Fruehlingsherzen
dass Bruce diese Pläne großartig fand. Aber er konnte dafür sorgen, dass auch eine Bar Gewinn erzielte. Er hoffte auf einen Kompromiss, konnte sich aber nicht vorstellen, dass Kendra dem zustimmte. „Dazu möchte ich jetzt noch nichts sagen.“
Martin trank noch einen Schluck. „Sie hat sehr lange an der Umwandlung der Bar in ein Internet-Café mit Räumen für Künstler gearbeitet.“
„Zwei Jahre. So lange ist sie schon Mitinhaberin des Lokals.“
„Oh nein, Bruce. Sie arbeitet schon seit zehn Jahren oder noch länger im ‚Monroe’s‘. Bereits seit dem College“, erwiderte Martin fast aggressiv.
Bruce wurde das Gefühl nicht los, dass sein ehemaliger Rektor auf irgendetwas hinauswollte. „Ja, ich erinnere mich.“
„Aber dann hat sie ihr Studium abgebrochen.“
Hatchers vorwurfsvoller Ton ließ Bruce aufhorchen. „Sie hat erzählt, dass sie einen Durchhänger hatte.“
Martin sah ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen an und nickte. „Mir würde es keineswegs gefallen, wenn ich mit ansehen müsste, dass sie wieder unglücklich ist.“
„Denken Sie, es macht sie unglücklich, dass ich hier bin?“
„Hab ich das gesagt?“
„Nun, was wollten Sie denn damit sagen?“, fragte Bruce.
„Ich sagte, dass sie große Pläne für dieses Lokal hat – oder hatte. Und zufällig weiß ich, dass eine Bar in diesen Plänen nicht vorgesehen war.“
Bruce starrte den Mann an und suchte nach einer vernünftigen Erklärung für dessen merkwürdige Botschaft. Als er dann die Wahrheit ahnte, begann er zu lachen. „Martin, ich werde das Baseballteam der Highschool nicht trainieren. Alle Versuche, mir Schuldgefühle wegen Kendras Plänen zu verursachen, sind zwecklos, Sir.“
„Wenn Sie noch einmal Sir zu mir sagen, werde ich mich von Ihnen fernhalten.“ Martin zwinkerte ihm listig zu. „Was bin ich dir schuldig?“
„Das geht aufs Haus. In Wahrheit bin ich Ihnen etwas schuldig.“
„Ich arbeite mal wieder als Platzwart. Vielleicht sehen wir uns ja diese Woche beim Training.“
Nachdem Bruce das letzte Glas gespült hatte, verstaute er das eingenommene Geld in der Mappe, die in Kendras Schreibtischschubladelag, und schloss sie ab. Als er die Schlüssel einsteckte, trat er gegen etwas Weiches auf dem Boden. Es war Kendras Nyloneinkaufstasche, mit der sie immer zur Arbeit kam. Kendra musste sie vergessen haben, als sie nach Hause gegangen war. Er lächelte bei dem Gedanken, dass sie nach dem Ausflug nach Fall River wahrscheinlich ziemlich durcheinander war.
Er nahm die Tasche mit ins Auto und stellte sie auf den Rücksitz, um sie ihr mit den Schlüsseln auf Dianas Küchentisch zu legen. Dort würde sie die Sachen finden, wenn sie Newman zum Spaziergang abholte. Nein, korrigierte er sich. Morgen früh würde Kendra ja in seinem Bett aufwachen. Dann könnte er ihr die Tasche persönlich geben. Er konnte es kaum erwarten, zu ihr zu kommen, und trat auf das Gaspedal seines Mercedes Cabrio.
Kendra, die hinter einer fast einen halben Meter hohen Düne auf einer Decke saß, hörte das Motorengeräusch des Mercedes. Und dann sah sie auch schon den grellen Lichtkegel der Scheinwerfer, der die Dunkelheit durchschnitt.
Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Sich draußen am Strand zu verstecken war feige. Aber sie wäre wehrlos, würde Bruce an ihre Tür klopfen und sie mit seinem Lächeln entwaffnen. Sie hatte den ganzen Abend über die sogenannte Neuauflage nachgedacht. Er wollte mit ihr ins Bett gehen, und sie würde nur zu gern ja sagen. Sie stand förmlich in Flammen, wenn sie nur daran dachte, ihn ganz zu spüren.
Die Scheinwerfer gingen aus. Kendra hörte die Autotür und sank tiefer in den Sand. Sie musste ihm einfach weiterhin aus dem Weg gehen, und wenn Seamus und Diana zurück waren, würde sie ihnen sagen … Was? Sie war noch nicht sicher. Die Bar warf zweifellos Gewinn ab. Aber die Einnahmen aus dem Internet-Café waren auch gestiegen. Sie war bislang keinen Schritt damit weitergekommen, mit Bruce eine Lösung zu finden. Allerdings war sie kurz davor, seiner ungeheuren Anziehungskraft auf sie nachzugeben, die ihr nun schon seit mehr als zwanzig Jahren den Kopf verdrehte.
Sie stellte sich vor, wie er um das Haus herumging, in dem es völlig dunkel und ruhig war. Würde er es aufgeben, oder würde er anklopfen? Er würde annehmen, dass sie eingeschlafen oder ausgegangen war. Dann würde er sicherlich zurück zu Dianas Haus gehen. Würde Newman ihn mit lautem Bellen begrüßen, dann
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