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Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
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erlebte.
    Zufällig fiel er auf den dreißigsten September, meinen Geburtstag, eine Tatsache, die keinen Einfluß auf die Ereignisse hatte, es sei denn, daß ich, in der Annahme irgendeiner Form geldlichen Gedenkens von seiten meiner Familie, dem Morgenbesuch des Briefträgers begierig entgegensah. Ja, ich ging sogar tatsächlich hinunter, um ihn zu erwarten.
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    Hätte ich mich nicht im Hauseingang herumgetrieben, würde Holly mich nicht zum Reiten aufgefordert haben und würde infolgedessen auch keine Gelegenheit gehabt haben, mir das Leben zu retten.
    «Los», sagte sie, als sie mich auf den Briefträger warten fand. «Bewegen wir doch eben ein paar Pferde drüben im Park.» Sie trug eine Windjacke, Bluejeans und Tennisschuhe. Sie schlug sich auf den Bauch, um mich auf seine Flachheit aufmerksam zu machen: «Denken Sie nicht etwa, ich sei darauf aus, den Stammhalter zu verlieren. Aber es ist da ein Pferd, meine geliebte alte Mabel Minerva - ich kann nicht fort, ohne von Mabel Minerva Abschied genommen zu haben.»
    «Abschied?»
    «Samstag in einer Woche. Jose hat die Karten gekauft.» Wie in einer Art Trancezustand ließ ich mich von ihr auf die Straße nehmen. «In Miami wechseln wir das Flugzeug. Dann über das Meer. Über die Anden. Taxi!»
    Über die Anden. Als wir im Wagen zum Central Park hinüberfuhren, schien mir, als ob auch ich flöge, verlassen dahinglitte über Schneegipfel und gefahrdrohendes Gebiet.
    «Aber das dürfen Sie nicht. Wozu denn schließlich. Ja, wozu. Nein, Sie können doch nicht wirklich davonlaufen und alle hier verlassen.»
    «Ich glaube nicht, daß mich irgendwer vermißt. Ich habe keine Freunde.»
    «Aber ich werde Sie vermissen. Joe Bell ebenso. Und - ach, Tausende. Wie Sally. Der arme Mr. Tomato.»
    «Ich hatte den guten Sally gern», sagte sie und seufzte. «Wissen Sie, daß ich ihn schon seit einem Monat nicht mehr gesehen habe? Als ich ihm erzählte, daß ich fortgehen würde, war er ein Engel. Tatsächlich» - sie zog die Brauen zusammen -, «schien er sogar entzückt, daß ich außer Landes ginge. Er meinte, es sei so am allerbesten. Weil es früher oder später Schwierigkeiten geben könnte. Wenn sie herausfänden, daß ich nicht wirklich seine Nichte sei. Der fette Anwalt, O'Shaugnessy, also dieser O'Shaugnessy schickte mir fünfhundert Dollar. Bar. Als Hochzeitsgeschenk von Sally.»
    Ich wollte unnett sein. «Sie können auch von mir ein Geschenk erwarten. Wenn und falls die Heirat stattfindet.»
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    Sie lachte. «Er wird mich schon ganz richtig heiraten. In der Kirche. Und im Beisein seiner Familie. Deswegen warten wir ja, bis wir in Rio sind. »
    «Weiß er, daß Sie bereits verheiratet sind?»
    «Was ist denn mit Ihnen los? Wollen Sie uns den Tag verderben? Es ist ein so schöner Tag - lassen Sie also die Geschichte!»
    «Aber es ist doch sehr gut möglich -»
    «Es ist nicht möglich. Ich habe Ihnen erklärt, daß es nicht gesetzlich gültig war. Das kann es nicht sein» Sie rieb sich die Nase und blickte mich aus den Augenwinkeln an. «Lassen Sie das einer lebenden Seele gegenüber verlauten, Herzchen. Ich hänge Sie an den Zehen auf und schlachte Sie ab wie ein Schwein.»
    Die Stallungen - ich glaube, sie sind von Fernsehstudios abgelöst worden befanden sich West Sechsundsechzigste Straße. Holly wählte für mich eine alte, schwarzweiße Stute mit Senkrücken: «Keine Angst, die ist besser als eine Wiege.» Was in meinem Falle eine notwendige Garantie darstellte, denn Zehn-Cent-Ponyreiten auf Rummelplätzen meiner Kindheit waren das äußerste meiner reiterlichen Erfahrung. Holly half mich in den Sattel hieven und bestieg dann ihr eigenes Pferd, ein silbriges Tier, das sich an die Spitze setzte, als wir durch den Verkehr bei Central Park West dahin trotteten und in einen mit Laub gesprenkelten Reitweg einbogen, das von aufblätternden Windstößen herumgewirbelt wurde.
    «Sehen Sie?» rief sie. «Es ist doch herrlich!»
    Und auf einmal war es das. Auf einmal - als ich die durcheinandergeratenen Farben von Hollys Haar im rotgoldenen Laubschimmer aufblitzen sah, liebte ich sie genug, um mich zu vergessen, meine selbstbemitleidenden Verzweiflungen, und zufrieden zu sein, daß etwas, das sie als Glück empfand, geschah. Sehr ruhig begannen die Pferde zu traben, Windwogen spritzten uns entgegen, schlugen uns ins Gesicht, wir tauchten in Sonnen- und Schattentümpel ein und wieder aus ihnen auf, und Freude, eine Glückseligkeit zu leben, durchschüttelte mich wie ein

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