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Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
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überhaupt mitrechnen wollen, Jose meine erste nicht ekelhafte Liebesgeschichte. Oh, er ist nicht der Inbegriff des absoluten finito für mich.
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    Er macht kleine Schwindeleien, und er regt sich auf, was die Leute denken, und er badet etwa fünfzigmal am Tag - dabei müssen Männer doch etwas riechen. Er ist zu zimperlich, zu vorsichtig, um so recht mein Ideal von Liebhaber zu sein; er dreht sich immer 'rum, wenn er sich auszieht, und er macht zuviel Geräusch beim Essen, und ich mag ihn nicht rennen sehen, weil das irgendwie komisch aussieht, wenn er rennt. Wenn ich so die Wahl hätte unter allem, was da lebt, einfach so mit den Fingern knipsen und sagen könnte: komm her du, da würde ich mir Jose nicht 'raussuchen. Nehru, der käme eher hin. Wendell Willkie. Entschließen würde ich mich für die Garbo, wann auch immer. Warum nicht? Der Mensch müßte Mann oder Frau heiraten können - passen Sie auf, wenn Sie zu mir kämen und sagten, Sie wollten's mit einem Kriegsschiff treiben, würde ich Ihre Gefühle achten. Nein, im Ernst. Liebe sollte erlaubt sein. Ich bin ganz und gar dafür. Jetzt, da ich so ziemlich eine Ahnung davon habe. Denn ich liebe Jose - ich würde zu rauchen aufhören, wenn er's von mir verlangte. Er ist so nett, er kann mir das rote Grausen weglachen, nur habe ich es gar nicht mehr so viel, höchstens hie und da, und selbst dann ist es nicht derart ekelino , daß ich Seconal schlucken oder mich zu Tiffany hinschleppen muß - ich bringe seinen Anzug zur Reinigung oder fülle Pilze, und schon fühle ich mich fein, einfach großartig. Noch etwas, ich habe meine Horoskope weggeschmissen. Ich muß wohl einen Dollar für jeden gottverdammten Stem in diesem gottverdammten Planetarium ausgegeben haben. Es ist langweilig, aber die Antwort ist, daß einem Gutes nur zustößt, wenn man selber gut ist. Gut? Anständig trifft eher das, was ich meine. Nicht die Anständigkeit vor dem Gesetz - ich würde ein Grab berauben, würde die Fünfundzwanzigcentstücke von den Augen eines Toten stehlen, wenn ich dächte, mir damit einen vergnügten Tag bereiten zu können sondern die Anständigkeit vor mir selber. Alles kann man sein, bloß kein Feigling, kein Angeber, rührseliger Schwindler, Hure lieber möchte ich Krebs haben als keinen inneren Anstand. Das ist nicht etwa Frömmelei. Einfach praktische Vernunft. Krebs mag einen vielleicht ins Grab bringen, aber das andere ganz sicher. Ach, drehn wir ab, Süßer geben Sie mir meine Gitarre und ich werde Ihnen eine fada im perfektesten Portugiesisch singen.»
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    Diese letzten Wochen, Endspanne des Sommers und Beginn eines neuen Herbstes, habe ich nur verschwommen in meiner Erinnerung, vielleicht weil unser Verständnis füreinander jene holde Tiefe erreicht hatte, da zwei Menschen sich häufiger im Schweigen als durch Worte mitteilen eine liebevolle Stille ersetzt die Spannungen, das nicht nachlassende Geplauder und Herumgejage, das die erkennbareren, die, oberflächlich betrachtet, dramatischeren Momente einer Freundschaft hervorbringt. Wenn er nicht in der Stadt war (ich hatte eine feindliche Abneigung gegen ihn entwikkelt und gebrauchte selten seinen Namen), verbrachten wir häufig ganze Abende miteinander, in deren Verlauf wir keine hundert Worte wechselten; einmal wanderten wir den ganzen Weg bis zum Chinesenviertel, aßen chow-mein zum Abendbrot, kauften ein paar Papierlaternen und stibitzten eine Schachtel Räucherstäbchen, dann schlenderten wir über die Brooklyn-Brücke, und dort auf der Brücke, als wir die seewärts schwimmenden Schiffe zwischen den Klippen der erleuchteten Wolkenkratzersilhouette hingleiten sahen, sagte sie: «Heute in Jahren, in vielen, vielen Jahren, wird eines dieser Schiffe mich zurückbringen, mich und meine neun brasilianischen Bälger. Weil, nun ja, weil sie dies eben sehen müssen, diese Lichter, den Fluß - ich liebe New York, auch wenn es nicht in der Weise mein ist, wie etwas sein sollte, ein Baum oder eine Straße oder ein Haus, eben irgend etwas, das mir gehört, weil ich zu ihm gehöre.» Und ich sagte: «Hören Sie auf», weil ich mich zum Wütendwerden beiseitegelassen fühlte - ein Schlepper im Trockendock, während sie, glitzernder Seefahrer mit sicherem Bestimmungsort, den Hafen hinunterdampfte mit Pfeifen und Tuten und Konfetti in der Luft.
    So wirbeln die Tage, diese letzten Tage herum in der Erinnerung, unscharf, herbstlich, einander gleich, wie Blätter - bis zu einem Tage, anders als irgendeiner, den ich je

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