Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Ölkartells. Bakers Leute im Außenministerium nahmen Kontakt zu Grynberg auf, um den »spontanen« Besuch Nasarbajews in den USA zu arrangieren, damit dieser dort über »Rinder« plaudern konnte. Damals mussten Nasarbajew und Baker bei ihren Gesprächen vorsichtig sein. Sowohl die Sowjetunion als auch der KGB existierten 1989 noch, und der Mann aus Kasachstan wurde genau beobachtet. Der sowjetische Geheimdienst traute seinen eigenen Leuten nicht, nicht einmal Nasarbajew, vor allem nicht in dem Jahr, in dem russische Soldaten in Afghanistan um ihr Leben rennen mussten und schließlich abgezogen
wurden. Moskau verlor zusehends die Kontrolle über Kasachstan und die anderen islamischen Sowjetrepubliken. Schon bald konnte Gorbatschow in Kasachstan nicht einmal mehr eine Pizza bestellen, geschweige denn Nasarbajew herumkommandieren.
Nasarbajew sehnte sich danach, die sowjetische Planwirtschaft abzuschütteln. Er träumte nicht von Rindern, sondern davon, der Ölscheich Zentralasiens zu werden, Inshallah .
Außenminister Baker teilte diesen Traum. Er sah eine einmalige Jahrhundertchance für den Westen, endlich »Das Große Spiel« zu gewinnen, den Konflikt um die Vorherrschaft in Zentralasien, und den Russen die Ressourcen der -Stans zu entreißen. Bakers Jungs wandten sich an Grynberg. Nasarbajew wusste als ehemaliger Chef des kasachischen KGB alles über Jack, seinen amerikanischen Gegenspieler in der CIA-Station Helsinki, oder konnte es zumindest schnell in Erfahrung bringen: Geologe, Ölmann, Spion. Genau Nasarbajews Typ. Yes! Nasarbajew informierte das US-Außenministerium, er würde sich über einen kleinen Ausflug nach Colorado freuen und dort liebend gern ein bisschen Cowboy spielen.
Auf der Ranch kam Nasarbajew sofort zur Sache: »Ich habe Karten, in Kasachstan. Möchten Sie einen Blick darauf werfen?« Er hätte auch fragen können: »Wie viel Gold können Sie mit bloßen Händen wegtragen?«
Nach dem Besuch flog Jack nach Kasachstan, und ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er die Schatzkarten in Händen hielt, die er seit Jahrzehnten in seinem Gedächtnis abgespeichert hatte. Grynberg überzeugte Nasarbajew eilig, einen Vertrag zu unterzeichnen, der Jack das Exklusivrecht einräumte, ein Bohrkonsortium zusammenzustellen, um die nötigen Milliarden für die Förderung des schwarzen Goldes aufzubringen.
Jack konnte es kaum erwarten, seinen Kumpel John Browne anzurufen, den damaligen Leiter für Exploration bei BP. Die beiden waren Jahre zuvor ein Paar geworden (rein geschäftlich, versteht sich), als sich Browne bereit erklärte, Grynbergs verschrobenes Offshore-Bohrprojekt im Nildelta zu unterstützen. Allerdings war der Zeitpunkt denkbar schlecht gewählt. Es war 1973. Im Oktober, an Jom Kippur,
griff Ägypten Israel an (was die Briten nicht sonderlich störte) und besetzte beide Seiten des Suezkanals (das störte die Briten allerdings sehr). Die Folge: Die Bank von England sprang ab, aus dem BP-Grynberg-Deal wurde nichts.
Als sich Grynberg 1991 aus Kasachstan meldete, bestand Browne darauf, dass Jack sofort ins BP-Hauptquartier nach London kam. Grynberg tat wie geheißen und marschierte direkt ins Büro des Vorstands. Browne schloss die Tür ab und öffnete sie erst wieder, nachdem die beiden das Kaspische Meer unter sich aufgeteilt hatten.
Aber dann lief es ziemlich blöd. Grynberg nahm seinen neuen besten Freund, Präsident Nas, mit nach Venezuela, damit er dort die Jungs vom Ölklub kennenlernte. Ich fragte nach einem Foto dieses ungewöhnlichen Ausflugs, und Jack zeigte mir einen Schnappschuss, wie er zusammen mit dem kasachischen Präsidenten Tennis in Caracas spielte. (Natürlich gewann Grynberg, wie er sagte, allerdings musste er zuerst ein bisschen überlegen.) Nasarbajew »verliebte sich« in ein Paar Schuhe, und Jack bezahlte sie.
»Welche Schuhgröße hat Nasarbajew?«, fragte ich.
»Neuneinhalb.«
Grynbergs Geheimdienstqualitäten sind nach wie vor vorhanden.
Es folgte ein Ausflug ins Nordpolarmeer, um BPs neue Richtbohrtechnik zu bestaunen. Eben dort erwähnte ein anderer Gast Jacks, der kasachische Premierminister Nurlan Balgimbajew, dass die französische Ölgesellschaft Total »einen Barscheck über 5 Millionen Dollar hingelegt« habe. Grynberg: »Und er sagt: ›Jack, warum machst du das nicht auch? ‹« Für Grynberg waren 5 Millionen Dollar Peanuts; aber er fand, dass es an der Zeit war, dem kasachischen Potentaten eine Lektion über den Foreign Corrupt Practices
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