Fruehlingsherzen
einen Blick auf Bruce, der es wieder einmal schaffte, durch seine bloße Anwesenheit den Raum kleiner wirken zu lassen. Ihr war er schon immer größer erschienen, als er tatsächlich war. Ungeachtet der Tatsache, dass er all ihre Träume zunichtegemacht hatte, hatte sie ihn stets idealisiert.
Doch dann überkam sie ein ungutes Gefühl. Jeder wusste, dass Bruce’ Baseballkarriere zu Ende war. Wollte er für immer in Rockingham bleiben? Dann hätte er einmal mehr die Gelegenheit, ihre Pläne zu durchkreuzen. Nicht, weil sie ihm wie ein liebeskrankes Schulmädchen in die Arme fallen würde – diesen Fehler würde sie nie mehr begehen –, sondern weil er die Meinung seines Vaters ändern könnte. Falls er „Monroe’s“ haben wollte, so würde Seamus ihm das Lokal geben. Seamus würde Bruce sogar die Sterne vom Himmel holen. Der verlorene Sohn war zurückgekehrt, und die Ersatztochter könnte jetzt einfach im Regen stehen gelassen werden.
Sie betrachtete das Gesicht, das sie einmal so sehr geliebt hatte. Bruce Monroe konnte doch nicht zurück nach Rockingham kommen und erneut ihr Leben ruinieren. Aber sie würde ihmnie die Befriedigung verschaffen, zu erfahren, wie viel Macht er über sie hatte – damals wie jetzt. „Du kannst hinter mir herfahren“, sagte Kendra so gleichgültig, dass sie stolz auf sich war.
„Du kannst mit mir fahren“, schlug er vor.
„Nein, danke.“ Erinnert er sich nicht daran, was passiert war, als sie das letzte Mal zusammen in einem Auto gesessen hatten? fragte sie sich.
„Du kannst mir vertrauen.“ Bruce zwinkerte ihr zu. „Ich bin lediglich von den Rennstrecken verbannt worden, nicht von den Straßen.“ Er spielte auf den Unfall an, den er bei einem Autorennen verursacht hatte.
„Ich dachte nur daran, dass du deinen Vater schon viele Jahre nicht mehr gesehen hast. Zweifellos wirst du länger dort bleiben wollen als ich.“
„Das hängt davon ab, wie ich empfangen werde.“ Er lächelte. „Es ist eine ganze Weile her.“
„Das kann man wohl sagen.“
Sein Lächeln wurde breiter, als er erneut den Blick über ihren Körper wandern ließ. Sie musste aufpassen, dass ihre Knie nicht weich wurden. „Ist das deine Art, mir mitzuteilen, dass du mich vermisst hast, Kendra?“
Nun war sie dermaßen elektrisiert, dass sie rot wurde. Sie spürte, wie sie mit jeder Faser ihres Körpers auf ihn reagierte, und räusperte sich. „Es ist sicher unmöglich für dich, das zu verstehen, Bruce. Aber jeder einzelne Einwohner Rockinghams hat es irgendwie geschafft, ganz ohne Psychotherapie, Medikamente oder Drogen deine lange Abwesenheit zu überleben. Jeder Einzelne.“
Er lachte nur und zwinkerte ihr zu. „Nun komm schon. Ich werde fahren. Hast du alles, was du brauchst?“
Nein, dachte sie. Sie brauchte Scheuklappen, die sie daran hinderten, ihn anzustarren. Außerdem einen Panzerschrank für ihr Herz und einen Keuschheitsgürtel. Erst dann wäre sie für ihn gerüstet. Aber das brauchte er nicht zu wissen. Und niemals durfte er erfahren, warum sie das Studium in Harvard noch im ersten Jahr geschmissen hatte. „Ja, ich habe alles.“ Sie drückteden Umschlag an ihre Brust und lächelte ihn strahlend an. „Nur der hier ist von Bedeutung.“
„Was ist denn hier in der Stadt eigentlich los?“ Bruce warf einen Blick auf die kleinen Antiquitätenläden und Kunstgalerien auf der rechten Seite des High Castle Boulevards, konnte aber nicht widerstehen, auch seine Beifahrerin verstohlen anzuschauen. Denn Kendra sah so viel besser aus als all die Veränderungen in seiner Heimatstadt.
„Was los ist? Diana Lynn Turner ist hergekommen.“
Schon wieder diese berühmte Diana Lynn, dachte er. „Jetzt erzähl mir nicht, dass sie die rosafarbenen Häuserwände der Wohnsiedlungen gebaut hat, die ich auf dem Weg in die Stadt gesehen habe. Und seit wann hat alles einen Namen wie Rocky Shores, Point Place oder Shoreline Estates?“
„Seit Diana Lynn hier ist“, antwortete Kendra leicht ungeduldig, weil Bruce nicht begriff, welche Macht Diana hatte.
„Was ist sie? Ein 1-Mann-Bauunternehmen?“
Sie lachte leise und so mädchenhaft, dass ihm unerwartet ganz heiß wurde. „Sie hat die Häuser nicht gebaut, aber die Bauunternehmen vorgeschlagen und das Auswahlgremium davon überzeugt, Einfluss auf die Planungskommission zu nehmen. Dann hat sie ihre eigene Immobilienfirma gegründet und den Wohnungsmarkt in Rockingham in Schwung gebracht.“
„Warum?“
„Aus einer Reihe von
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