Fruehlingsherzen
dass sie diesen Kampf verlieren würde.
Sei nicht so kindisch, befahl sie sich, aber dann sah sie in seine unglaublich blauen Augen, in denen so viel Bewunderung stand, und geriet noch tiefer in ihren Gefühlsstrudel.
„Mongolisches Rindfleisch, Königskrabben, Su-san shan“, kündigte der Ober an und stellte die Platten und Schüsseln auf den Tisch.
„Sehr schön“, sagte Richard und verteilte das Rindfleisch auf Emilys Reis.
Emily betrachtete ihren Teller. Sie machte sich grundsätzlich nicht viel aus Rindfleisch, aber wenn es in Öl zubereitet war, dann verabscheute sie es geradezu. Zusätzlich war auch das Gemüsenoch in eine Fettschicht gehüllt, und die Zwiebeln erinnerten sie an Würmer. Sie beschloss, sich an die Königskrabben zu halten.
„Sie essen ja gar kein Fleisch.“ Richard runzelte die Stirn. „Ist etwas nicht in Ordnung? Soll ich es zurückgehen lassen?“
„Ich mag kein mongolisches Rindfleisch.“
„Warum haben Sie das nicht gesagt?“
„Das habe ich ja. Aber Sie haben nicht zugehört.“
Er sah forschend auf ihren Teller. „Und Su-san shan mögen Sie offenbar auch nicht“, stellte er fest.
„Nein. Aber der Ober war so aufmerksam und hat mir Pflaumensoße zu meinem Schweinefleisch gebracht.“
„Sie mögen also Pflaumensoße?“
„Ja.“ Emily seufzte. „Das habe ich auch gesagt.“
„Aber ich höre nie zu.“ Er sah sie an wie ein junger Hund, den man ausgeschimpft hatte.
„Nein.“ Sie ertrug es nicht, dass er so unglücklich war, und lächelte ihn an. „Sie sollten daran arbeiten.“
„Ich verspreche es.“
„Gut. Jetzt sind Sie an der Reihe. Erzählen Sie mir etwas von sich.“
Er zögerte, aber sie war eine gute Zuhörerin, und als das Dessert kam, wusste sie bereits alles über seine Vergangenheit. Sie hatten viel gemeinsam, zum Beispiel ihre Abneigung gegen den Disneyfilm „Bambi“, der sie beide als Kinder todunglücklich gemacht hatte. Beide waren Klassensprecher gewesen und hatten später beim Wirtschaftsstudium als Beste abgeschlossen. Sie liebten ihre Arbeit und hatten einige enttäuschende, unglückliche Beziehungen hinter sich.
Emily vergaß Richards Überheblichkeit vorübergehend und fühlte sich einfach nur wohl. Er war so lieb, so gescheit, so freundlich, so verletzlich, so eindeutig hingerissen von ihr. Und er war unglaublich sexy. Er war genau richtig für sie.
Und als er sie nach Hause brachte, lud sie ihn zu sich ein.
Sie schloss die Tür und drehte sich zu ihm um. Er gab ihr genug Zeit, nein zu sagen, aber er bewegte sich schnell genug, umihr das Gefühl zu geben, dass er ihr nicht widerstehen konnte. Und dann küsste er sie.
Tolles Timing, dachte sie noch, als seine Lippen ihre berührten. Und dann dachte sie gar nichts mehr.
Ganz offenbar hatte er sich in seinem Leben nicht nur mit Finanzen beschäftigt. Seine Lippen waren fest, und ihr wurde warm, als er sie auf ihrem Mund bewegte. Sie schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss hingebungsvoll. Ihre Zungen umspielten sich, und Emilys ganzer Körper schien zu brennen. Sie drückte sich an ihn, und er legte die Hand um ihren Nacken und ließ die Finger in ihre langen dunklen Haare gleiten.
Als er die Hand bewegte, verfing eine Strähne sich in seinem Manschettenknopf, und sie löste ihre Lippen von seinem Mund.
„Nicht, Richard. Warte! Meine Haare …“ Sie bog den Kopf zurück, um die Spannung zu mildern, und er nutzte die Gelegenheit, sie auf den Hals zu küssen und die Lippen zu ihrem Dekolleté wandern zu lassen. Seine Hände glitten an ihrem Rücken hinunter.
„Au! Richard, hör auf.“
„Womit?“, fragte er heiser. Seine Hände bewegten sich unablässig und zerrten an ihren Haaren. „Du hast wunderschöne Haare.“ Er hob die Hand und strich darüber.
„Puh!“ Sie ließ den Kopf sinken, als das Ziehen nachließ. Der Schmerz hatte ihr die Tränen in die Augen treten lassen.
„Du weinst“, sagte er leise und tief angerührt.
„Meine Haare haben sich in deinem Manschettenknopf verfangen.“
„Du bist so schön.“ Er neigte sich zu ihr, um sie erneut zu küssen.“
„Bist du taub?“, fuhr sie ihn an. „Meine Haare haben sich in deinem Manschettenknopf verfangen!“ Sie brüllte jetzt fast.
„Was ist?“
Emily löste sich von ihm, hielt aber seinen Arm fest. „Halt endlich still! Es tut wirklich weh.“ Sie musste blinzeln.
„Warum hast du denn nichts gesagt?“, fragte er vorwurfsvoll. Vorsichtig befreite er die Haarsträhne von
Weitere Kostenlose Bücher