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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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dem Handy zu erreichen (eine so verrückte Geschichte, dass man sie kaum glauben kann). 32 Der neue Präsident lud mich nach Ecuador ein. (Der alte Präsident floh per Hubschrauber vom Balkon seines Amtssitzes.)
    In Quito bahnte ich mir meinen Weg zwischen singenden Frauen hindurch (ich mochte ihren Stil – sie trugen Filzhüte) und dann vorbei an bewaffneten und nervösen Militärwachen, bis ich endlich glücklich vor dem Präsidentenpalast stand, wo ich verabredet war – aber sofort wieder weggescheucht wurde.

    Anscheinend hatte der amerikanische Botschafter den Namen Palast im Terminkalender von Präsident Alfredo Palacio gesehen und ihn angewiesen, den Termin zu streichen. Der Präsident wusste, dass er die Anordnungen des US-Botschafters befolgen musste, da die USA sein Land mit ihrer Währung im Griff hatten, also schickte er mich weg. Dann bat Präsident Palacio seinen Sohn Alfredo Junior, mich durch die Hintertür in sein Arbeitszimmer zu lassen.
    Ich hatte die Vereinbarungen der Weltbank/des IWF, die von Ecuador furchtbare Sparmaßnahmen und den Verkauf staatlicher Vermögenswerte verlangten, bei meinem Besuch dabei. Der Vorgänger Palacios hatte den Bedingungen zugestimmt, doch der neue Präsident hatte die Dokumente noch nie zu Gesicht bekommen.
    Tja, ich teile eben gern.

    Palacio sagte mir, er sei überzeugt, dass man mit Präsident George Bush »vernünftig« reden könne und dieser die Weltbank vom Sparprogramm abbringen würde. Palacio legte seine Argumente dar, Bush hörte zu, grinste und ließ dann Palacio und sein Land ins offene Messer laufen.
    London School of Economics
    Manchmal ist es ganz nützlich, wenn man sich seine Paranoia von einem Experten bestätigen lässt.
    Joe Stiglitz ist ein Experte, ein berühmter Wirtschaftswissenschaftler. Er sorgte mit seiner Analyse des ersten Katechismus der freien Marktwirtschaft für einiges Aufsehen. Die freie Marktwirtschaft geht davon aus, dass der Markt »Weisheit« besitzt, dass der Markt immer recht hat. Deshalb sollten wir uns bereitwillig dem Diktat des freien Marktes unterwerfen, der unsichtbaren Hand mit einem großen Stein, der dafür sorgt, dass wir ihre Weisheit auch befolgen. Doch Stiglitz bewies mit Hilfe der Mathematik, dass der Markt manchmal auch einfach verrückt sein kann, grausam, wahnsinnig und ignorant, vor allem, wenn die Marktteilnehmer Geheimnisse voreinander haben.
    Tja, Sie und ich und Lonigro und die meisten anderen Menschen auf der Welt wissen das bereits, aber für Wirtschaftswissenschaftler war die Entdeckung, dass sich der Markt manchmal irren konnte, so verblüffend, dass sie Stiglitz den Nobelpreis verliehen.
    Im Jahr 2000 hielten er und ich an der London School of Economics am selben Abend einen Vortrag, und ich überlegte mir, dass ich mehr lernen würde, wenn ich ihm zuhörte anstatt mir selbst. Also kam ich früh zum Ende und ging hinüber zu seinem Vortrag.
    Der Mann ist unglaublich clever; ein Akademiker, der genügend Narben in der realen Welt abbekommen hat, um einem das Gefühl zu geben, dass die Zahlen an der Tafel ganze Staaten vernichten oder retten können. Stiglitz erklärte sich bereit, sich mit mir am nächsten Tag zu einem Gespräch in Cambridge zu treffen, wo er seinen Sohn besuchte. Wir redeten fast drei Stunden lang. Er war sehr heiter, bis ich den Namen Larry Summers erwähnte. Da lief er dunkelviolett an, und seine akademische Gelassenheit war dahin. Ich sagte sehr oft Larry Summers .
    Ich hatte mich nicht nur an Stiglitz gewandt, weil er ein Experte war, sondern auch, weil er Augenzeuge eines Verbrechens war. Er war dabei gewesen, war Mitglied von Präsident Clintons Kabinett, Leiter des Wirtschaftsrats von 1995 bis 1997. Clinton nahm seine Ratschläge
zwar nicht an, ließ ihn aber in einem Raum mit Summers und Rubin sitzen, als die beiden den guten alten Bill überzeugten, das Bankgeschäft zu entkriminalisieren. Stiglitz stand das irgendwie durch, ohne würgende Geräusche zu machen oder die Augen zu verdrehen. Schließlich sei er doch eingeschritten, erzählte er mir, als Summers Rubin immer wieder fragte: »Was wird man bei Goldman davon halten?«
    Anscheinend trafen Summers und Rubin nie eine wichtige wirtschaftspolitische Entscheidung, ohne die Auswirkungen auf Rubins ehemalige Bank zu berücksichtigen. Sie hielten das für eine gute Methode, die mögliche Reaktion des Marktes zu ermitteln. Stiglitz hielt es für krank, für einen schlechten Regierungsstil – und für einen eindeutigen

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