Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Schlimmeres gehört.
»Ja, aber er liebte seine Mutter richtig. Er rief sie jeden Tag an. Steven konnte keinen Furz machen, ohne es seiner Mutter zu erzählen. Einmal in der Woche haben wir sie in Great Neck besucht und mit ihr zu Abend gegessen, und sie hat dauernd zu ihm gesagt: »Geld bringt den Affen zum Hopsen, das weiß ich. Geld bringt den Affen zum Hopsen.« Und wenn wir gingen, brach er im Auto in Tränen aus, weil seine Mami ihn erniedrigt hatte.« Stevens Affe war offenbar nicht hoch genug gehopst.
Von Athen nach Quito
Zwei Wochen, nachdem die Deepwater Horizon in Brand geraten und untergegangen war, geriet Griechenland in Brand und ging unter.
Am 5. Mai 2010 schlug ich das Journal auf und hätte kotzen können. Da war das Foto eines brennenden Mannes, lauter Flammen, aus denen ein Bein herausschaute. Zwei weitere Menschen verbrannten mit ihm an diesem wunderschönen Frühlingstag in Athen.
Die Frage ist: Wer war das?
Für die amerikanischen Zeitungen lag die Antwort auf der Hand. Ein Haufen Olivenkerne spuckender, Ouzo saufender, arbeitsscheuer Griechen, die sich weigerten, richtig zu arbeiten, die schon als Teenager in Rente gingen und das Altersruhegeld eines Paschas erhielten, hatten von einer wahnwitzigen staatlichen Wohlfahrt gelebt, die das geliehene Geld mit beiden Händen aus dem Fenster warf. Nun, da die Rechnung kam und die Griechen höhere Steuern zahlen und Einschnitte in ihren dicken, fetten Wohlfahrtsstaat hinnehmen mussten, gingen sie kreischend auf die Straße, zerschmissen Fenster und verbrannten Banken mitsamt der Leute darin.
Damit war der Fall erledigt.
Ich glaubte diese Geschichte nicht. Nicht wegen meines Bauchgefühls, sondern wegen des Dokuments in meiner Hand, auf dem stand:
Eingeschränkter Verteiler. Inhalt darf nur vom Empfänger ausschließlich in Ausübung offizieller Aufgaben genutzt und nicht anderweitig preisgegeben werden.
Als Journalist ist es meine Pflicht, ihn preiszugeben. Die Brandbomben, der Mob auf den Straßen von Athen, dass in einer einzigen Woche jeder siebte Arbeiter seinen Job verlor, die leeren Rentenkassen und die wütende Verzweiflung, die im Jahr 2010 über Europa hinwegfegte – das alles nahm seinen Anfang mit mehreren Banktransaktionen, die in den USA und in der Schweiz ausgearbeitet worden waren. Der Plan war 18 Jahre alt und wurde in den Straßen von Griechenland
umgesetzt, später in Spanien und Portugal, vorher schon in Lateinamerika und Asien. Der Aufstand war Teil des Plans.
Wenn ich frage: Wer war das?, meine ich nicht den behämmerten Idioten, der den Molotowcocktail in die voll besetzte Bank warf. Ich suche nach den Männern im Schatten, den riesenhaften hopsenden Affen, die ganze Volkswirtschaften in explosives Zündholz verwandelten, die Lunte anzündeten und dann nach dem Brand beim Ausverkauf ganz vorne in der Schlange standen.
Ich habe ihre Telefonnummern.
Die fünf Nummern standen auf einer Nachricht, in der vom »Endspiel« die Rede war. Die rätselhafte Notiz, auch vertraulich, hatte Tim Geithner an Larry Summers geschrieben. Später waren erst Summers, dann Geithner Finanzminister der USA. Doch im Jahr 1997 hatten sie höhere Posten inne: Sie waren Herren über das Finanzuniversum. (Ich erkläre das später noch.) So wertvoll diese Notizen auch sind, so waren sie doch nur wertloses Papier, solange ich keine Bestätigung für ihre Echtheit hatte. Und dafür musste ich erneut eine teure Reise nach Genf unternehmen.
Badpenny wollte, dass ich das Spiel auffliegen ließ. »Du schreibst doch darüber, oder?«
»Nein.«
Ich hatte bereits einen britischen Fernsehsender dazu gebracht, mir meine Jagd nach BP in Alaska und am Kaspischen Meer zu bezahlen. Außerdem hatten mich die BBC und The Guardian beauftragt, nach Hamsah zu suchen. Harvey der Engel wollte unbedingt, dass ich die Atomkraftsache recherchierte, und in Europa hatte ich einen Verleger, dem es völlig egal war, ob Europa den Bach hinunterging, Hauptsache, er quetschte 100 000 Wörter zwischen zwei Umschlagdeckel, die sich wie blöd verkauften. Sie alle hatten schon jede Menge Geduld mit uns aufgebracht, und keiner würde einen Cent dafür ausgeben, dass wir wie Julie Andrews in The Sound of Music durch die Alpen latschten.
Vergiss es also.
Badpenny bedachte mich mit ihrem bösen Grinsen und kaufte zwei Rückflugtickets von London in die Schweiz.
Doch zuerst mussten wir nach Quito, um mit dem ecuadorianischen Präsidenten die Angelegenheit mit dem
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