Fruehlingsherzen
sie aufgeregt.
„Was ist?“
„Ich habe mit Lillians Sekretärin gesprochen. Lillian ist in Chicago. Ihre Maschine muss gelandet sein, als Petes startete. Ich habe mich hier nach ihr umgesehen, aber sie ist nicht mehr da. Ich wette, sie ist auf dem Weg zu Ihrem Hotel!“
„Oh Gott!“
„Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass ich die Sekretärin überreden konnte, im Büro zu bleiben, bis Pete anruft. Sie wird ihm genau das sagen, was sie mir erzählt hat – dass Lillian einen überraschenden Besuch bei ihrem Verlobten plant. Das wird ihn auf schnellstem Wege hierher zurückbringen.“
Kyla schluckte. „Dann bin ich froh, dass sie hergekommen ist.“
„Ja, in gewisser Weise bin ich das auch.“
„Ob Pete ihr wohl seine Zimmernummer genannt hat?“
„Nein, das glaube ich nicht. Lillian war sehr aufgebracht über diese Reise, und deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Pete sie angerufen hat, um ihr seine Zimmernummer zu geben. Gehen Sie einfach nicht ans Telefon, dann wird sie im Foyer sitzen, bis Pete zurückkommt. Er wird schon mit ihr fertig werden „Das wäre aber sehr feige von mir, Peggy.“
„Und ein Feigling sind Sie nicht, was?“ Peggys Lachen klang verbittert. „Mein Mann hätte sich begeistert auf einen solchen Rat gestürzt!“
„Ich denke nur, es wäre besser, wenn ich mit ihr reden würde. Dieser Bruch geht nicht allein auf Petes Konto. Ich bin auch dafür verantwortlich.“
„Das ist sehr edel von Ihnen, aber Sie sollten weder die Tür öffnen noch das Telefon beantworten, außer auf die Art, die wir beide verabredet haben. Pete würde mir den Kopf abreißen, wenn ich Ihnen zu etwas anderem riete. Nein, bleiben Sie in Ihrem Zimmer, bis Pete wiederkommt. Nur so können wir sicher sein, dass Ihnen nichts geschieht.“
Kyla seufzte. „Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie ganz allein dort unten im Foyer sitzt.“
„Sie wird es überleben. Wenn Sie sie kennen würden, fühlten Sie sich nicht so schuldbewusst. Lillian ist ein Biest, Kyla.“
„Wenn Sie das sagen.“ Kyla war nur zu gern bereit, Peggy zu glauben; es minderte ihre Schuldgefühle.
„Ich sage es. Also bis später, Kyla – ich bleibe am Flughafen, bis Pete zurückkommt, um ihn gleich über alles zu informieren.“
„Einverstanden.“
Kaum hatte Peggy aufgelegt, klingelte das Telefon erneut. Da es nicht Peggy sein konnte, blieb nur eine Möglichkeit: Lillian war schon im Hotel. Bei jedem Klingeln wurde Kyla unbehaglicher zumute. Lillian hatte ein Recht zu wissen, was auf sie zukam.
Als das Klingeln endlich verstummte, ließ Kyla sich mit der Rezeption verbinden. „Ich glaube, unten in der Halle wartet eine blonde Frau, die nach Mr Becketts Zimmer fragte.“
„Ja, Madam“, antwortete der Empfangschef. „Sie hat alle möglichen Tricks angewandt, um die Zimmernummer herauszufinden, aber das verstößt gegen unsere Geschäftspolitik. Sie können sich darauf verlassen, nicht gestört zu werden, Madam.“
„Es ist schön, dass Sie so korrekt sind. Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie der Frau die Zimmernummer geben und sie zu mir herauf schicken würden. Ich bin bereit, sie zu empfangen.“
Kyla legte auf. Sie schwitzte. Peggy und Pete mochten nicht gutheißen, was sie vorhatte, aber sie musste ihrem eigenen Gewissen folgen. Wenn Pete das nicht respektieren konnte, war er kein Mann für sie.
Sie schaute sich in der Suite um und versuchte, das Zimmer mit Lillians Augen zu sehen. Die Doppeltür zum Schlafzimmer stand offen und enthüllte das ungemachte Bett und den leeren Karton vom Bäcker. Kyla holte ihn rasch und warf ihn in den Papierkorb im Bad. Dann begann sie das Bett zu machen.
Wieder klopfte es. Kyla zerrte die Bettdecke glatt und streifte den Pullover über den Kopf. Ihr Haar befand sich in einem fürchterlichen Zustand, und barfuß war sie auch, aber sie wagte es nicht, Lillian noch länger warten zu lassen. Nach einem tiefen,beruhigenden Atemzug ging sie zur Tür. Vielleicht konnte sie Lillian ja mit einer Fußmassage besänftigen …
Ihr Instinkt sagte Kyla zwar, dass die Frau auf der anderen Seite der Tür Lillian Hepplewaite war. Doch vorsichtshalber schaute sie durch den Spion, bevor sie öffnete.
Was sie sah, bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich Lillians äußerer Erscheinung. Ihr grauer Wildledermantel stand auf lässig-sportliche Weise offen und strahlte eine unauffällige Eleganz aus. Darunter trug sie ein Wollkostüm im Chanelstil und eine
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