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Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
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heißt, ich weiß nicht. Deswegen wollte ich ja ihre Meinung haben. Lassen Sie mich etwas zu trinken für Sie zurechtmachen. Was Neues. Nennt sich Weißer Engel», sagte er und mixte halb Wodka, halb Gin, ohne Wermut. Während ich das Ergebnis trank, stand Joe Bell daneben, lutschte eine Magenpille und wälzte in seinem Hirn, was er mir erzählen wollte. Dann: «Erinnern Sie sich an einen gewissen Mr. I. Y. Yunioshi? Einen Herrn aus Japan?»
    «Aus Kalifornien», sagte ich, mich seiner genau erinnernd. Mr. Yunioshi ist Photograph bei einer der Bildzeitschriften, und als ich ihn kannte, bewohnte er das Atelier im Dachgeschoß des Backsteinhauses.
    «Nun bringen Sie mich nicht durcheinander. Ich frage ja einzig und allein, ob Sie wissen, wen ich meine? Schön. Wer also kommt gestern abend hier angetanzt? Eben genau dieser Mr. I. Y. Yunioshi. Gesehen habe ich ihn nicht - das müssen, denke ich, mehr als zwei Jahre sein. Und wo meinen Sie, daß er in diesen zwei Jahren gewesen ist?»
    «Afrika.»
    Joe Bell hörte mit seiner Pillenlutscherei auf, seine Augen verengten sich. «Also woher wußten Sie das?»
    «Bei Winchell gelesen.» Was tatsächlich stimmte, ich hatte es aus der Gesellschaftsklatschspalte.
    Klingelnd ließ er seine Kasse aufspringen und entnahm ihr einen braunen Umschlag. «Na, dann sehen Sie mal, ob Sie das hier auch bei Winchell gelesen haben.»
    In dem Umschlag waren drei Photographien, mehr oder weniger die gleichen, wenn auch aus verschiedener Sicht aufgenommen: ein hochgewachsener feingliedriger Neger im Baumwollkattunrock, mit einem schüchternen und dennoch eitlen Lächeln, der auf seinen Händen eine eigenartige Holzskulptur zur Schau stellte, den in die Länge gezogenen geschnitzten Kopf eines Mädchens, das Haar eng anliegend und kurz wie bei einem Jüngling, ihre glatten Holzaugen zu groß und schräg gestellt im spitzzulaufenden Gesicht, ihr Mund breit, überbetont, den Lippen eines Clowns nicht unähnlich. Auf den ersten Blick wirkte sie ganz wie die meisten primitiven Schnitzereien; und dann doch wieder nicht, denn dies war das genaue Abbild von Holly Golightly, wenigstens so weit, wie ein dunkles regloses Ding ihr überhaupt ähnlich sein konnte.
    «Nun, was sagen Sie dazu?» fragte Joe Bell, befriedigt über meine Verwirrung.
    «Es sieht ihr ähnlich.»
    «Hören Sie, mein Junge», und er schlug mit der Hand auf die Theke, das ist sie. So sicher wie ich ein Mann bin, der Hosen tragen kann. Der kleine Japanese wußte es in der ersten Minute, als er sie erblickte.»
    «Er hat sie gesehen? In Afrika?»
    «Na ja - eben diesen Kopf da. Aber das kommt aufs gleiche 'raus. Lesen Sie die Angaben selber», sagte er, indem er eine der Photographien herumdrehte. Auf der Rückseite stand: Holzschnitzarbeit, Südlicher Stamm Tococul, Ostafrika, Weihnachtstag 1956.
    Er sagte: «Nun, was der Japanese dazu berichtet», und dies war die Geschichte: Am Weihnachtstag war Mr. Yunioshi mit seiner Kamera durch Tococul gekommen, ein Dorf im Gewirr des Irgendwo und Unbedeutenden, nichts als eine Ansammlung von Lehmhütten mit Affen in den Höfen und Bussarden auf den Dächern. Er hatte bereits beschlossen, weiterzuziehen, als er plötzlich einen Neger in einer Türöffnung hocken und Affen in einen Spazierstock schnitzen sah. Mr. Yunioshi war beeindruckt und wollte mehr von seinen Arbeiten sehen. Worauf ihm der geschnitzte Mädchenkopf gezeigt wurde und er zu träumen glaubte, wie er Joe Bell erzählte. Doch als er sich zum Kauf erbot, umfaßte der Neger seinen Geschlechtsteil mit der Hand (offenbar eine ebenso delikate Geste wie die beteuernd aufs Herz gelegte Hand) und sagte nein.
    8
    Ein Pfund Salz und zehn Dollar, eine Armbanduhr und zwei Pfund Salz und zwanzig Dollar, nichts machte ihn wankend. Mr. Yunioshi war auf jeden Fall entschlossen, herauszufinden, wie es zu der Schnitzerei gekommen war. Es kostete ihn sein Salz und seine Uhr und der Vorgang wurde ihm im Eingeborenendialekt, Pidgeonenglisch und Zeichensprache übermittelt. Doch schien es danach, daß im Frühjahr jenes Jahres eine Gruppe von drei Weißen aus dem Busch erschienen war, zu Pferde. Eine junge Frau und zwei Männer. Die Männer, beide mit rotentzündeten Augen, waren gezwungen, einige Wochen abgeschlossen und fiebergeschüttelt in einer isolierten Hütte zu verweilen, während die junge Frau, die alsbald eine Neigung zu dem Holzschnitzer gefaßt hatte, die Schlafmatte des Holzschnitzers teilte.
    «Diesem Teil der Geschichte schenke ich

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