Fruehlingsherzen
rentiert sich nicht unbedingt für uns.“
Hat sie „uns“ gesagt? überlegte er. „Das ist komisch.“ Er sah sie an, als wäre sie eine blutige Anfängerin. „Normalerweise rentiert sich die Bar in einer Bar am meisten.“ Sein einschüchternder Blick schien nicht zu funktionieren. Tatsächlich machte Kendra den Eindruck, als würde dadurch nur ihr Kampfgeist geweckt.
„Sicher ist das bei anderen Geschäftsmodellen richtig“, erklärte sie nachdenklich. „Aber Fakt ist, dass die Bar keinesfalls der profitabelste Teil eines Internet-Cafés ist.“
Er lachte ungläubig. „Und seit wann ist ‚Monroe’s‘ ein Internet-Café?“
„Seit ich ‚Monroe’s‘ gekauft habe.“
„Seit du was …?“, fragte Bruce entgeistert.
Er weiß es nicht, wurde Kendra bewusst, als sie den Schock in seinen dunkelbraunen Augen wahrnahm. Offensichtlich hatte er keine Ahnung davon, dass sie seit zwei Jahren eine geschäftliche Vereinbarung mit seinem Vater hatte. Sie hatte nie den Mut aufgebracht, Seamus zu fragen, ob er seinen Sohn darüber informiert habe. Denn Seamus war dem Thema Bruce für lange Zeit höflich aus dem Weg gegangen. Aber das würde jetzt wohl ein Ende haben.
„Ich habe ‚Monroe’s‘ vor einer Weile gekauft. Nun, die Hälfte. Und ich führe das Café, obwohl dein Dad immer noch mit fünfzig Prozent daran beteiligt ist.“ Dass es in Wahrheit einundfünfzig Prozent waren, brauchte sie Bruce ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden.
„Wirklich.“ Er rieb sich nachdenklich das Kinn.
Kendra stellte fest, dass er sich bereits längere Zeit nicht mehr rasiert hatte. Der leichte Dreitagebart passte gut zu seinem markanten Gesicht und dem verführerischen Grübchen am Kinn, das sie schon einmal mit der Zunge liebkost hatte. „Ja, wirklich.“ Wieder hantierte sie mit den Karten, um ihre Hände zu beschäftigen und nicht in Versuchung zu geraten, ihm über die Bartstoppeln zu streichen.
„Und du hast ‚Monroe’s‘ in diesen Cybersalon verwandelt.“ Er schaute sich verächtlich um.
Sie musste lachen. Er brachte sie immer zum Lachen. Schon damals, in der Kindheit, als sie zehn war, hatte er sie geneckt. Sie hatte gekichert und war dann nach oben gerannt, hatte sich in ihrem Zimmer aufs Bett geworfen und aus lauter Liebe zu ihm geheult. „Wir sind im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen, Bruce, und du kannst dich jederzeit gerne einloggen.“
„Nein, vielen Dank.“ Er trat einen Schritt zurück und bedachte sie von oben bis unten mit einem dieser prüfenden Blicke, die sie immer noch unter Strom setzten.
Als er ihr schließlich wieder ins Gesicht sah, zwang sich Kendra, ihm in die dunklen Augen zu schauen. Und sein herausfordernder Blick ließ erkennen, dass es ihm immer noch egal war, was andere von ihm dachten. Dieser provozierende Blick sowie seine Vorliebe für Spaß und Spiel und sein stets hundertprozentiger Einsatz auf dem Baseballfeld hatten ihm den denkwürdigsten aller Jahrbucheinträge in der Geschichte der Rockingham Highschool eingebracht: Bruce ist wild.
Sie sahen sich etwas zu lange in die Augen, und sie fühlte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. An wie viele Dinge erinnerte er sich noch? Dass sie ihm gestanden hatte, schon ihr Leben lang in den besten Freund ihres großen Bruders verknallt zu sein? Erinnerte er sich daran, dass sie während ihrer gemeinsamen leidenschaftlichen Nacht nie das Wort nein benutzt hatte? Dass sie „ich liebe dich“ geflüstert hatte, als sie mit ihm geschlafen hatte und endlich eins mit dem Mann ihrer Träume geworden war?
Sophie kam mit einem großen braunen Umschlag auf Kendra zugeeilt und riss sie aus ihren Gedanken. „Der Bote von Kinko’s hat ihn gerade abgegeben.“
Kendra nahm den Umschlag. „Bist du sicher, dass sie alles mitgeschickt haben?“
Die junge Frau nickte. „Und die Diskette zur Datensicherung ist auch drin.“
Okay, jetzt bin ich fast am Ziel, dachte Kendra. Seamus und Diana würden morgen nach Boston, New York und San Francisco reisen. Sie wollten Investoren für die Umgestaltung von „Monroe’s“ in das erste Internet-Café mit Galerie, Theater und Künstlertreff in der Gegend auftreiben. Kendra hatte zwei Jahre Recherche und Planung in dieses Projekt gesteckt. Nun kam es nur noch auf die Präsentation an.
„Seamus hat gerade angerufen“, fügte Sophie hinzu. „Er möchte die Unterlagen heute noch sehen, um eventuell noch einige Punkte mit dir durchzugehen, bevor er mit Diana abreist.“
Kendra warf
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