Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
Vom Netzwerk:
drehte das Gasunternehmen wieder den Armen das Gas ab. Grausamkeit und Gier tanzten Wange an Wange. Eine Gruppe wütender Latinos, Schwarzer und Polen aus dem Nordwesten der Stadt marschierten in das Hauptquartier des Konzerns, schafften es irgendwie an den Sicherheitsleuten vorbei und gelangten bis in die Penthouse-Etage von Peoples Gas Co., wo sie das Büro des Vorstandsvorsitzenden besetzten. In einer Radiobotschaft schworen sie, an Ort und Stelle zu sterben, falls die Konzernschakale nicht aufhörten, den Leuten das Heizgas abzustellen, und der Gouverneur nicht den Chef der Versorgungskommission feuerte.
    Beide Forderungen wurden erfüllt.

    Mitten in dieser militanten Truppe stand, während die Polizei fast durchdrehte, die Organisatorin des Ganzen, Beine bis zum Kinn. Durch den Raum voller Leute hinweg sah ich sie mit ihren grünen, von Verstand erleuchteten Augen an, einem Verstand, der, wie ich auf Anhieb erriet, flinker war als meiner. Sie trug schwarze, hochhackige Stiefel. Damals verstand ich ihren Namen nicht, doch im Bett sagte sie mir: »Als ich dich gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich dich heiraten würde.«
    Es war eine schnelle Entscheidung, die Linda 30 Jahre und ein Paar Zwillinge später bedauert.
    Ich nicht, keine Minute.
    Es war eine Rekordehe. Vom Keller jenes Gewerkschaftshauses, in dem wir gemeinsam dem Gasversorger die Hölle heiß machten, bis zum Pass im Himalaya bissen wir große Happen von der Welt ab und spuckten die grauenhaften Brocken den Verursachern des Grauens ins Gesicht.

Tokio im Fernsehen, 12. März 2011
    Badpenny schaut sich auf CNN den Untergang Japans an. Es ist 1 Uhr nachts, aber sie erlaubt mir nicht, Feierabend zu machen, nur weil ich gesagt habe: »Das ist doch Schwachsinn.«
    Im Atomkraftwerk von Fukushima nördlich von Tokio begehen gerade drei Reaktoren Selbstmord. Die Reporter auf CNN sagen, dass das enorme Erdbeben und der Tsunami vom Vortag die Generatoren der Anlage zerstört haben, wodurch die Kühlsysteme aussetzten, die eine Kernschmelze verhindern sollten; aber man solle sich keine Sorgen machen.
    Sie lügen, aber noch viel schlimmer ist, dass sie nicht einmal wissen , dass sie lügen.
    Erstens hat das Erdbeben nicht die Notstromaggregate lahmgelegt. Zweitens hat der Tsunami nicht die Notstromaggregate lahmgelegt. Drittens sollte man sich ernsthaft Sorgen machen.
    Man sollte sich Sorgen machen, weil jeder Atomreaktor, der heute in Betrieb ist, und alle Reaktoren, die gebaut werden sollen, auf die gleichen Notstromdieselgeneratoren angewiesen sind, die unseren Hintern vor einer nuklearen Kernschmelze bewahren sollen. Viel Glück.
    Woher weiß ich, dass die japanischen Atomreaktoren hätten standhalten sollen, es aber nicht taten; dass die Notstromgeneratoren von
selbst versagten? Ich bin kein Hellseher. Ich kann nicht die Gedanken ferner Dieselmotoren lesen. Ich habe keine Ahnung, was nächsten Donnerstag passieren wird.
    Aber ich habe Unterlagen.
     
    Badpenny sitzt mir im Nacken. »Tja, wenn du das alles weißt, warum schreibst du dann nicht darüber? Warum rufst du nicht bei Newsnight an?«
    Darum: Ich bin mit der Arbeit an meinem Buch fast fertig und will es nicht noch um ein Kapitel über Atomkraft erweitern, ich arbeite auf einen Abgabetermin zu, den ich nicht verschieben kann, weil mein Verleger ein Herz aus Gold hat. Kein Blut, nur gelbes Metall. Außerdem müssen die Kinder morgen früh um 6.45 Uhr aufstehen, weil sie in die Schule müssen.
    »Du hast es Harvey versprochen!«
    Der Engel. Das war ein Tiefschlag. Am Ende meines Schreibtischs pulsierte und glühte der radioaktive Ziegelstein aus Houston.
    Okay, also gut, hol mir die verdammten Unterlagen! Wir sind im Kellerbüro, und ich werfe große Plastikbehälter mit Altpapier durch die Gegend und brülle: »Warum sind die Unterlagen alle durcheinander, verdammt, verdammt, verdammt!« Weil ich bei den alten Akten immer ein Chaos veranstalte und sie in riesige Plastikwannen werfe, obwohl sich Badpenny redlich bemüht, sie zu sortieren, falls wir sie einmal dringend brauchen sollten.
    Jetzt brauchen wir sie dringend. Es ist spät, schon fast 2 Uhr, und ich bin mies gelaunt und habe genug. Ich schreie (warum schreie ich eigentlich immer?): »Ich will jede verdammte Akte, jeden Bericht oder Ordner, auf dem RICO steht!«, vor allem, wenn zusätzlich noch EDG oder SQ dabei steht.
    Ich gebe auf. Es ist absolut unmöglich. Ich lasse mich aufs Sofa plumpsen und sehe zu, wie von den Reaktoren in

Weitere Kostenlose Bücher