Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Spanisch.« Damals beherrschte man als Cofan nur Cofan. Es war das Jahr 1973, dasselbe Jahr, in dem sich BP und Partner knapp 15 000 Kilometer weiter nördlich von den Chugach die Rechte an Valdez geholt hatten. Jedenfalls bekamen die Cofan den Käse und Texaco das Öl.
Vier Milliarden Barrel Öl.
Nachdem der Konzern das Rohöl aus dem Boden gesaugt hatte, suchte Texaco das Weite, ohne irgendwelche Werte in Ecuador zurückzulassen. Nicht die kleinste Büroklammer, kein Dankesschreiben. Sehr klug, sehr clever. Falls der Ölkonzern vor Gericht gezerrt würde, könnte Chevron seinen Anklägern die Zunge herausstrecken, weil es im Land nichts gäbe, das man für Strafzahlungen, für medizinische Betreuung oder Reinigungsarbeiten würde pfänden können.
Diese Bauern, dieser Salinas und seine Familie, hätten natürlich mit dem Häuptling und den Epidemiologen unter einer Decke stecken können. Obwohl Chevron behauptete, es sei alles ein riesiger Schwindel, konnte ich mich nicht dazu durchringen, einen von Salinas eitrigen
Grinden aufzukratzen und nachzusehen, ob die Pusteln echt waren oder vielleicht nur Karnevalsschminke, die man hier immer auftrug, wenn ein Weißer mit Kamera des Weges kam.
Die Cofan wussten, dass man Anwälte braucht, wenn man im Dschungel überleben will. Ein junger Bauer, Pablo Fajardo, ging bei einem Anwalt in der Ölstadt in die Lehre, erlangte ein Diplom und reichte Klage ein. Die Bauern taten sich mit den Cofan zusammen und verklagten Texaco wegen der toten Kinder und der Pusteln auf ihrer Haut.
Einen Tag, nachdem wir am Amazonas eingetroffen waren, begleiteten Ricardo und ich Häuptling Criollo in die Stadt, wo er einen neuen Anspruch gegen Chevron geltend zu machen gedachte. Das war eine ernste Angelegenheit. Statt seiner verbeulten Bauernklamotten trug der Häuptling rituelle Tücher, eine Art Umhang und Kriegsbemalung im Gesicht. Er führte eine kleine Abordnung aus seinem Dorf erst mit dem Boot, dann mit dem Jeep, dann zu Fuß in die Ölarbeiterstadt Lago Agrio (»saurer See«), die aussieht wie die Kulisse zu einem alten Western.
In diese Stadt mitten im Dschungel folgten wir dem Häuptling, der zum Gerichtsgebäude marschierte, die Treppe hinaufschritt, den Blick immer geradeaus, ohne auf die feixenden Blicke der Bürokraten zu achten. In der obersten Etage angekommen, überreichte er mit langsamer, majestätischer Geste einem Beamten seine jüngste Forderung, eine Klage über 27 Milliarden Dollar gegen Chevron.
Die Federn und die Kriegsbemalung erinnerten an eine Peter-Sellers-Komödie, nur, dass niemand lachte. Der Blick des Häuptlings war entschlossen und würdevoll – so stelle ich mir Heinrich V. vor der Schlacht von Agincourt vor. Das war kein Karnevalskönig, kein Voodoo-Scharlatan.
Da waren wir, im Dschungel, und er, der Typ mit der Farbe im Gesicht, reichte einen Schriftsatz ein, den ein Bauer und Rechtsanwalt für ihn getippt hatte, die Aufforderung an einen multinationalen Ölkonzern, einen Scheck über mehrere Milliarden Dollar auszustellen. Viel Glück.
Meiner Erfahrung nach müssen gewiefte Schwindler irgendwann
grinsen. Criollo grinste nicht. Vielleicht war der Häuptling einfach nur besser als die meisten. Criollos Augen waren ernst, aber tieftraurig.
Nichtsdestotrotz musste ich meinen Job machen. Ich fragte ihn, ob er eigene Erfahrungen mit der Vergiftung durch das Öl hatte oder ob er nur Informationen aus zweiter Hand feilbot.
»Mein 3-Jähriger ist schwimmen gegangen«, begann er auf Spanisch, »und anschließend spuckte er Blut.« Das Kind starb schnell. Sein anderer Sohn starb langsam, an Krebs.
Quito, die Hauptstadt
»Ist das etwa der einzige Krebsfall in der Welt? Wie viele krebskranke Kinder gibt es in den Staaten?«
Rodrigo Perez, Anwalt für Texaco, gluckste vergnügt. 14
»Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, dass Rohöl Krebs auslöst.«
Also gut. Aber was ist mit der epidemiologischen Studie, nach der die Krebsfälle bei Kindern in Amazonien auf Kohlenwasserstoffe zurückzuführen sind?
Die Eltern der toten Kinder, sagte er, hätten vor Gericht einige große Hürden zu nehmen: »Wenn es da jemanden gibt, der Krebs hat, müssen die beweisen, dass das Rohöl oder die Erdölindustrie daran schuld sind. Und zweitens müssen sie beweisen, dass es UNSER Rohöl ist.«
Perez lehnte sich mit einem breiten Grinsen zurück.
»Und das ist absolut unmöglich.«
Er grinste noch breiter.
Vielleicht kann es einer, der im Dschungel Affen
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