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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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standen, befinden sich heute protzige Hotels, Apartmenth ä user, die nur aus Balkonen zu bestehen scheinen, ein Casino-Kuppel- bau, gr ü ne Golfpl ä tze, Wasser- und Vergn ü gungsparks, Minigolfpl ä tze, Einkaufszentren und alles, was sonst noch so dazugeh ö rt. Vieles davon, kriegt man hinter vorgehaltener Hand erz ä hlt, ist mit Geld zweifelhafter Herkunft gebaut und bezahlt worden. Leute au ß erhalb Queenslands erz ä hlen einem, dass die Gold Coast von zwielichtigen Elementen strotzt - australischen Drogenbaronen, japanischen Yakuza, den feinen Oberbossen der Hongkong-Triaden. Es ist also eine Gegend, in der man besser keinen Mercedes anf ä hrt und zu streiten beginnt.
    Fast alle Australier sagen einem: »Oh, Sie müssen die Gold Coast sehen, sie ist schrecklich.«
    »Wirklich?«, sagt man neugierig. »Inwiefern?«
    »Weiß ich nicht genau. Ich bin noch nie da gewesen. Natürlich nicht. Aber es sieht aus wie - Haben Sie Muriels Hochzeit gesehen?«
    »Nein.«
    »Na, so sieht's aus. Genauso. Angeblich.«
    Ich war also in vielerlei Hinsicht motiviert, die Goldküste zu sehen und in fast jeder enttäuscht. Zunächst einmal war sie überhaupt nicht vulgär, sondern einfach nur international, massentouristisch unpersönlich, mit allem, was dazugehört. Ich hätte in Marbella oder Eilat oder irgendeinem anderen Touristenmekka sein können, das in den letzten fünfundzwanzig Jahren aus dem Boden gestampft worden ist. Die Hotels hatten meist große internationale Namen - Mariott, Radisson, Mercure - und einen offenbar ausnahmslos anständigen Standard. Ich parkte das Auto in einer Seitenstraße und spazierte an der Promenade entlang. Dabei kam ich an überraschend mondänen Läden vorbei - Prada, Hermes, Ralph Lauren. Alles wunderbar. Nur nicht sehr interessant. Ich muss nicht achttausend Meilen reisen, um mir Ralph-LaurenBadetücher anzuschauen.
    Der Strand indes war bildschön - breit, sauber, sonnig, mit zivilisierten, sanften Wellen, die aus einer fast schmerzlich blauen See hereinrollten. Die Luft schmeckte nach Salz und war erfüllt von Ozon verstärktem Lustgekreische und Kindergeschrei; ganz offensichtlich hatten die Leute ihren Spaß. Ich setzte mich auf eine Bank und schaute ihnen zu. Irgendwo hatte ich gelesen, dass es an der Küste hier sogar recht gefährliche Strömungen gibt. Auch in den Nachrichten wurde dauernd über Leute berichtet, die ertrunken waren. Opfer waren meist Touristen, die die Strömungen im Wasser nicht erkannten oder ruhig blieben, wenn sie von einer erfasst wurden. Oft lag es aber auch einfach an der Idiotie der Leute. Der Sydney Herald schilderte den Fall eines Zweiundfünfzigjährigen, der in North Avoca Beach alle Leute streng gewarnt hatte, nicht an einer bestimmten Stelle zu schwimmen, dann selbst hineingegangen und ertrunken war. Noch an dem Morgen hatte ich beim Packen im Motel ein Interview mit einem Rettungsschwimmer aus Surfers Paradise im Fernsehen gesehen, der sagte, er persönlich habe in der Vorwoche einhundert Menschen gerettet, darunter einen Touristen zweimal.
    »Zweimal?«, fragte der Interviewer.
    Der Rettungsschwimmer grinste, weil er es auch so
    l ä cherlich fand. » Jawohl. «
    » Wie, Sie haben ihn gerettet, und er ist wieder ins Wasser gegangen, und Sie mussten ihn noch einmal retten? «
    Das Grinsen wurde breiter. » Genau. «
    Ich suchte das Wasser nach Schwimmern ab, die Probleme hatten. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie ein Retter ü berhaupt unter den Hunderten fr ö hlich herumtollender Leiber einen Ertrinkenden ersp ä hte, aber sie schaffen es. Australische Rettungsschwimmer sind die besten der Welt. Punktum. In der Zeitspanne, in der vierunddrei ß ig Menschen ertranken, wurden mehr als sechstausend gerettet, eine gute Quote, finde ich.
    Ich genehmigte mir eine Tasse Kaffee und wanderte dann durch das Einkaufsviertel, doch die L ä den verkauften im Prinzip alle das Gleiche - bemalte Bumerangs und Didgeridoos, knubbelige Spielzeugkoalas und -K ä ngurus, Postkarten, Fotob ä nde und T-Shirts, T-Shirts, T-Shirts. Ich kaufte eine Postkarte mit einem surfenden K ä nguru und fragte die junge Dame, die mich bediente, ob sie wisse, wo das urspr ü ngliche Surfers Paradise Hotel gestanden habe.
    » Oje, nein, tut mir Leid « , erwiderte sie und sah ganz schuldbewusst aus, als habe sie eine vertrauliche Information vergessen. » Ich bin noch nicht so lange hier in der Gegend. «
    Ich nickte - war ja auch nicht so wichtig - und fragte sie, woher

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