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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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wirklich da. Der Mann aus ihren Träumen war ihnen entsprungen und redete dieses Mal wirklich mit ihr. Es war nicht länger eine Wahnvorstellung.
    „Schau sie nicht an“, sagte er, als Arrow von einem der Schattendämonen bedrohlich angefaucht wurde. „Sie wollen nicht beobachtet werden, denn sie leben in Einsamkeit.“
    Vorsichtig ließ Arrow ihren Blick umherschweifen. Hinter vielen Fenstern tauchten die Schattendämonen auf. Einige von ihnen sprangen nur durch die Welt der Sterbenden in ein anderes Fenster und verschwammen dort mit der Finsternis. „Aber es gibt so viele von ihnen.“
    „Und doch sehen sie einander nicht“, erwiderte der Mann flüsternd. „Diese Wesen sind dazu verdammt, auf ewig im Dunkeln zu tappen. Allerhöchstens haben sie eine Ahnung von ihresgleichen. Es sind erbärmliche Kreaturen, die sich einst in dem innigen Wunsch nach einer Seele selbst verloren haben. Das Verlangen danach hat sie unsterblich werden lassen, und trotzdem zahlen sie einen grauenvollen Preis für ihr Begehren.“
    Es nahm kein Ende. Wohin Arrow auch immer blickte, fand sie nur Leid, Trauer, Verzweiflung und sogar Mord. Einige wenige Lichtwesen schwebten umher, die sie mit ihren Blicken jedoch nie vollständig erfassen konnte. Auf einer Seite blitzten sie kurz auf, und so schnell Arrow ihren Kopf auch zur Seite drehte, die Lichtwesen waren ihr immer voraus.
    Von all den mitfühlenden Ereignissen überfordert, lehnte sie sich erschöpft zurück und versuchte ihre Gedanken ruhen zu lassen. Doch die Luft war mit Klagerufen überfüllt, aber gelegentlich ertönten auch Freudenschreie über das Ableben einiger Weniger.
    Doch ganz egal, welcher Natur die Rufe auch waren, sie klangen furchterregend.

William

    Sobald sie die Welt der Sterbenden hinter sich gelassen hatten, fühlte Arrow, wie ihr Begleiter hinter ihr von Sleipnir glitt.
    „Komm“, sagte er. „Weiter darf er uns nicht bringen. Von hier an sind wir auf uns allein gestellt.“
    Einen unendlich scheinenden Moment lang starrte Arrow die zottelige Mähne des Götterrosses an. Sie traute sich nicht, ihrem Begleiter in die Augen zu sehen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht wusste, wer er war und woher er kam, strahlte er auch noch etwas sehr Einnehmendes aus, und das bereitete ihr Unbehagen.
    „Nun mach schon“, sagte er charmant, „ich beiße nicht.“
    Ohne hinzusehen, griff sie nach seinen Schultern und glitt hinab. Als sie kurz ins Wanken geriet, war es eine reine Reflexreaktion, doch ganz egal aus welchen Gründen es auch geschah – sie schaute ihn an.
    Er war schön, seine Haut war weich und glatt und ebenso wie an den Händen zeichnete sich auch in seinem Gesicht nichts Unschönes ab. Er hatte weder Narben, noch Muttermale. Seine Lippen schimmerten in einem schwachen Violetton und seine Augen wirkten wie ein Universum, in dem man sich verlieren könnte. Sein schwarzes Haar fiel ihm in feinen Strähnen ins Gesicht.
    „Mein Name ist William“, stellte er sich vor.
    „Ich bin Arrow“, entgegnete sie mit dem vergeblichen Versuch, seinen Blicken auszuweichen.
    Als Sleipnir schnaubte, schaffte sie es endlich an Ort und Stelle zurückzukehren. Geschwind drehte sie William den Rücken zu, bedankte sich bei dem schaurigen Pferd und schaute ihm nach, als es auf seinen acht Beinen davon trabte.
    „Das ist also die andere Seite“, stellte Arrow wenig begeistert fest. Sie fand sich inmitten einer unheimlichen Welt wieder. Es war weder Tag noch Nacht, sondern dämmerte nur schwach. Gerade so konnte Arrow den schmalen Pfad erkennen, der in einen schaurigen Wald führte.
    „Dort müssen wir lang“, sagte William und ging voran.
    Arrow zog sich ihre Kapuze über den Kopf und holte die Laterne mit den Irrlichtern aus ihrer Tasche hervor. Dicht zusammengekauert saßen die kleinen Kerle beieinander und zitterten, als ginge es um ihr Leben. Sie würdigten Arrow keines Blickes, sondern starrten vollkommen verängstigt in die Leere. Trotzdem war ihr Licht ausreichend, um Arrow den Weg zu zeigen.
    Neugierig leuchtete Arrow die Bäume an, auf denen sich schmerzverzerrte Fratzen abzeichneten.
    „Was hat es mit diesem Ort auf sich?“, fragte Arrow, während sie sanft mit ihren Fingern über die Konturen des Gesichts auf einem Baumstamm fuhr. Der Baum fühlte sich seltsam an. Weder schien er hölzern zu sein noch die entsprechende Farbe zu besitzen. Er war von feinen Spinnenfäden umwebt, die im schwachen Schein der Laterne funkelten.
    „Dies ist der

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