Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
Vom Netzwerk:
Akte, von der ich mir sicher bin, dass die Handlanger des Unternehmens sie in die Hände bekamen. Lonigro und ich hatten einen Typen aus einer linken Gruppe ein paar Tage bei uns übernachten lassen. Die Bürgerrechtsvereinigung ACLU beschaffte mir durch eine Zivilklage die Kopie eines detaillierten Berichtes, den dieser Typ für die Red Squad, eine politische Geheimdiensttruppe innerhalb der Polizei von Chicago, über uns angefertigt hatte. (Dort behaupteten sie unter anderem, ein befreundeter Arzt habe einen Sprengstoffanschlag auf einen Hot-Dog-Stand durchgeführt. Also wirklich!) Drecksäcke.

    Ich überlegte, ob es nicht ein Riesenspaß wäre, mir mehr dieser Scheißkerle vorzuknöpfen – die wiederum beschlossen, sich mich vorzuknöpfen. Aber das ist allemal besser, als wenn man in einem Büro hockt, in dem die Weihnachtsfeier der Höhepunkt des Jahres ist. Ein Ferrari würde allerdings nicht dabei herausspringen. Ich war stolz darauf, der erste (und ich bin mir sicher, der einzige) Abgänger der Chicago Business School zu sein, der in derselben Woche, in der er eine goldgerahmte MBA-Urkunde erhielt, Lebensmittelgutscheine beantragte. Ich hatte Arbeit, aber ich hatte keinen Job. Und ich wollte auch keinen. 22

    Die Chicago Boys machten mir eine Gänsehaut. Ganz sicher wollte ich keinen Job, in dem ich so eng mit ihnen zusammenarbeiten musste, dass ich sie riechen konnte. Frank Rosen war meine Rettung. Während ich von den Boys und Friedman alles lernte, was ich brauchte, und meinen Abschluss unter Dach und Fach brachte, lernte ich bei Rosen die Mathematik der Löhne und Zulagen und die kabbalistische Kunst der versicherungsstatistischen Prognose für Pensionsfonds. Dann schickte er mich, einen jungen Punk, los, um die Verträge für die Stahlarbeiter in den Koksöfen von Interlake Steel und für die Kraftwerksarbeiter in Gary, Indiana, auszuhandeln. Rosen vermittelte mich an die Gewerkschaft der Stahlarbeiter, für die ich den Preistricks von U.S. Steel auf den Grund gehen sollte, und verschaffte mir eine Assistenzprofessur an der University of Indiana. Währenddessen gründete er eine Organisation, die sich für ein allgemein zugängliches Gesundheitssystem einsetzte, und eine weitere, die sich für eine kürzere Wochenarbeitszeit stark machte, während er gleichzeitig die Mafiosi abwehrte, die seiner Gewerkschaft auf die Pelle rückten. Der praktisch
veranlagte Revolutionär Rosen konnte vielleicht die Richtung, den der Zug der Geschichte nahm, nicht ändern, doch zumindest brachte er die Lokführer in die Gewerkschaft.
    An einem Schreibtisch im fensterlosen Keller der Gewerkschaft schossen seine Frau Lois und ich derweil Informationsgranaten auf die Stromunternehmen ab. Das war echtes Leben. Und ich hatte den Vater gefunden, der mein Vater eigentlich hätte sein sollen.
    Eddie Sadlowski war Mechaniker bei U.S. Steel Southworks. Im Jahr 1976 führte er eine Arbeiterrebellion an, um die Führung der Gewerkschaft United Steelworkers of America mit 1 Million Mitgliedern zu übernehmen. (Damals waren die Arbeiter noch in der Gewerkschaft und in Amerika wurde Stahl hergestellt.) Ölkanister-Eddie war der amerikanische Held der Arbeiterklasse, damals, als in Amerika noch gearbeitet wurde. Er war in der Sendung 60 Minutes porträtiert worden. Die Business School hielt es für eine knuffige Idee, ihn zu Vorlesungen an die Universität zu holen, mit seinen rauen Händen und der Local-1110-Windjacke, damit sich die angehenden Yuppies über den Arbeiteraffen lustig machen konnten, der sich abmühte, Englisch zu sprechen.

    Sadlowski überraschte sie und ließ sie mit seinem flinken Verstand im Regen stehen. Aber es war ihr Jahrzehnt, das Jahrzehnt des Reagan-Aufstiegs, und schon bald würden sie Southworks dichtmachen und dann sowohl Eddie als auch seine Gewerkschaft begraben. Damals wusste ich das noch nicht, zum Glück.
    Am Ende seines Vortrags blickte Sadlowski in den gut gefüllten Zuhörerraum und fragte: »Ist Greg Palast hier?«
    Die Leute reckten den Hals. Ich auch. Hä?
    »Ja, du. Bist du Greg Palast? Wir treffen uns unten.«
    Okay. Im Café im Untergeschoss holte ich uns zwei Styroporbecher Kaffee mit viel Zucker, und ohne auch nur Hallo zu sagen, erklärte Sadlowski: »Rosen hat mir gesagt, wo ich dich finden kann. Teddy Smolarek sagt, du bist ein Genie.«
    Es klang wie: »Du hast genau die Reifengröße, die ich suche.«
    Sadlowski erklärte mir, ein Politiker, ein großes Tier vom Typ Boss Daley Machine,

Weitere Kostenlose Bücher