Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Marschmusik. Außer Penny. Die lähmende Ordnung, die sie aus ihrer Heimat, dem
Land der raubtiergleich lebenden Banker, ins Exil getrieben hatte, war ein rotes Tuch für sie.
Die klatschenden Schweizer drückten ihr eine riesige Schweizer Fahne in die Hand, und sie zwang sich zu einem Lächeln und suchte verzweifelt nach einem Loch, in dem sie sich verkriechen und sterben konnte.
Hier hatten wir also die Essenz der Schweizer »Wirtschaft«: Reglementierung und die Verpflichtung zur Geheimhaltung, ein komplizenhaftes Schweigen, eine Nation, die Anderer Leute Geld verwahrt, das ALG mit seinem hohen Suchtpotential, ihre Neutralität und ihr Land verteidigt, Hort der Welthandelspolizei und der Schuhgeschäfte für Diktatoren.
Die Schuld, die man sich mit diesem Geld auflädt, ist ein Preis, den Badpenny nicht zu zahlen bereit ist.
Quito, Ecuador
Am 6. Mai 2010, einem Tag nach den Krawallen in Griechenland, zitierte das Wall Street Journal einen Finanzanalysten, der sich über die drakonischen Kürzungen bei Renten und Gehältern und die Streichung von Arbeitsplätzen äußerte, die der IWF der griechischen Regierung abverlangte. »Zweifellos werden die Todesfälle den politischen Druck [auf die griechische Regierung] etwas mildern.« Am 21. Mai brachte das Magazin die Schlagzeile: »In Griechenland fürchten die Anarchisten, dem Sparkurs Vorschub geleistet zu haben«. Das hatten sie. Die brennende Bank hatte den Protesten der verzweifelten Bürger die moralische Legitimation entzogen. Jetzt konnte also der Knüppel niedergehen.
Das hatte ich schon einmal erlebt, aber nicht in Griechenland.
Der erste Krawall, an den ich mich erinnere, folgte direkt, nachdem Geithner in Genf die Zündschnur des Finanzdienstleistungsabkommens gezündet hatte. 1999 drehten die Banken in Ecuador nach der Deregulierung durch, und die Reichen des Landes nahmen ihr Geld und feierten damit Partys in Miami. Die Banken Ecuadors wurden von
ihren eigenen Besitzern in den Bankrott getrieben, da diese sich nicht mehr an altmodische Vorschriften halten mussten. Dann zwang der IWF die Regierung, die Schulden der insolventen Banken zu übernehmen. Aus einem IWF-Dokument, das irgendwie auf meinem Schreibtisch landete, geht hervor, dass die Ecuadorianer dafür mit einem Anstieg von 66 auf 92 Prozent beim Benzin und von 50 Prozent bei den Stromkosten bezahlen mussten. Die Renten wurden gekürzt, und der Preis für Propangas in Flaschen, das dort fürs Kochen verwendet wird, stieg um 333 Prozent.
Die Ecuadorianer, die für die Schulden der Banken aufkommen mussten, waren mit den Maßnahmen des IWF überhaupt nicht einverstanden. Frauen aus den Andendörfern, wo man Quechua spricht, kamen in die Hauptstadt Quito und schlugen auf Töpfe und Pfannen – und dann legten sie Feuer in der Stadt.
Der Staat schlug zurück, auf den Straßen patrouillierten Panzer. Die Frauen mussten sich geschlagen geben, und das IWF-Diktat wurde umgesetzt. Dabei verlor Ecuador wie Griechenland seine eigene Währung. Das Land musste den US-Dollar einführen und den USA dafür
eine jährliche Gebühr bezahlen, die Rubin und Summers freudig einstrichen.
Im Jahr 2000 gab es Unruhen in Argentinien. Auch dort waren die Banken infolge der Deregulierung zusammengebrochen. Auch hier schlugen Frauen auf leere Töpfe und Pfannen. Lehrer wühlten im Müll nach Essbarem. Krawalle, Unruhen, die niedergeschlagen wurden, dann die IWF-»Reform«. Und das ging immer so weiter, von Indonesien bis nach Ungarn. Die Deregulierung der Banken, der wirtschaftliche Kollaps, Unruhen, das Einschreiten der Staatsgewalt, die IWF-Reform. Das konnte man sich schon vorher im Kalender eintragen.
Das war so regelmäßig, so vorhersehbar, dass man meinen könnte, da steckte ein Plan dahinter.
Es gab tatsächlich einen Plan, und ich habe eine Kopie davon. Der Plan heißt »Strategien zur Reduzierung der Armut« in Ecuador, ein Dokument der Weltbank mit dem üblichen Vermerk Vertraulich, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und all den anderen Warnungen, die ich so gerne ignoriere.
»Reduzierung der Armut?« Wer erfindet eigentlich diese Überschriften? Wen will man damit irreführen? Wenn die Memos mit Hilfe von Panzern durchgesetzt werden, kann man sie eigentlich nennen, wie man will.
2005 brachen in Ecuador erneut Unruhen aus, weil der IWF noch größeren Druck ausübte. Die Telefonverbindungen im Land waren zusammengebrochen, aber ich schaffte es, den angehenden ecuadorianischen Präsidenten auf
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