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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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der Woche in Sydney und hab meine Schwester besucht, und es gab wahrhaftig seitenweise Artikel dar ü ber. «
    » Na, es war aber auch ein Riesending « , widersprach ich.
    » Ja, aber sie h ä tten nie so viel dar ü ber geschrieben, wenn es in Western Australia gewesen w ä re. «
    » Aha? «
    » Ja. Sie machen es blo ß , um die Leute davon abzuhalten, hier hoch zu kommen. «
    » Glauben Sie das wirklich? «
    » O ja. Sie wollen nicht, dass die Touristen Sydney verlassen. Sie wollen sie da unten behalten. Also greifen sie jede Story auf, in der Queensland gef ä hrlich oder r ü ckst ä ndig wirkt, und verdrehen die Tatsachen, um den Leuten Angst einzujagen. «
    Sie nickten beide in aufrichtigster Ü bereinstimmung.
    » Mit dem jungen Paar drau ß en auf dem Riff war es genauso. Es war eindeutig Selbstmord, aber sie haben es aufgebauscht bis zum Geht nicht mehr - «
    » Bis zum Geht nicht mehr « , sekundierte ihr ihre Freundin.
    » - damit es so aussieht, als sei es gef ä hrlich, zum Riff hinauszufahren « , beendete sie ihren Satz.
    » Und der Junge in Daintree? « , wagte ich einzuwenden.
    » Man wei ß ja gar nicht, ob er tot ist « , sagte sie in einem Ton, als habe sie unanfechtbare Informationsquellen.
    » Aber er ist seit zwei Jahren verschwunden. «
    » Und trotzdem ü berall auf der Cape York Halbinsel gesehen worden. «
    » Genau « , pflichtete ihr ihre Freundin bei.
    » Verzeihung, aber glauben Sie im Ernst, dass die Zeitungen mit Absicht eine Falschmeldung ü ber seinen Tod bringen, nur um Queensland schlecht zu machen? «
    » Ich sage nur, dass nicht alles restlos gekl ä rt ist. « Sie nickte pikiert und verschr ä nkte die Arme. Ihre Partnerin auch.
    Und ich dachte: verr ü ckter als kastrierte Schlangen.
    Daintree wollten Allan und ich allerdings auch besuchen. Weiter kommt man in diesem Teil Australiens auf einer asphaltierten Stra ß e ohnehin nicht nach Norden, aber wir wollten wenigstens mal gucken. Gegen zehn Uhr am n ä chsten Morgen h ö rte es auf zu regnen, und langsam kam die Sonne heraus, zuerst vorsichtig, doch dann mit verschwenderischer Pracht. Queensland ä nderte sich schlagartig. Pl ö tzlich waren wir in Hawaii. Tropische Berge fielen ab zum funkelnden Meer, vor uns lagen weit geschwungene Buchten, makellose, palmenges ä umte Str ä nde, kleine gr ü ne, der K ü ste vorgelagerte Felseninseln, und im Schatten der steilen blauen Gipfel der Great Dividing Range gelegentlich Zuckerrohrfelder.
    In Daintree parkten wir und gingen zum Ufer des Daintree River. Dort, wo die Stra ß e endete, hatte auch Beryl Wruck ihr pl ö tzliches Ende gefunden. Doch wir kriegten kein Krokodil zu Gesicht. Ü ber eine kurvenreiche Nebenstra ß e fuhren wir zur F ä hre ü ber den Daintree River zum Cape Tribulation. Die war zwar wegen des Regens seit einer Woche au ß er Betrieb, hatte man uns in Daintree gesagt, und es hatte eigentlich nicht viel Sinn, an den Anleger zu fahren, doch ich wollte das Kap wenigstens von dort aus sehen (und ganz vielleicht ersp ä hten wir ja doch noch ein Krokodil). Zu unserer Ü berraschung fuhr die F ä hre.
    »Seit gestern«, sagte der Fährmann, ein Mann weniger Worte.
    Wir setzten über und kutschierten die zwanzig Meilen zum Cape Tribulation durch den Daintree National Park. Die Straße verlief durch einen bergigen BilderbuchRegenwald. Da hatten wir es also doch noch in die Tropen geschafft. Ich war hell entzückt.
    Der Regenwald im Nationalpark ist ein Überbleibsel aus einer Zeit, als die Erde eine einzige Landmasse und vollkommen mit feuchten Dschungeln bedeckt war. Als sich im Laufe der Jahrmillionen die Kontinente abteilten und weit auseinander drifteten, entkam der Regenwald hier durch einen tektonischen Glücksfall dramatischeren Veränderungen des Klimas und der Lage, was ja sonst ökologische Veränderungen hervorgerufen hätte. Es gibt also Pflanzen, ganze Pflanzenfamilien, die nirgendwo sonst überlebt haben. Aber wie uralt und einzigartig der nördliche Regenwald Australiens ist, dämmerte den Wissenschaftlern erst, als 1972 ein paar Rinder mysteriös erkrankten und starben, nachdem sie in den niedrigeren Hängen gegrast hatten. Sie hatten sich mit den Samen eines Baumes namens Indiospermum australiansis vergiftet, von dem man bis dato angenommen hatte, er sei seit einhundert Millionen Jahren vom Antlitz der Erde verschwunden. Dabei wuchs und gedieh er im Daintree- Regenwald ebenso wie elf andere Mitglieder seiner Familie, primitiven Vorreitern der

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