Fruehlingsherzen
Richard“, sagte sie und erschrak. Es wäre kein Wunder, wenn er jetzt fluchtartig ihr Zimmer verlassen würde.
Er stützte sich auf die Hände und sah auf sie hinunter. Seine Augen waren halb geschlossen, der Mund gerötet und leicht geschwollen.
„Ich liebe dich auch“, sagte er. Und dann lachte er ein wenig zittrig. „Ich kann es selbst nicht glauben, dass ich das sage. Ich liebe dich, Emily.“ Er küsste sie auf die Stirn. „Ich liebe dich.“ Ihre Lippen trafen sich. „Ich liebe dich.“ Er ließ den Mund über ihren Hals wandern. „Ich liebe dich.“
Er küsste sie wieder auf die Lippen, und sie erwiderte diesen Kuss mit all den Gefühlen, die sie sich so lange versagt hatte. Er rollte sich auf die Seite, zog sie auf sich und strich mit den Händen über ihren Körper. Und er küsste sie wieder und wieder,bis sie nach Luft rang. Dann schob er sie mit einem Seufzer sanft von sich.
„Ich muss hier weg“, sagte er. „Sonst wälzen wir uns demnächst nackt auf dem Boden, und dann kommt Jane herein und überrascht uns.“ Er küsste sie noch einmal und stand dann auf und brachte seinen Anzug in Ordnung.
Mit einem Lächeln sah er auf sie hinunter. „Dieses Bild werde ich immer vor mir haben“, sagte er und bückte sich, um ihr aufzuhelfen. Dann zog er sie an sich, küsste sie ein wirklich letztes Mal und zog ihr den Rock wieder über die Hüften.
Emily trat einen Schritt zurück und steckte die Bluse in den Rock. „Sehe ich einigermaßen passabel aus?“, wollte sie wissen, und er lächelte und griff wieder nach ihr.
Es klopfte, und Jane kam herein. „Mr Parker!“
„Mr Parker wollte ohnehin gerade gehen.“ Emily tätschelte Richards Arm. „Er war wegen des Memos hier. Das heißt, wir müssen es gleich fertig machen. Hol deinen Stenoblock.“
Jane setzte sich nach einem kleinen Zögern in Bewegung.
Richard zog Emily noch einmal für einen kurzen Augenblick an sich. „Abendessen?“
Emily lehnte sich an ihn. „Sonst nichts?“
„Du bekommst alles, was du willst.“ Er strich mit den Lippen über ihren Mund, gab ihr einen kleinen Klaps auf den Po und ging dann zur Tür. „Auf Wiedersehen, Jane“, sagte er im Vorbeigehen und verschwand pfeifend den Korridor hinunter.
Jane kam zu Emily zurück. „Würdest du mir bitte erklären, was hier vor sich geht?“
„Bist du meine Mutter oder was?“
„Dieser Mann hat dir einen Klaps gegeben!“
Emily setzte sich. „Wir sind befreundet.“
„Was heißt ‚befreundet‘? Und wie ist er überhaupt hier hereingekommen?“
„Du warst gerade nicht in deinem Zimmer.“
„Das war vor einer halben Stunde. Und er war die ganze Zeit über hier? Unmöglich. Es war niemand da, als ich vorhin bei dir war.“ Jane setzte sich. Sie runzelte nachdenklich die Stirn. „Oder?“
„Im Grunde war mir immer klar, dass ich dich nie hätte einstellen sollen.“ Emily versuchte sich in einem kühlen, missbilligenden Gesichtsausdruck, aber es ging ihr viel zu gut, um ihn durchzuhalten. „Eine gute Sekretärin hat mehr Respekt vor ihrer Chefin.“ Sie streckte sich herzhaft gähnend und gab sich Mühe, einen ganz unbefangenen Eindruck zu machen. „An die Arbeit.“
Jane war unerbittlich. „Wo hat er sich versteckt, als ich hier war?“, wollte sie wissen. Ihre Augen waren schmal.
Emily seufzte resigniert. „Unter dem Schreibtisch.“
Jane fiel fast der Unterkiefer herunter. „Ach, du meine Güte.“
„Wenn du irgendjemandem ein Sterbenswörtchen sagst …“, begann Emily drohend, aber Jane winkte ab.
„Wofür hältst du mich? Außerdem würde mir das sowieso niemand glauben. Er scheint angebissen zu haben.“
„Ja.“ Emily nickte und seufzte dann.
„Wo ist also das Problem?“
„Ich will einen Partner, keinen Diktator.“
„Ich verstehe.“ Jane wiegte den Kopf.
„Richard will ständig alles bestimmen. Wenn ich etwas entscheide, mischt er sich grundsätzlich ein. Aber wenn er eine Entscheidung trifft, informiert er mich nur ganz nebenbei. Wenn ich etwas sage, was ihm nicht passt oder was er für unwichtig hält, hört er einfach nicht zu. Heute war das typische Beispiel. Ich telefoniere gerade, und er kommt einfach um den Schreibtisch und greift mir unter den Rock. Es kümmert ihn gar nicht, was ich gerade tue.“ Sie schloss für einen Moment die Augen, als sie wieder daran dachte.
„Und du warst begeistert.“
„Darum geht es nicht. Es geht darum, dass er jede Entscheidung an sich reißt und mich einfach übergeht. Ich möchte
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