Fruehlingsherzen
Perlenkette. Glattes schulterlanges Haar umrahmte ein ovales, dezent geschminktes Gesicht. Kyla stellte sich Lillian an Petes Seite vor, Arm in Arm, und dachte, dass die beiden das Traumpaar eines jeden Werbefachmanns bilden mussten. Das perfekte Paar, um ein neues Automodell zu präsentieren oder sich mit Champagner zuzuprosten. Pete besaß wirklich einen guten Geschmack.
Mit klopfendem Herzen schloss sie die Tür auf und öffnete sie einen Spalt. „Beeilen Sie sich. Ich darf eigentlich nicht öffnen.“
Nach kurzem Zögern trat Lillian ein und brachte einen Hauch teuren Parfüms mit sich.
Kyla verschloss die Tür und legte den Sicherheitsriegel vor. Dann wandte sie sich zu Lillian um, die sie auf ihren hohen Absätzen um einiges überragte.
Petes Verlobte musterte sie abschätzend. „Und wer sind Sie?“
„Mein Name ist Kyla Finnegan.“ Sie streckte die Hand aus, doch Lillian ignorierte sie. „Pete ist nicht hier. Er ist …“
„Aber das ist doch seine Suite?“
„Ja.“
Lillian presste die perfekt geschminkten Lippen zusammen, ihr Blick wanderte über Kyla und blieb an ihren nackten Füßen hängen. Dann schaute sie sich im Zimmer um und spähte kurz ins Schlafzimmer. Als sie sich wieder zu Kyla umdrehte, war der Blick ihrer grauen Augen noch kälter. „Ich nehme an, er gibt Ihnen Geld dafür?“
Kyla verschlug es für einen Moment die Sprache. „Nein!“
„Dann sind Sie also nicht einmal eine Professionelle! Er hat ein armes Mädchen ausgenutzt, um sein letztes Abenteuer zu erleben!“ Ein mitleidiger Ausdruck huschte über ihr Gesicht, sie öffnete ihre Handtasche und nahm eine Brieftasche heraus. „Lassen Sie mich Ihr Taxi zahlen und Ihnen noch etwas für die Demütigung geben, die Sie erlitten haben.“
Kyla begann zu verstehen, warum Peggy sich nie für diese Frau erwärmen konnte. „Ich will kein Geld.“
Nachdem sie fünf Zwanzigdollarnoten abgezählt hatte, blickte Lillian auf. „Hören Sie, was immer er Ihnen auch erzählt haben mag, um Sie hier heraufzulocken, es ist nicht wahr. Nehmen Sie das Geld, und lernen Sie etwas daraus.“ Sie reichte Kyla die Scheine.
Kyla ignorierte sie. „Lillian, ich muss mit Ihnen reden.“ Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben, obwohl sie Petes Verlobte am liebsten einen Fausthieb auf die zierliche Nase versetzt hätte. „Nehmen Sie doch Platz.“ Sie deutete auf das Sofa. Zumindest brauchte sie dann nicht zu diesem dreisten Weib aufzuschauen.
„Wann kommt Pete zurück?“
„Das ist eine der Angelegenheiten, die wir besprechen müssen.“ Wieder deutete sie auf die Couch. „Bitte.“
Lillian bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick, steckte das Geld ein und ging auf das Sofa zu.
„Möchten Sie nicht Ihren Mantel abnehmen?“
„Nein, danke.“ Lillian hockte sich auf die Kante und straffte die Schultern. „Ich sehe keinen Sinn darin, den Kontakt zwischen uns zu vertiefen. Sagen Sie mir nur, wann Pete zurückkommt.“
Kyla nahm auf der andere Seite des Sofas Platz. „Ich weiß es nicht genau. Er ist nach Minneapolis geflogen, um Sie zu sehen.“
„Er ist … was?“ Zum ersten Mal gab Lillian ihre eisige Zurückhaltung auf.
„Er wollte Ihnen persönlich sagen, dass er … die Verlobung lösen will. Angesichts der Tatsache, wie wir zueinander stehen.“
„Moment mal! Wollen Sie mir damit etwa sagen, Sie bildeten sich ein, Chancen bei Pete Beckett zu haben?“
Nur der Gedanke, dass es Lillian war, die am meisten leiden würde, verschaffte Kyla die Kraft, sich zu beherrschen. „Obwohl wir uns erst sehr kurze Zeit kennen, empfinden wir eine sehr starke Zuneigung füreinander. Wir …“
„Jetzt hören Sie mal zu, Sie kleine Nutte. Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, aber ich kann mir denken, wie das alles passiert ist. Es widerstrebte Pete ein bisschen, den endgültigen Termin festzusetzen, und jetzt weiß ich auch, warum. Offenbar brauchte er wohl noch ein letztes Abenteuer.“ Lillian tippte mit einem langen Fingernagel auf den Verschluss ihrer Handtasche. „Ich gebe zu, dass er mich in den letzten Tagen etwas überrascht hat – mit dieser Reise, der Schnüffelei in den Akten seines Schwagers und jetzt mit Ihnen. Pete war sonst immer so leicht zu durchschauen. Von jetzt an werde ich ihn wohl etwas schärfer im Auge behalten müssen.“ Sie lächelte. „Was ihn eigentlich sogar noch reizvoller für mich macht.“
Kyla starrte sie an. „Sie glauben allen Ernstes, er würde eine Frau benutzen, um ein letztes Abenteuer zu
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