Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
Vom Netzwerk:
darunter.
    64
    Jose zog in die Wohnung, sein Name ersetzte den von Mag Wildwood am Briefkasten. Dennoch war Holly ziemlich viel allein, denn Jose hielt sich drei Tage in der Woche in Washington auf. Während seines Fernseins empfing sie niemanden und verließ die Wohnung nur selten - bis auf die Donnerstage, da sie ihren allwöchentlichen Ausflug nach Ossining machte.
    Was jedoch nicht inbegriff, daß sie etwa das Interesse am Leben verloren hätte, bei weitem nicht; sie schien zufriedener, durchweg glücklicher, als ich sie je gesehen hatte. Eine heftige und plötzliche Holly-unähnliche Begeisterung für Hauswirtschaft ergab verschiedene Holly-unähnliche Einkäufe: bei einer Parke-Bernet-Auktion erwarb sie einen Jagdgobelin mit einem sich zur Wehr setzenden Hirsch und aus dem Besitz von William Randolph Hearst ein paar düsterstrenge gotische «Lehn»-Stühle; sie kaufte die komplette große Literatur der Modern Library, Fächer voll klassischer Schall-Platten, unzählige Reproduktionen aus dem Metropolitan-Museum (wozu auch die Skulptur einer chinesischen Katze zählte, die ihr eigener Kater haßte, anzischte und endlich zerbrach), einen Mixer und einen Dampfkochtopf und eine Bibliothek von Kochbüchern. Sie verbrachte wildherumwirtschaftend ganze Hausfrauennachmittage in der Schwitzkiste ihrer winzigen Küche. «Jose sagt, ich sei besser als das «Colony
»
. Nein, wirklich, wer hätte je geahnt, daß ich eine derartige natürliche Begabung dafür hätte? Noch vor einem Monat konnte ich nicht mal Rühreier. » Und konnte es noch immer nicht, genau genommen. Einfache Gerichte, Steak, ein vernünftiger Salat, gingen über ihre Begriff e. Dafür ernährte sie Jose und gelegentlich mich mit outre Suppen (mit Kognak gewürzte Schildkrötensuppe in AvocadoSchalen gegossen), neronischen Erfindungen (gebratenem Fasan mit Granatäpfeln und Dattelpflaumen gefüllt) und anderen zweifelhaften Neuerungen (Huhn und Safranreis mit Schokoladensoße serviert: «In Indien ein klassisches Gericht, mein Lieber!»). Die kriegsbedingte Rationierung von Zucker und Sahne engte ihre Phantasie ein, sobald es sich um Desserts handelte - nichtsdestoweniger brachte sie einmal etwas fertig unter dem Namen Tabak-Tapioka - lieber es nicht beschreiben.
    65
    Auch nicht ihre Bemühungen beschreiben, Portugiesisch beherrschen zu lernen, eine harte Prüfung, die für mich ebenso ermüdend war wie für sie, denn wann immer ich sie besuchte, drehte sich ein Album Linguaphonplatten unaufhörlich auf ihrem Apparat. Außerdem sagte sie jetzt auch kaum je einen Satz, der nicht anfing: «Wenn wir erst verheiratet sind -» oder «Wenn wir nach Rio gehen -» Dabei hatte Jose niemals Heirat erwähnt. Sie gab das zu. «Aber schließlich weiß er, daß ich schwangre. Na ja, ich bin, Herzchen. Seit sechs Wochen. Ich sehe nicht ganz, warum Sie das so überrascht. Mich gar nicht. Nicht un peu bißchen. Ich bin selig. Ich möchte mindestens neun haben. Ich bin überzeugt, daß ein paar davon ganz dunkel werden - Jose hat einen Schuß le negre , das haben Sie vermutlich gemerkt, nicht? Was ich persönlich großartig finde - was könnte entzückender sein als so eine Art Negerbaby mit strahlenden grünlichen, wunderschönen Augen? ich wünschte - bitte lachen Sie nicht, aber ich wünschte, ich wäre für ihn noch Jungfrau gewesen, für Jose. Nicht daß ich etwa den Unmengen eingeheizt hätte, von denen manche reden ich mache den Biestern keine Vorwürfe, wenn sie es behaupten, ich habe selber immer solch hektisches Gerede ausgestreut. Dabei habe ich es neulich nachts einmal zusammengezählt, und ich habe in Wirklichkeit nur ganze elf Liebhaber gehabt - ungerechnet alles, was vor dreizehn passiert ist, denn schließlich zählt das doch wirklich nicht. Elf. Macht mich das etwa zu 'ner Hure? Sehen Sie sich da Mag Wildwood an. Oder Honey Tucker. Oder Rose Ellen Ward. Die haben die ewige Klatscherei so oft betrieben, daß man schon Applaus dazu sagen kann. Natürlich habe ich gar nichts gegen Huren. Manche von ihnen mögen eine anständige Zunge haben, aber alle haben sie keinen inneren Anstand. Ich meine, man kann nicht mit einem Kerl bumsen und seinen Scheck kassieren und nicht wenigstens versuchen sich einzubilden, daß man ihn liebt. Das habe ich nie gemacht. Selbst bei Benny Shacklett und solchen Widerlingen. Ich habe mich sozusagen selber hypnotisiert zu denken, daß ihre schiere Ekelhaftigkeit einen gewissen Reiz hätte. Tatsächlich ist, außer Dok, wenn Sie Dok

Weitere Kostenlose Bücher