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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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sich nur mit einem »präsidialen Dekret«, also Lulas persönlicher Genehmigung, in Brasilien niederlassen, und er hat diese Genehmigung sehr selten erteilt.
    Das rettete seinem Land das Leben.
    Ein derartiges Benehmen wird natürlich nicht geduldet. Lula gebührt eine ordentliche Tracht Prügel, man muss ihm das Gehalt streichen, seine Banken und die freche brasilianische Wirtschaft bestrafen. Matty Pass trieb eine Kopie der geplanten Bestrafung auf, die vertrauliche »Bitte der EU an Brasilien« . Die EU, die Europäische Union, bittet nicht, sie fordert. Die Forderung wurde übrigens vom damaligen Handelskommissar der EU ausgearbeitet, von Lord Peter Mandelson.
    Genf
    »Brasilien hat das 5. Protokoll noch nicht akzeptiert«, heißt es in der Bitte verschnupft. Einen Teufel wird Brasilien tun.
    »Das 5. Protokoll« klingt wie ein satanisches Folterritual. Das ist es auch. Es geht um das 5. Protokoll zum Allgemeinen Abkommen über den Handel mit Finanzdienstleistungen, das neue Gesetz der Gesetzlosigkeit, das von Staaten verlangt, ausländische Banken ins Land zu lassen, um dort fast alles am Schalter zu verkaufen, was sie wollen (Collateralized Debt Obligations, Credit Default Swaps, was auch immer). Der unterzeichnende Staat darf die »Geschäftsform« der Bank nicht vorschreiben (etwa mit einem Gesetz im Stil des Glass-Steagall Act, das dafür sorgt, dass Spekulanten keinen Zugriff auf Spareinlagen haben).
    Fast jedes Land hatte zumindest einem Teil des Abkommens zugestimmt und es unterzeichnet. Nur Lula nicht, Brasilien weigerte sich praktisch als einziges Land von 153 Staaten.
    Das macht die Banker wahnsinnig. Sie können es fast nicht aushalten. Dem muss man ein Ende setzen.
    Daher planen die europäischen Unterhändler mit dem Segen der
USA immer noch, Brasilien so stark unter Druck zu setzen, bis die Kokosnüsse quietschen und Brasilien endlich einwilligt, die Royal Bank of Scotland ins Land zu lassen. Die US-Banken werden auf dem Fuß folgen.

    Ich hatte die vertrauliche Forderung Mandelsons/der EU/der USA ins barocke Konferenzzimmer der WTO mitgebracht und zeigte sie Generaldirektor Lamy.
    Ob es nicht völlig verrückt sei, fragte ich, nach den katastrophalen Folgen, die der Zusammenbruch der Banken gehabt habe, von Brasilien zu verlangen, die Leprakranken ins Land zu lassen? Dem Land den Derivatehandel aufzuzwingen? Im EU-Dokument hieß das »Progressive Liberalisierung«. Der WTO-Chef erklärte:
    »Das hängt davon ab, was man mit ›Liberalisierung‹ meint; übrigens ein sehr doppeldeutiges Wort, das Verschiedenes heißen kann und wofür es in anderen Sprachen unterschiedliche Wörter gibt…«
    Wir gerieten in einen multilingualen Strudel der Begriffsverwirrung. Lamy fuhr fort:
    »Wenn man Derivate über die Grenzen hinweg teilt, hat das etwas mit Interdependenz zu tun …«
    Teilt? Ich kann mich nicht erinnern, dass Goldman gerne »teilt«.

    Badpenny und ich kamen spät in Genf los und verfuhren uns, abgelenkt durch die im Mondlicht schimmernden Alpen.
    Ich dachte an Generaldirektor Lamys blasse, blutleere Lippen. Sie lächelten unaufhörlich. Er wusste es, und ich wusste es: Die WTO hatte die Schlacht von Seattle überlebt, Griechenland in Flammen und eine Wirtschaftskrise überstanden, die sie mit verursacht hatte. Die WTO würde ganz gewiss auch Greg Palast überleben. Raffke gewinnt. Der größte Hecht im Karpfenteich und so.
    Aber der Franzose hatte mir gegeben, was ich haben wollte: Er hatte die Echtheit der Dokumente bestätigt. Wenn mir nun die Götter und die BBC gnädig waren und das Budget bewilligt wurde, konnte ich sie mit nach Südamerika nehmen, wo sie sicher nützlich sein würden.
     
    So hübsch, diese Schweizer Chalets, selbst in den modernen Städten. Aber auf eine brutale Art hübsch, intolerant gegen jede mutmaßliche Abweichung. Und sicher. Die Schweizer haben Tausende Höhlen wie schwer bewaffnete Einkaufszentren ausgebaut, in denen die gesamte Bevölkerung im Fall eines Angriffs 100 Jahre überleben kann. Aber es greift niemand an. Penny sagte: »Terroristen bombardieren nicht ihre eigene Bank.«
     
    Wir waren am Verhungern und versuchten unser Glück in einem einsam gelegenen rustikalen Lokal, wo es zu unserer Bestürzung nur Fondue gab. Schlimmer noch, jedes Mal, wenn das Fondue serviert wurde, wurden die Lichter gedimmt und die Schweizer Fahne mit einem speziellen Scheinwerfer auf den geschmolzenen Käse projiziert. Dann klatschten alle im Takt zu irgendeiner Schweizer

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