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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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Quadratkilometer oder irgendwas dazwischen; misst man von oben nach unten, dann kommt man auf eintausendzweihundert Meilen beziehungsweise auf eintausendsechshundert; es ist gr öß er als Kansas oder Italien oder das Vereinigte K ö nigreich von Gro ß britannien. Wo das Riff eigentlich beginnt oder endet, dar ü ber streiten sich die Geister, doch alle stimmen darin ü berein, dass es riesengro ß ist. Selbst wenn man nur die geringste L ä nge annimmt, ist es so lang wie die Westk ü ste der Vereinigten Staaten. Und nat ü rlich ist es ein immens vitaler Lebensraum, das ozeanische Pendant zu den Regenw ä ldern Amazoniens. Im Riff leben mindestens eintausendf ü nfhundert Fischarten, vierhundert Korallentypen und viertausend Variet ä ten von Mollusken, aber das sind alles nur Sch ä tzungen. Bisher hat noch niemand versucht, einen umfassenden Ü berblick zu gewinnen. Zu viel Arbeit.
    Da das Great Barrier Reef aus etwa dreitausend einzelnen Riffen und ü ber sechshundert Inseln besteht, behaupten manche Leute, es sei keine zusammenh ä ngende Einheit und k ö nne deshalb nicht als gr öß tes Lebewesen auf Erden bezeichnet werden. Mir kommt es so vor wie das Argument, Los Angeles sei keine Stadt, weil sie aus vielen separaten Geb ä uden zusammengesetzt sei. Aber es spielt auch gar keine Rolle. Das Riff ist fantastisch. Und alles nur, weil Millionen und Abermillionen winzige Korallenpolypen seit ü ber achtzehn Millionen Jahren dem Stock in hingebungsvoller, mikroskopischer Kleinarbeit ein, zwei Gran hinzuf ü gen, bevor sie in einem selbstgeschaffenen Silikatgrab dahinscheiden. Da muss man doch beeindruckt sein.
    Kurz vor der Ankunft ging ich an Deck zu Allan. Ich hatte erwartet, dass wir an einem sandigen Atoll ankern w ü rden, eventuell mit einer Strandbar unter einem Schilfdach, aber um uns herum gab es nichts als offenes Meer, und einen langen Streifen sanft sich brechender, kr ä uselnder Wellen, der wohl das darunter befindliche, unsichtbare Riff anzeigte. Inmitten der Szene sa ß ein riesiger Aluminiumponton mit zwei Etagen und so gro ß , dass vierhundert Tagesausfl ü gler darauf Platz fanden. Er erinnerte vage an eine Ö lplattform und sollte f ü r die n ä chsten Stunden unser Zuhause sein. Ü ber Lautsprecher erfuhren wir, was wir alles machen konnten: uns in Liegest ü hlen in der Sonne rekeln, zu einer Unterwasseraussichtsstation hinabsteigen, mit Schnorchel und Flossen ausger ü stet eine Runde schwimmen oder in einem Boot mit Glasboden die bequeme Tour um das Riff machen.
    Wir fuhren zuerst mit dem Boot, in dem sich drei ß ig, vierzig Menschen in eine Sichtkammer unter dem Wasserspiegel dr ä ngten. Es war grandios. Einerlei, wie viel man ü ber die Besonderheit des Great Barrier Reef gelesen hat, auf diesen Anblick ist man nicht vorbereitet. Der Schiffsf ü hrer nahm uns mit in eine schimmernde Welt sagenhaft bunter steiler Korallenschluchten und rasiermesserscharfer Kl ü fte mit Schw ä rmen von unglaublich vielf ä ltigen und unterschiedlich gro ß en Fischen - Gauklern, Riffbarschen, Kaiserfischen, Papageifischen, Harlekinlippfischen, r ö hrenf ö rmigen Seenadeln. Wir sahen M ö rdermuscheln und Seegurken und Seesterne, kleine W ä lder wedelnder Anemonen und den wunderbar gro ß en, d ä mlichen Potato Cod. Wie erwartet, war es genau wie in einem ö ffentlichen Aquarium, nur dass hier nat ü rlich alles vollkommen wild und naturbelassen war. Dumm, wie ich bin, staunte ich, was es doch f ü r einen Unterschied machte. Eine gro ß e Schildkr ö te schwamm nur ein paar Meter vor dem Fenster vorbei und interessierte sich nicht die Bohne f ü r uns. Dann knabberte verstohlen ein Riffhai an dem Schiffsboden herum. Kaum gr öß er als einen Meter, w ä re er durchaus f ä hig, einen kr ä ftig in die Wade zu kniepen. Beeindruckend fand ich aber nicht nur die hin und her flitzenden Fische und anderen Gesch ö pfe, sondern auch, wie das Licht von oben hereinfiel und gefiltert wurde, und die Form und Struktur und unglaubliche Vielgestaltigkeit des Korallenstocks selbst. Ach, ich war hin und weg.
    Zur ü ck auf dem Ponton wollte Allan unbedingt sofort tauchen gehen. An einer Metalltreppe, die ins Wasser f ü hrte, befanden sich gro ß e Beh ä lter mit Flossen und Tauchermasken mit Schnorcheln. Wir bedienten uns und hupften hinein ins k ü hle Nass. Ich, der ich mich ein paar Meter ü ber dem Grund w ä hnte, erschrak jedoch zutiefst - milde ausgedr ü ckt -, als ich entdeckte, dass es etwa

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