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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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sie komme.
    » ACT « . Als sie sah, dass ich ohne Erfolg in meinem Gehirnk ä stchen kramte, sagte sie: » Australien Capital Territory. Canberra. «
    Ja, aber sicher doch. » Und wo ist es sch ö ner? « , fragte ich. » Dort oder in Surfers Paradise? «
    » Hier - bei weitem. «
    Ich hob eine Braue. » Was, so sch ö n ist es? «
    »Nein, nein«, rief sie, erstaunt, dass ich sie missverstanden hatte. »Canberra ist dermaßen schrecklich.«
    Ich lächelte, weil es ihr so bitterernst war.
    Sie aber nickte nachdrücklich. »Also, ich glaube, wenn man Dinge danach auflisten würde, wie viel Spaß sie einem machen, würde Canberra irgendwo nach einem Armbruch kommen.« Nun grinsten wir beide. »Aber wenn man sich den Arm bricht, weiß man wenigstens, dass es besser wird.« Sie sprach mit am Ende des Satzes aufsteigender Betonung, wie viele junge Leute in Australien, aus jeder Fragestellung wird eine Frage. Die Älteren hassen es, doch ich finde es liebenswürdig und wie jetzt, manchmal sogar bezaubernd sexy.
    Prompt eilte dann auch eine Frau, offenbar die Vorgesetzte, herbei, um dafür zu sorgen, dass wir uns nicht zu sehr amüsierten. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie mit diesem komischen Akzent, der verriet, dass sie sich lange in ein Buch mit dem Titel Kultiviertes Sprechen - nichts leichter als das vertieft hatte. Sie hielt auch den Kopf eigenartig schief; sie legte ihn ein wenig zurück, als hätte sie Angst, dass ihr die Augäpfel herausfallen würden.
    »Ja, ich wüsste gern, wo das ursprüngliche Surfers Paradise Hotel gestanden hat.«
    »Ach, das ist vor ein paar Jahren abgerissen worden.« Sie schenkte mir ein zufriedenes, total manieriertes Lächeln, doch ob sie damit ihrer Freude Ausdruck verleihen wollte, dass es abgerissen worden war oder dass sie mir eine Enttäuschung bereiten konnte, war nicht auszumachen. Sie zeigte mir auf dem Plan in meinem Reiseführer, wo es gestanden hatte.
    Ich bedankte mich bei beiden Damen und fand, meine Anweisungen in der Hand, den Weg zur Stätte des berühmten und nun unwiederbringlich verlorenen Surfers Paradise Hotel. Heute steht dort ein Ladenkomplex namens Paradise Center, der natürlich viel besser zu dem modernen Badeort passt, denn er ist hässlich und voll gestopft mit überteuertem Mist.
    In dem Fotoband über Surfers Paradise, den ich in Adelaide studiert hatte, war auf einem Bild vom Ende der vierziger Jahre ein herrlich zusammengeschustertes Hotel gewesen; es sah aus, als sei es in Etappen mit immer den Materialien gebaut worden, die gerade zur Hand waren. Im Gartenrestaurant tankten die Menschen arglos und unbekümmert viel, viel Sonne und Alkohol und wirkten schrecklich froh, dass sie da waren. Ich spazierte einmal ganz um den Block herum, stellte mich dann an die gegenüberliegende Ecke und starrte die Stelle lange an. Aber ich schaffte es genauso wenig, mir vorzustellen, wie es gewesen war, wie am Myall Creek, der jetzt so friedlich da lag. Ich ging zum Auto und fuhr durch das Spiel von Sonne und Schatten, das von den großen Hotels und üppigen Palmen erzeugt wurde, zurück zum Pacific Highway und nach Süden.
    Ich hatte den langen Weg nach Sydney vor mir. Dort war meine Reise erst einmal beendet. Aber ich w ü rde wiederkommen. Mit diesem Land war ich noch l ä ngst nicht fertig.
     
     
     
     
     
     
     
     
     

DRITTER TEIL
      
      
WEITAB VOM SCHUSS

     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Vierzehntes Kapitel
     
    »Hör zu«, sagte mir eine Stimme ins Ohr, als die Maschine des Qantas-Flugs 406 wie ein Korken aus den hoch sich türmenden Monsungewitterwolken ploppte und den Passagieren an den Fenstern plötzlich den Blick auf smaragdgrüne Berge freigab, die fast senkrecht aus einer bleigrauen See ragten. »Damit du Bescheid weißt: Wenn es hart auf hart kommt, kannst du meinen ganzen Urin haben.«
    Um diese Bemerkung geb ü hrend zu w ü rdigen, drehte ich mich vom Fenster weg und starrte in das ausgeruhte, feierlich ernste Antlitz meines Freundes und Reisegef ä hrten Allan Sherwin. Die Behauptung, ich sei verbl ü fft gewesen, ihn neben mir sitzen zu sehen, w ä re falsch, denn wir hatten uns wie geplant in Sydney getroffen und das Flugzeug zusammen bestiegen, doch trotzdem hatte es etwas Unwirkliches, als m ü sse mich jemand kneifen, damit ich es auch begriff. Vor zehn Tagen hatte ich nach der Wanderung im Mittleren Osten auf dem R ü ckflug nach Amerika in London Halt gemacht und

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