnte sie sich nicht dagegen wehren Harolds Hand angewidert von ihrer Schulter zu stoßen und sich wortlos abzuwenden. Innerlich hasste sie sich dafür, doch die Stimme in ihrem Kopf hatte sie all das schon bald vergessen lassen.
    „Schick sie weg! Wir können nicht

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