Fruehlingsherzen
ignoriert wird und nichts dagegen ausrichten kann. Und jetzt komm da wieder raus.“ Er rüttelte an der Tür, aber sie war verschlossen. „Emily!“
„Ich kann dich nicht verstehen, Richard“, rief sie fröhlich. „Das Wasser läuft.“
Das Wasser schien eine ganze Ewigkeit zu laufen. Als das Rauschen endlich aufhörte, unternahm Richard einen neuen Versuch. „Emily, komm da raus! Ich möchte mit dir reden.“
Die Tür ging auf, und Emily erschien, fertig angezogen für die Arbeit. Sie küsste ihn auf die Wange. „Wir sehen uns dann im Büro, Liebling“, sagte sie und schwebte an ihm vorbei. Er folgte ihr zur Tür.
„Hör mit dem Blödsinn auf, Emily“, knurrte er.
Sie drohte ihm mit dem Finger und ließ ihn einfach stehen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Tür hinter ihr zu schließen.
„Sehr komisch.“ Er marschierte ins Badezimmer, um sich zu waschen und anzuziehen.
Richard versuchte, Emily anzurufen, als er ins Büro kam, aber Jane erklärte ihm kühl, sie sei nicht da. Er stürmte die Treppe hinunter und an Jane vorbei, aber Emily war tatsächlich nicht in ihrem Zimmer.
„Wo ist sie?“, herrschte er Jane an.
„Für wen halten Sie sich eigentlich?“ Jane hatte nicht vor, sich von ihm einschüchtern zu lassen. „Emily ist Ihre Partnerin, nicht Ihr Eigentum. Und deshalb muss sie auch nicht hier herumsitzen für den Fall, dass Ihnen vielleicht einfällt, dass Sie etwas von ihr wollen.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ihngrimmig. „Und wenn Sie nur einen Funken Verstand im Leib haben, dann hören Sie ihr endlich einmal richtig zu, denn sie kann enorm viel. Sie hat der Firma in den letzten sechs Monaten vier Millionen Dollar eingebracht, und Sie bisher noch nicht mal einen Cent!“
Richard erwiderte ihren Blick ebenso grimmig, aber Jane ließ sich davon nicht beeindrucken.
„Wenn Sie ihr schon nicht aus Überzeugung zuhören wollen, dann vielleicht deshalb, weil Sie Ihren Job gern behalten möchten. Denn wenn Sizzle ein Flop wird, weil Sie Emily nicht genügend Geld genehmigt haben, hängen Sie auch mit drin.“
„Sie wirft mit Geld einfach nur so um sich“, beklagte Richard sich. Sein Ärger hatte nachgelassen. „Sie braucht mich.“
„Unbedingt.“ Jane lächelte. „Es ist eine Katastrophe, wie sie mit Geld umgeht. Aber dafür haben Sie nicht die geringste Ahnung von Marketing. Parfüm verkauft man nicht, indem man irgendwelche Finanzpläne einhält. Emily ist ein Naturtalent. Aber sie hat nur dann Erfolg, wenn Sie ihr zuhören und ihr das Geld zur Verfügung stellen, das sie für ihre Kampagne braucht.“
Jane holt tief Luft. „Ihretwegen hat sie schon auf viele Ideen verzichtet, und das ist auch gut so. Sie hat viel von Ihnen gelernt. Und deshalb hat sie sich auf die beiden Punkte konzentriert, die ihrer Meinung nach ausschlaggebend für den Erfolg sind: die Rubine und die Filmwerbung. Sie dagegen haben nicht einmal einen Versuch gemacht, ihr zu helfen, sondern sagen immer nur nein zu allem, was sie vorschlägt.“
Richard sah sie schuldbewusst an. „Sie haben völlig recht.“
„Bis zur Besprechung haben Sie noch eine Stunde Zeit, sich etwas zu überlegen“, meinte Jane.
Er wollte etwas sagen, aber dann drehte er sich nur wortlos um und ging. Als er verschwunden war, lief Jane in den Waschraum. Emily saß auf dem Schminktisch und wartete schon auf sie.
„Er ist weg.“
„Und?“
„Schwer zu sagen.“ Jane lehnte sich an die Wand. „Ich habe ihm alles aufgezählt, was wir verabredet hatten. Offenbar ist er nicht daran gewöhnt, dass eine Sekretärin ihm die Leviten liest.“
„Wenn er dich immer noch für eine einfache Sekretärin hält, hat er nicht sehr gut aufgepasst.“
„Das ist sein grundsätzliches Problem.“
„Und was jetzt?“
„Willst du die Bombe fallen lassen?“
„Ja.“ Emily hüpfte auf den Boden. „Beide Bomben. Kommst du?“
„Aber unbedingt“, erwiderte Jane fröhlich. „Ich bediene den Videorekorder.“
Emilys Auftritt war brillant. Sie stellte das neue Parfüm vor, bestand darauf, dass die Herren es an sich selbst testeten, und sprach dann über die anvisierten Zielkunden und ihre Marketingkampagne. Sie fühlte Richards Blicke auf sich, aber als sie endlich aufsah, entdeckte sie darin keineswegs den Zorn, den sie erwartet hatte, sondern unverhüllten Stolz. Er fand sie wundervoll. Zu Recht, dachte sie. Ich bin wundervoll.
„Wir bauen die Werbung ähnlich auf wie die für Paradise,
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