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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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Flüge gestrichen worden. Auch daran, wie wir beim Anflug auf Cairns durchsackten und wackelten, merkte man, dass sich das Wetter noch längst nicht ausgetobt hatte. Aber wir sahen Palmen, Golfplätze, Jachthäfen, ein paar große Strandhotels und massenhaft Häuser, deren rote Dächer aus dem verschwenderischen Grün schauten.
    Heute, da mehr als zwei Millionen Menschen im Jahr zum Great Barrier Reef kommen und es weltweit geschätzt und in Ehren gehalten wird, mutet es komisch an, wie lange die Tourismusindustrie gebraucht hat, um es zu entdecken. Bei dem Historiker Alan Moorehead (in Rum Jungle, einem Reisebericht durch das nördliche Australien aus den Fünfzigern) klingt ein Vorstoß in den Norden Queenslands noch wie eine Expedition zu den Quellen des Orinoco. Damals war Cairns ein kleiner dumpf-schwüler Außenposten an der Küste am Ende eines hunderte Meilen langen Dschungelpfades und hauptsächlich von exzentrischen Aussteigern bewohnt, die möglichst weit weg von allem wollten. Heute ist es eine rege Mini-Metropole mit sechzigtausend Einwohnern und von anderen australischen Gemeinwesen gleicher Größe nur durch zwei Dinge zu unterscheiden: die Feuchtigkeit, die wie ein heißes Handtuch auf einen fällt, wenn man aus dem Flughafengebäude tritt, und eine gewisse gesunde Begeisterung für das Portemonnaie des Touristen. Es ist eine immens beliebte Zwischenstation für Rucksack- und andere junge Reisende geworden, für die es in dem Ruf tropischer Vitalität steht. An unserem Ankunftstag lastete über dem Ganzen allerdings ein drückend schwerer, tiefer grauer Himmel, der jeden Moment mit ausgiebigen Regenfällen drohte. Durch endlose unschöne Vororte mit Motels, Tankstellen und Fast Food-Läden fuhren wir mit dem Taxi ins Zentrum. Das präsentierte sich zwar als ein wenig hübscher, doch es herrschte eine Atmosphäre, als sei die Stadt erst kürzlich und in großer Hast erbaut worden.
    Jeder zweite Laden bot Riff-Kreuzfahrten oder Tauchexpeditionen an, und der Rest verscherbelte T-Shirts und Postkarten.
    Wir holten uns zuerst unser Mietauto. Weil ich im Mittleren Osten wandern gewesen war, hatte ich die Organisation des Trips einem Reiseb ü ro ü bertragen und war nun gelinde erstaunt, dass dieses sich f ü r eine obskure kleine Firma entschieden hatte, die Crocodile Car Hire oder ä hnlich abartig und wenig vertrauensvoll hie ß und deren B ü ro kaum mehr als eine leere Theke in einer Nebenstra ß e war. Der Dienst habende junge Mann ging mit einer gewissen nassforschen Fr ö hlichkeit zu Werke, die ich uns ä glich provozierend fand, doch er erledigte den Papierkram energisch und effizient und plauderte dabei die ganze Zeit ü bers Wetter. Stolz erz ä hlte er uns, dass sie den schlimmsten Regen seit drei ß ig Jahren h ä tten. Dann brachte er uns nach drau ß en auf den B ü rgersteig und zeigte uns unser Fahrzeug - einen betagten Commodore Holden-Kombi, dessen Achsen entschieden durchzuh ä ngen schienen.
    » Was ist das? « , fragte ich.
    Er beugte sich zu mir vor und sagte in einem Ton, als spr ä che er zu einem Debilen: » Es ist Ihr Auto. «
    » Aber ich habe einen Gel ä ndewagen mit Allradantrieb bestellt. «
    Er bl ä tterte seine Unterlagen durch, zog sorgsam ein Fax des Reiseb ü ros heraus und gab es mir. Darauf wurde ein gro ß er, allgemein gebr ä uchlicher, hochumweltsch ä dlicher Wagen mit Automatikschaltung geordert - kurzum, ein amerikanisches Auto beziehungsweise das australische Pendant dazu. Seufzend gab ich dem jungen Mann das Fax zur ü ck. » Gut, haben Sie nicht trotzdem einen Gel ä ndewagen, den wir nehmen k ö nnten? «
    » Sorry, tut mir Leid. Wir haben nur Stadtautos. «
    » Aber wir wollten rauf zum Cape York. «
    » Da kommen Sie bei dem Regen sowieso nicht hin. Nicht mal mit einem Gel ä ndewagen. Nicht zu dieser Jahreszeit. Am Cape Tribulation hatten sie letzte Woche hundert Zentimeter Niederschlag. « Ich hatte zwar keine sehr klare Vorstellung davon, wie viel das war, doch sein Ton besagte: eine Menge.
    » Wenn Sie weiter als bis Daintree wollen, brauchen Sie mindestens einen Hubschrauber. «
    Ich seufzte noch einmal.
    » Die Stra ß e nach Townsville ist schon seit drei Tagen unpassierbar « , f ü gte er, wahrhaftig noch stolzer, hinzu.
    Ich musterte ihn erneut. Townsville liegt s ü dlich von Cairns - genau in der entgegengesetzten Richtung von Cape York. Anscheinend waren wir von allen Seiten eingeschlossen. » Wo k ö nnen wir denn ü berhaupt hin? « ,

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