Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
gigantischen Pipeline-Endpunkt in der Nähe von Sangatschal – ähnlich wie Rommel durch die Sahara vorgestoßen war. Auch für Rommel ging es nicht gut aus.
Mit dem Teleobjektiv filmten wir die krebsverursachende BP-Anlage, die rauchende, lodernde Fabrik, die das aserbaidschanische Öl aus dem Kaspischen Meer gen Westen schickt, damit in Europa die Weihnachtsbäume leuchten.
Ich zeigte dem Spielzeugsoldaten von BP unsere Presseausweise, die auf Englisch und Aserbaidschanisch ausgestellt waren, doch er konnte beides nicht lesen. (Präsident Baba hatte abrupt das aserbaidschanische Alphabet ändern lassen, wodurch der Großteil der Bürger über Nacht zu Analphabeten geworden war.) Damit stiegen meine Chancen, die Feiertage in Babas Kerker zu verbringen und Ratten zum Frühstück abzulecken.
Ich sagte: »Schauen Sie: Dieses Schreiben besagt, dass Ihr sogenannter Präsident ein Wieselarsch ist«, was unser einheimischer Dolmetscher folgendermaßen übersetzte: »Dieser Brief vom Außenministerium enthält die Drehgenehmigung für einen Dokumentarfilm für das britische Fernsehen.« James hatte die Kamera auf die zweite Speicherkarte umgestellt und sagte dem Militärpolizisten: »Wir haben noch gar nicht mit Filmen angefangen, Kumpel.«
Dafür filmten wir jetzt. Ich schaltete meine versteckte Minikamera im Kugelschreiber an, die mir Badpenny geschenkt hatte, als ich mich nach Baku aufmachte. Und James machte zwar viel Aufhebens darum, die Speicherkarte aus unserer Kamera zu entfernen, filmte aber unbemerkt weiter und nahm alles auf eine zweite, versteckte Speicherkarte auf.
Auf der verlassenen Sandpiste in der Wüste erschien ein schwarzer Geländewagen, dem eine beeindruckende Fracht entstieg; ein Oberst behängt mit Orden aus dem kürzlich verlorenen Krieg gegen Armenien. Einer der Pelzmützensoldaten sagte als eine Art Erklärung: »British Petroleum lenkt dieses Land.« Er dachte, ich als »britischer« Journalist wäre stolz darauf.
Ein Schäfer auf einem Pony, das nicht größer als ein Karussellpferdchen war, geriet bei unserem Verhör zwischen die Fronten, weil seine Schafe zwischen den Pipelines gegrast hatten.
Die Soldaten wussten nicht, was sie mit Herde und Pony anstellen sollten, und ließen ihn gehen. Dann eskortierten sie unser Auto zu einem abgeschotteten Militärstützpunkt. James wusste, wenn man erst einmal im Hotel Baba eingecheckt hat, kommt man nicht so schnell wieder raus. Daher bestand er darauf, auf dieser Fahrt nach Nirgendwo bei einer Tankstelle anzuhalten (nicht von BP). Als wir eintraten, dachte der Besitzer des leeren Cafés, er wäre gestorben und in den Himmel gekommen: ein Haufen reicher Ausländer mit hochrangigen Militärs!
»Möchten Sie Mittagessen?«
James sagte: »Auf keinen Fall«, aber bevor seine Ablehnung übersetzt werden konnte, rief ich: »BËLI!« , eins der fünf aserbaidschanischen Wörter, die ich kenne – JA! – was der Besitzer natürlich so auffasste, dass ich für die ganze Bande ein Bankett mit allem Drum und Dran spendieren würde. Genau das wollte ich bezwecken. Schließlich ist das eine Islamische Republik. Sie können dir die Fingernägel herausreißen, aber einen Gast vor den Kopf stoßen, seine Gastfreundschaft ablehnen, das geht laut Koran gar nicht.
Die Frau des Besitzers (höchstens ein Drittel seines Alters, würde ich sagen) hielt mir einen riesigen Karpfen zur Begutachtung hin, er war offensichtlich gerade eben aus der Chemiekloake gezogen worden, die man auch das Kaspische Meer nennt. Bëli! Bëli! Joghurt mit gewürztem Granatapfel? Bëli! Koutabs, Chorba, Schälchen mit Ovchala, Halvah zum Dessert? Bëli! Bëli! 2 Und im Fernseher an der Wand rockte Ramusch, der kaspische Keith Richards (und genauso alt).
Die Partystimmung kam jäh zum Erliegen. Direkt vor dem Eingang zum Café hielt ein schwarzer, gepanzerter – kugelsicherer – Lexus. 270 Pfund Auftragskillermasse spazierten herein, eine Narbe über der Lippe, Bartstoppeln im Gesicht und zwei Goldzähne. Der Mann hatte weder Abzeichen noch Orden oder Epauletten oder gar eine Uniform. Aber alle wussten, wer er war. Alle außer mir und James.
Hat unser lieber Regisseur ein Alibi, warum wir an der Pipeline gefilmt haben, tatsächlich sogar direkt auf der Pipeline? Wie sich herausstellt, haben wir Babas Heiliges Rohr mit Füßen getreten. James sagt, er versuche, »sich etwas auszudenken«, seit wir vor zwei Stunden verhaftet wurden. Gut James, dann versuch mal schön weiter.
Wir
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