Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
traumatisch sein. Nicht für Matty. Er war so schlau, Panik zu bekommen und schreiend durch New York zu rennen. Er ergatterte ein Stipendium, arbeitete bis 3 Uhr nachts als Barkeeper, um durchzukommen, riss noch eine Frau auf und kam am nächsten Morgen pünktlich zur Uni. Obwohl er eigentlich mehr der Typ für feste Beziehungen ist. Egal, Matty las ein Buch von mir, das ihm ein Professor in die Hand gedrückt hatte – Palast als Hausaufgabe? Ich wäre fast umgefallen, als ich das hörte! –, und ihm gefiel die Geschichte von mir und meinem Dad und über die Arbeit als Journalist, ohne sich die Zähne bleichen
zu müssen. Irgendwie arbeitete er wochenlang umsonst in unserem Büro, ohne dass ich ihn bemerkte.
Nachdem ich ihn ein Jahr lang mit unbezahlten und undankbaren Hiwi-Jobs gequält hatte, sah ich eines Tages, wie Rauch und Flammen aus dem dunklen Hinterzimmer in unserem Büro in der Second Avenue drangen. Ganz klar, der Junge brannte, er schrieb, recherchierte und filmte. Gut, er war erst 22, aber warum sollte ich ihn eigentlich nicht zum Produzenten unserer BBC-Dokumentation über den Präsidenten ernennen? Der amerikanische Nachrichtensprecher Dan Rather sagte einmal: »George Bush ist mein Präsident, und ich stelle mich da auf, wo er es mir sagt.« Ich überlegte, dass sich ein Junge, der zu mehr US-Stützpunkten geschleppt worden war als ein Kriegsgefangener, sich nicht dort aufstellen würde, wo man es ihm befahl. Und wenn er die Linie finden würde, wo er sich aufstellen sollte, würde er sie wegwischen.
Meine kleine bescheidene Firma konnte so ein Wunderkind natürlich nicht halten. Matty Pass machte sich bald auf, ein millionenschweres Mode- und Politikmagazin auf den Markt zu bringen. Das TAR Magazine war mindestens 10 Minuten lang das Sprachrohr der internationalen Coolness. Als Matty Pass die Leitung des Magazins übernahm, war er jünger als Tina Brown, als sie Herausgeberin von Vanity Fair wurde, und Matty musste dazu keinen alten Knacker mit Beziehungen heiraten. Aber er wusste: Der Erfolg als Herausgeber und ein sechsstelliges Gehalt würden ihn nur schwächen, daher kam er zurück zu uns in die Second Avenue, um für Milch und Kekse zu arbeiten. Er hatte gerade ein Promotionsstipendium für die London School of Economics bekommen, aber er traf die verrückte Entscheidung, es abzulehnen, um mir weiter bei meinen Ermittlungen zu helfen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ihn nicht davon abbrachte.
Darüber hinaus hat er noch eigene Ermittlungen laufen, die gefährlicher sind, als ihm bewusst ist. Er jagt auf Kuba nach Fidel Castros verlorener Seele. Er fand dort eine Mutter, die mit bloßen Händen die Erde auf dem Friedhof aufgescharrt hatte, um noch einmal das Gesicht ihres Kindes zu sehen, das Castro morgens hatte hinrichten lassen.
Heimlich hielt er mit seiner Canon 5D Mark II die Geschichte einer
Mutter und ihres Sohnes und einer Revolution fest, die ihre Kinder frisst. Die Speicherkarten schmuggelte er aus dem Land; wie, möchte ich hier lieber nicht sagen.
Ihm möchte ich wiederum lieber nicht sagen, dass niemand sich um eine Mutter und ihren Sohn schert, der im Dreck verscharrt wurde. Das ist traurig, aber so ist die Welt, es ist nicht das eigene Kind. So wie die jungen Soldaten, die Mattys Mutter für den Irak rekrutierte; ihr Tod ist eine persönliche Tragödie, aber kein folgenschweres historisches Ereignis. Die meisten Redakteure und Fernsehproduzenten haben dafür nur ein verächtliches Schnauben übrig. Mit 27 will man die Welt aufrütteln. Mit 57 fragt man sich, ob es nicht besser ist, wenn man sie in Ruhe lässt.
Wahnsinniger Wirbelsturm, New York
Ein Zettel auf meinem Schreibtisch:
Falsch, Papa Palast!
Ich bin 26 Mal umgezogen, bevor ich die Highschool abschloss. Ich war fünf und mein Bruder war acht, als meine Mutter zur Army ging.
Ich glaube, meine Mutter hat meinen Vater verlassen, aber das ist irrelevant; ich möchte ihn nur nicht wie einen Schurken dastehen lassen – das wäre ihm gegenüber nicht fair. Ich bin ziemlich sicher, dass der Mann einen Großteil seines Lebens von Schuldgefühlen zerfressen wurde.
Du hast über deinen eigenen Vater geschrieben: »Er war in seiner tiefsten Seele verletzt… Daher konnte ich die Arbeit tun, die er nur aus der Ferne beobachten konnte.« Dein Vater verkaufte Möbel, meiner Lebensmittel.
Meine Eltern haben beide genug für ihre Sünden und die Sünden anderer gelitten. und sie haben auch viel Gutes in
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