Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
den Nil in Ägypten erkennen. Das war General Grynbergs Karte des Schlachtfelds, und Jack ließ mich einen Blick darauf werfen.
Grynberg machte es sich in einem alten Polstersessel bequem, und ich machte es mir auf einem Schemel unbequem. Ich begann mit dem Offensichtlichen.
Frage: Wie kommt ein gewisser Professor der Geologie (Grynbergs bevorzugte Identität) an ein Stück des Kaspischen Meeres, das eine Milliarde oder sogar drei Milliarden Dollar wert ist?
Alles fing 1989 an, erzählte er mir, mit der beginnenden Auflösung der Sowjetunion. Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei
der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik, Nursultan Nasarbajew, besuchte Kanada und bat — laut Grynberg einer spontanen Eingebung folgend – das amerikanische Außenministerium um die Genehmigung, einen erfolgreichen Rinderzüchter zu besuchen, der Russisch sprach. Grynberg hielt im Nebenerwerb noch 30 000 Rinder. Nasarbajew mochte Kühe. Bei der Begutachtung der Herde fragte der kommunistische Häuptling Grynberg, den Geologen, ob er sich nicht ein paar Karten anschauen wolle, die Nasarbajew in Kasachstan hatte. Jack flog nach Kasachstan, sah sie sich an, entdeckte jede Menge Öl und rief Lord Browne in London an, der sofort bereit war, Jacks Firma Grynberg Energy mit Probebohrungen zu beauftragen. Und so wurde das größte Ölvorkommen des Jahrzehnts entdeckt.
Jack, Jack, verscheißere nie jemanden, der andere verscheißert. Trotzdem unterbreche ich ihn nicht, als er mir das Märchen vom Kuhfladen auftischt.
Aber Ihnen erzähle ich die Geschichte lieber mit plausibleren Fakten unterfüttert. Im Kalten Krieg leitete Grynberg eine nachrichtendienstliche Abteilung im Verteidigungsministerium, die Informationen über die sowjetischen Ressourcen analysierte, beschafft von »unserem überaus fähigen Spionagenetzwerk«. Die Abteilung operierte von der amerikanischen Botschaft in Finnland aus, der CIA-Station in Helsinki.
Der Geologe Jack interpretierte die Informationen für die CIA, für das Verteidigungsministerium — und für Jack. Zweifellos hatte Grynberg schon damals Hinweise auf das seismologische Profil des Kaspischen Meeres und prägte es sich genau ein, immerhin war das die wertvollste geheime Schatzkarte der Moderne.
Ich weiß nicht, ob Grynberg religiös ist, aber falls er philosophische oder geologische Zweifel gehegt haben sollte, hätte er nur eine Szene direkt aus der Torah, dem Exodus, lesen müssen, schon wären alle Zweifel beseitigt worden. Wir schreiben das Jahr 1985. Die Russen versuchten sich an Probebohrungen im Kaspischen Meer und stießen schnell auf Öl – auf viel zu viel Öl. Sie hatten einen Riesen aufgeschreckt, der mit unglaublichem Druck Methan freisetzte. Vielleicht zündete sich ein Russe eine Zigarette an, ich weiß es nicht. Jedenfalls
stieg der Feuerball 70 Stockwerke hoch in den Himmel und, mirabile dictu , die 200 Meter hohe Feuersäule brannte ein ganzes Jahr lang.
Wie einst Moses hörte Grynberg die Flammensäule rufen: »Jack, Jack, hier ist das gelobte Land.«
(Ich nehme an, Moses verwechselte das Kaspische Meer mit dem Lande Kanaan, was immerhin in derselben nördlichen Richtung liegt, in die der ausgestreckte Arm des Allmächtigen wies. Ich hege ernsthafte Zweifel, dass Gott, gepriesen sei er, ausgerechnet Israel für sein auserwähltes Volk vorgesehen hat, denn dort gibt es nichts als Sand. Er muss Aserbaidschan gemeint haben, mit dem süßesten Rohölschatz unter sich, den man auf Erden finden kann.)
Wie dem auch sei, die dummen sowjetischen Pharaonen, die sich beim Versuch, an das Öl zu kommen, im wahrsten Sinne des Wortes die Finger verbrannt hatten, gaben ihre kaspische Ölader bald auf.
Mit der Karte vom Kaspischen Meer in der Tasche konnte sich Jack die schönsten Träume ausmalen, und da sich der Kalte Krieg noch eine Weile hinzog, hatte er viel Zeit dazu.
1989 wurden dann seine Träume wahr. Die Berliner Mauer fiel, der sowjetische Generalsekretär Gorbatschow verlor die Kontrolle über die Staaten des Warschauer Pakts und die Sowjetunion verlor, obwohl das von der Weltöffentlichkeit kaum bemerkt wurde, die Kontrolle über ihre Sowjetrepubliken — vor allem die »-Stans« (Usbekistan, Kirgisistan, Turkmenistan, Aserbaidschan und Kasachstan).
Immerhin fiel es James Baker III. auf. James, US-Außenminister unter George W. Bush, war vor und nach seiner Tätigkeit für Bush Berater für Exxon und für fast alle anderen Mitglieder des Houstoner
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