Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
»eingeschränkten Verteiler« zu klären.
Das würde nicht einfach werden. Als er sich auf dem Rückflug von einer OPEC-Konferenz im Nahen Osten beim Umstieg in Miami einer Leibesvisitation hatte unterziehen müssen, hatte Präsident Rafael Correa geschworen, nie mehr mit amerikanischen Journalisten oder überhaupt mit US-Amerikanern zu sprechen.
Correa ließ sich sowieso nicht viel gefallen, von den USA nicht und auch von sonst niemandem. Correa heißt auf Spanisch »Gürtel«, und im Wahlkampf unterlegte er seinen Spot mit der Hymne »We’re Not Gonna Take It« von Twisted Sister.
Genauso ist es.
Ecuador wurde von Finanzgeiern belagert. Doch anders als die Sambier und die Liberianer, die die Geier geradezu um Deals anflehten, erklärte ihnen Correa, sie mögen zur Hölle fahren; er würde nicht bezahlen. Zischt ab. Er lehnte es strikt ab, sich von Spekulanten freizukaufen, die ihm mit schwachsinnigen Wucherforderungen kamen.
Correas Haltung brachte alle großen Bankenzentren der Welt zum Ausflippen. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank polterten heftig und kündigten an, dem Land keine Kredite mehr zu geben.
Als Correa ins Amt kam, ging es Ecuador dreckig. Trotz des Erdöls und obwohl sich der Preis für Bananen verdoppelt hatte (ja, Ecuador ist tatsächlich der Inbegriff einer Bananenrepublik), hatte der durchschnittliche Ecuadorianer nichts zu beißen. Correa übernahm die Regierungsgeschäfte, kurz nachdem in der auf 2800 Metern Meereshöhe gelegenen Hauptstadt wütende Quechua-Frauen mit Bowler-und Filzhüten auf leeren Töpfen getrommelt und Autos in Brand gesetzt hatten.
Der Hunger und die Massenflucht verzweifelter Ecuadorianer in die USA – für all das machte Correa geheime Abreden seiner Vorgänger verantwortlich (von denen einer nachweislich wahnsinnig, andere nachweislich korrupt waren), die diese mutmaßlich mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds getroffen hatten.
Seine Behauptung, es habe solche Geheimpakte gegeben, ist widerlich, maßlos und hundertprozentig zutreffend. Ich hatte Kopien – und dachte, er würde sie sich gerne ansehen.
So war es. Also mit Ricardo zurück nach Ecuador, in den Präsidentenpalast.
Genf
Als er sagte: »Hände weg von unserem Öl!« und »Nehmt eure Schuldverschreibungen und schiebt ab«, verstieß Correa gegen die Regeln.
Aber wessen Regeln waren das? Wer hatte sie aufgestellt?
Wer hat gesagt, dass das Öl unter dem Amazonas Occidental Petroleum gehört? Dass es hieß: »Rückt eure Rohstoffe raus und bezahlt die Geier, sonst setzt es was!« Wer behauptet, dass sich die Griechen ihre Renten von den Bankern wegschnappen lassen müssen, damit sie andere Banker bezahlen können?
Wann haben wir uns bereit erklärt, Figuren auf deren Spielbrett zu sein und uns vorschreiben zu lassen, wer reich ist, wer arm, wem das Casino gehört und wer die Karten zinken darf?
Der Erste, der diese Fragen stellte, starb als Bettelmann und, schlimmer noch, fast wäre er in England gestorben. Jean-Jacques Rousseau hasste die Engländer. Er wurde aus seiner Heimatstadt Genf gejagt, obwohl er darum bettelte, bleiben zu dürfen, und versprach, sich auf eine Insel im See zurückzuziehen und auf weitere Schriften und Reden zu verzichten. Doch ein schweigender Rousseau war immer noch gefährlicher als jeder Schreihals. Sein Haus wurde mit Steinen beworfen, und die Bürger und Banker scheuchten ihn über den Ärmelkanal.
Dass die Könige des 18. Jahrhunderts von Gottes Gnaden und mit irdischen Peitschenhieben regierten, nahmen die einfachen Leute schulterzuckend hin. Doch dann schrieb Rousseau seine Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen . Dass ein ordinärer kleiner Hedgefonds-Spekulant wie Steve Cohen 7 Milliarden Dollar schwer ist und Ihr nicht einmal eine Krankenversicherung habt (Rousseau führte ein entsprechendes Beispiel aus dem 18. Jahrhundert
an), liegt daran, dass wir uns alle auf seine Regeln geeinigt haben, seine Regeln für Wohlstand, Besitztum und Recht. Und warum tun wir das? Wir wissen es nicht, weil die Regeln auf eine Zeit zurückgehen, als die Leute noch Habenichts und Raffke hießen. Raffke hockte sich auf einen großen Felsen und baute einen Zaun um das Land, auf dem er am besten Mais anbauen konnte, und Habenichts ging leer aus. Raffke sagte: »Das ist die Regel, und das ist mein schweinegroßer Fels. Verstanden?« Und Habenichts sagte: »Okay.«
Und wer hat heute den großen
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