Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Wirtschaft. Das werden die Banken dem Land nie verzeihen.
1998 erlitt Brasilien das gleiche Schicksal wie Griechenland heute. Und deshalb habe ich Sie zurück nach Südamerika geschleppt und Ihnen meine pinga -vernebelten Erinnerungen aufgetischt. Wie Griechenland hatte Brasilien dem Missbrauch seiner Banken durch Finanzleute aus New York, London und der Schweiz Tür und Tor geöffnet. Wenn das geschieht, strömt Geld herein, um die Vermögenswerte des Landes schnell und günstig aufzukaufen. Das wirkt wie ein Wirtschaftsboom, aber Sie würden auch reich wirken, wenn Sie Ihr Haus verkaufen und von dem Geld eine Party schmeißen würden. Und wenn die Party vorbei ist, können Sie nirgendwo hin.
Als die Party für Brasilien 1998 vorbei war, floss das »heiße« ausländische Geld genauso schnell wieder ab, wie es ins Land gekommen war, und die Reichen bekamen Panik und brachten ihr Geld ebenfalls ins Ausland. Die Devisenreserven des Landes sanken von 70 Milliarden Dollar auf 26 Milliarden Dollar. Das »heiße« ausländische Geld war nicht einmal lange genug geblieben, um eine Scheibe Toast anzubrennen.
Brasilien musste nun die Forderungen der Investoren erfüllen und das Geld ersetzen, das die reichen Brasilianer außer Landes gebracht hatten. Um an Geld zu kommen, verkaufte die brasilianische Regierung nicht nur billig die Elektrizitätswerke, sondern auch das Mobilfunknetz. Aber das reichte nicht. Damit nicht noch mehr Geld abfloss, musste Brasilien laut Internationalem Währungsfonds den Zinssatz
auf 70 Prozent — siebzig Prozent – erhöhen. Das bedeutete, dass die Verbraucher für Kreditkarten und Geschäftsdarlehen bis zu 200 Prozent Zinsen zahlen mussten. Die Wirtschaft war am Boden.
Die Folge: eine sofortige Depression. Und der Auslöser der Katastrophe? Die Deregulierung des Bankensystems.
Plötzlich war Lula keine Witzfigur mehr, sondern bei der Präsidentschaftswahl ein ernstzunehmender Konkurrent. Die ausländischen Finanziers machten sich vor Angst fast in die Hosen.
Die drohende Präsidentschaft Lulas trieb die Anhänger der Globalisierung fast in den Wahnsinn. Nicht jedoch Peter Mandelson. Er war bereits vor Ort. Der Fürst der Finsternis machte gerade ein bisschen Urlaub von der Korruption und war ohnehin bereits in Brasilien, um Lulas Gegner zu unterstützen; ein bisschen seltsam für einen Untertanen der Königin, allerdings nicht, wenn man Brasilien als finanzielle Kolonie betrachtet. Seine Angriffe gegen Lula brachte er gerademal noch so unter zwischen der Schnäppchenjagd auf staatliche Vermögenswerte für britische Konzerne und einem Sambatänzchen am Strand mit Reinaldo.
Robert Rubin tanzt nicht Samba, doch der amerikanische Finanzminister kannte die Tänze Brasiliens gut und war effektiver als Mandelson. Er und sein Nachfolger Summers arrangierten kurz vor der Wahl einen Kredit in Höhe von 41 Milliarden Dollar, der Brasilien aus der Misere helfen und Cardoso den Wahlsieg sichern sollte.
Und so konnte sich Cardoso noch einmal gegen Lula durchsetzen. Nur 15 Tage nach der Wahl ließ das amerikanische Finanzministerium die brasilianische Währung abstürzen, die Zinsen stiegen erneut, und die Wirtschaft ging zum Teufel.
Der Kredit vom IWF kam und verpuffte. Cardosos Lösung: weitere Privatisierungen und eine gigantische Rentenkürzung. Lulas gierige Gewerkschaftsmitglieder waren nämlich die eigentlichen Schuldigen an der Katastrophe, darin waren sich IWF und Cardoso einig.
Privatisierungen zu Schleuderpreisen, Rentenkürzungen, Massenentlassungen im öffentlichen Dienst… das riecht doch schwer nach Griechenland? Manche Dinge ändern sich eben nie. Nur dass in Brasilien
der IWF und die Geier hinter dem Erdöl her waren, während Griechenland nur Olivenöl zu bieten hat. Warum soll man sich auch etwas Neues einfallen lassen, wenn unsere vergesslichen Medien uns regelmäßig einer Gehirnwäsche unterziehen?
Schamlos versuchten es die Banker 2002 noch einmal mit demselben Trick, als Lula und Cardoso wieder gegeneinander im Wahlkampf antraten. Dieses Mal wurde ein weiterer IWF-Kredit angeboten. Aber die geheimen Bedingungen waren noch härter: Brasilien musste seine staatlichen Banken in private Hände geben. Das habe ich nicht erfunden. Es gibt ein über 60 Seiten langes Dokument mit dem Titel DOKUMENT DES INTERNATIONALEN WÄHRUNGSFONDS, VERTRAULICH UND NICHT ZUR VERÖFFENTLICHUNG BESTIMMT. 31 Es wurde von Cardosos Finanzminister unterzeichnet, kurz bevor Lula drei Wochen
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