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Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
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wie vor den Kopf geschlagen. «Na, Sie sind ja. Ein Biest sind Sie.»
    Wir waren schon an der nächsten Querstraße, ehe sie erwiderte: «Ich habe es Ihnen doch gesagt. Wir sind uns am Fluß drüben nur so begegnet mehr war nicht. Vogelfreie, alle beide. Wir haben einander nie irgendwelche Versprechungen gemacht. Wir haben nie -» sagte sie und die Stimme versagte ihr, ein Zucken, eine krampfhafte Blässe bemächtigten sich ihres Gesichts. Der Wagen hielt vor einer Verkehrsampel. Da hatte sie die Tür offen, lief die Straße hinunter, und ich rannte hinterher.
    Aber der Kater war nicht an der Ecke, wo sie ihn gelassen hatte. Nichts und niemand war auf der Straße außer einem pissenden Betrunkenen und zwei Negernonnen, die einen Trupp lieblichsingender Kinder hüteten. Andere Kinder tauchten aus Torwegen auf und Frauen lehnten sich über ihre Fensterbrüstungen, als Holly den Block hinauf- und herunterschoss, vor- und zurückrannte, lockend: «Du Kater. Wo bist du. Hier, Kater.»
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    Sie hörte nicht auf, bis ein beulenbedeckter Junge daherkam, der ein altes Katervieh baumelnd am Genick gepackt hielt: «Sie möchten 'n hübsches Kätzchen, Miss? Gebense'n Dollar.»
    Die Limousine war uns nachgefahren. Jetzt ließ Holly sich von   mir draufzusteuern. An der Tür zögerte sie, blickte an mir vorbei, an dem Jungen vorbei, der noch immer seine Katze ausbot («Halben Dollar. Oder vier Cents? Vier Cents sin' doch nich viel»), und sie schauderte, sie mußte nach meinem Arm fassen, um nicht umzukippen: «Oh mein Gott. Wir gehörten doch zusammen. Er war mein.»
    Da gab ich ihr ein Versprechen, ich sagte, daß ich zurückkehren und ihren Kater finden würde: «Ich werde mich auch um ihn kümmern. Mein Wort drauf.»
    Sie lächelte - dies freudlose neue, gezwungene Lächeln. «Aber was wird aus mir?» sagte sie flüsternd und erschauerte wieder. «Ich fürchte mich so, mein Junge. Ja, endlich. Weil das ewig so weitergehen kann. Nicht wissen, was einem gehört, bis man es weggeworfen hat. Das rote Grausen, das ist gar nichts. Das fette Weib, gar nichts. Dies jedoch - mir ist der Mund so trocken, daß ich nicht spucken könnte und wenn mein Leben davon abhinge.» Sie stieg in den Wagen, sank auf den Sitz. «Entschuldigen Sie, Fahrer. Es kann weitergehen. »

    TOMATOS TOMATE VERSCHWUNDEN.
    Und-.
    RAUSCHGIFTSCHMUGGEL - SCHAUSPIELERIN MÖGLICHES OPFER DER GANGSTER.
    Nach gehöriger Zeit jedoch berichtete die Presse:
    FLÜCHTIGE SCHÖNE NACH RIO ENTKOMMEN.
    Anscheinend wurde von den Behörden keinerlei Versuch unternommen, sie zurückzuholen, und bald schrumpfte die Angelegenheit zu gelegentlicher Erwähnung in den Klatschspalten zusammen. Als Meldung wurde sie nur noch einmal wieder aufgebracht: am Weihnachtstag, als Sally Tomato an einem Herzanfall in Sing-Sing starb. Monate vergingen, ein Winter wurde aus ihnen, und von Holly kein Wort.
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    Der Besitzer des Backsteinhauses verkaufte ihr zurückgelassenes Eigentum, das weißseidene Bett, den Gobelin, ihre kostbaren gotischen Lehnstühle; ein neuer Mieter bezog die Wohnung, sein Name war Quaintance Smith, und er sah ebensoviel Herrenbesuche von lärmender Wesensart bei sich wie Holly jemals gehabt hatte, obgleich in diesem Falle Madame Spanella nichts dagegen hatte, tatsächlich himmelte sie den jungen Mann an und sorgte für Filet mignon, wann immer er ein blaues Auge hatte, weil ihr das alte Hausmittel des Beefsteaks zu armselig für ihn schien. Doch im Frühjahr kam eine Postkarte. Sie war mit Bleistift gekritzelt und mit einem Lippenstiftkuß gezeichnet:
    - Brasilien war scheußlich, aber Buenos Aires ganz groß. Nicht Tiffany, aber fast. Bin hüftenwärts mit himmlischem Senor verbunden. Liebe? Ich glaube. Sehe mich jedenfalls nach was zum Wohnen um (Senor hat Frau und sieben Bälger) und lasse Sie Adresse wissen, sobald ich selber weiß. Mille tendresse. -
    Aber die Adresse, falls sie es je gegeben, wurde nie geschickt, was mich tief betrübte. Da war so vieles, was ich ihr schreiben wollte: daß ich zwei Geschichten verkauft hatte, gelesen, wo die Trawlers gegeneinander auf Scheidung klagten, und aus dem Backsteinhaus auszog, weil dort Gespenster umgingen. Aber vor allem wollte ich ihr von ihrem Kater berichten. Ich hatte mein Versprechen gehalten, ich hatte ihn gefunden. Wochen des Nach-der-Arbeit-Umher-Streifens durch diese Spanisch-Harlemer Straßen brauchte es, und es gab viele falsche Alarme - Aufblitzen tigergestreiften Felles, das, bei näherer Besichtigung, nicht

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