Fruehlingsherzen
Herz spielte schon wieder verrückt.
„Bist du sicher, dass es okay ist?“, unterbrach er ihre Gedanken.
„Dir ist verziehen, dass du nicht angerufen hast“, sagte sie ruhig. Vielleicht würde er Ruhe geben, wenn er kein schlechtes Gewissen mehr hatte.
„Und du lügst auch nicht?“
„Das würde ich niemals tun.“ Aber sie würde ihm auch nie die volle Wahrheit erzählen. Sein Schweigen schien eine Ewigkeit zu dauern. Schließlich strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, um einen Blick auf ihn zu werfen. Bruce wirkte sehr angespannt und nachdenklich.
„Dann werde ich dir die Wahrheit sagen“, begann er.
Kendra wartete, bis er einen Pick-up überholt hatte.
„Ich musste alle Verbindungen nach Rockingham abbrechen“, sagte er schließlich so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
„Warum?“
„Weil …“ Er schüttelte den Kopf.
Sie konnte einfach den Blick nicht von seinem ernsten und schönen Gesicht wenden. Es tat immer noch weh, ihn anzusehen.
Bruce wechselte die Spur, überholte einen Minivan und verlangsamte wieder das Tempo. „Ohne meine Mutter, die immer eingriff …“ Er stockte. „Es war kompliziert, mit meinem Vater auszukommen ohne meine Mutter. Ich habe sie einfach zu sehr vermisst. Ich konnte nicht zurückkommen.“
Kendra wusste, dass Seamus sehr beherrschend sein konnte. Besonders wenn es um Bruce ging. „Das verstehe ich.“ Aber warum hast du mich nicht angerufen, verdammt? Doch inzwischen hatte sie gelernt, ihre Gefühle zu verbergen. Deshalb stellte sie ihm diese Frage nicht. Vielleicht war das dumm, vielleicht auch feige. Aber das war der einzige Weg, wie sie mit ihm umgehen konnte. Denn als sie ihm ein einziges Mal ihre Gefühle gestanden hatte …
„Und was hätte es für einen Sinn gehabt, dich anzurufen, wenn ich nicht zurückkommen konnte?“, fuhr er fort.
Sie zuckte mit den Schultern. „Oh, ich weiß nicht. Du hättest anrufen können, weil es sich einfach so gehört hätte. Oder weil wir uns schon ein Leben lang kannten. Oder weil du wusstest, was ich für dich empfand.“
„Es tut mir wirklich sehr leid, Kendra“, erklärte er. „Ich habe mich total danebenbenommen.“
Sie legte beschwichtigend die Hand auf seinen Oberschenkel. Dieses Mal tätschelte sie ihm den Oberschenkel. „Vergiss es, Bruce. Ich habe es bereits vor langer Zeit vergessen“, log sie.
„Also, warum bist du von Harvard abgegangen?“
Die Frage kam so unerwartet, dass ihr der Atem stockte. „Ich habe mein Stipendium verloren und konnte es mir nicht leisten, mein Studium dort zu beenden.“
Er warf ihr einen ungläubigen Blick zu. „Wie hast du denn dieses tolle Stipendium verspielt?“
„Durch schlechte Zensuren.“ Während der ersten Monate der Schwangerschaft hatte sie sich jeden Morgen übergeben müssen und war in keiner guten Verfassung gewesen.
Der Verkehr zwang Bruce, wieder auf die Straße zu schauen. „Was ist passiert? Du warst doch immer eine Einser-Schülerin, ein richtiges Genie. Daran erinnere ich mich.“
Ja, ein Genie, das keine Verhütungsmittel benutzt hat. „Ich habe es einfach vermasselt, Bruce. Solche Dinge können passieren. Oder hast du deinen Unfall beim Rennen schon vergessen, dessentwegen du hier bist?“
Er lächelte ironisch. „Das lässt du ja nicht zu.“
Kendra wusste, dass sie das Gespräch auf ihn bringen musste. Sonst würde er weiterbohren. „Was ist dir direkt nach dem Unfall durch den Kopf gegangen?“
„Dass Dad mich umbringen wird.“
„Er war in der Tat wütend“, bekannte sie.
Bruce sah sie an. „Und warum hast du es vermasselt?“
„Lass es gut sein, bitte.“
„War es wegen eines Mannes?“
„Ja.“
„Hast du ihn geliebt?“
„Ja.“
„Liebst du ihn immer noch?“
„Ab und zu denke ich noch an ihn“, brachte Kendra hervor, obwohl ihr das Herz bis zum Hals klopfte.
„Hat er dir wehgetan?“
Sie dachte an die Schmerzen und die schreckliche Fahrt zum Krankenhaus. An die Enttäuschung, die Schuldgefühle. „Es war eine schreckliche Zeit.“ Sie hatte das Baby, Harvard und Bruce verloren. „Aber ich habe es überlebt.“ Sie holte tief Luft und lächelte ihn an. Sie war sich während der gesamten Unterhaltung darüber bewusst gewesen, dass er seine Hand auf ihr Bein gelegt hatte. „Also, welchen Pizzaofen willst du besorgen?“
Er warf ihr wegen dieses abrupten Themawechsels erneut einen ungläubigen Blick zu.
„Weißt du, je mehr ich darüber nachdenke“, fügte sie hinzu, bevor er
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