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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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achtzehn Meter waren. In derart tiefem Wasser war ich noch nie geschwommen und fand es unerwartet enervierend, so, als schwebte ich achtzehn Meter ü ber festem Boden in der Luft. Mir dieses Umstandes binnen dreier Sekunden panikartig bewusst werdend, kriegte ich prompt eine Ladung Wasser in die Maske und keine Luft mehr. Beleidigt japsend kippte ich das Wasser aus und probierte es erneut: Sofort f ü llte sich die Maske wieder. Ich zog die Ü bung noch zwei, drei Mal durch, das Ergebnis war gleich.
    Allan glitt derweil durch die Fluten. » Herrgott noch mal, Bryson, was ist los? « , rief er. » Du bist einen Meter vom Ponton entfernt und ers ä ufst. «
    » Ja genau! Ich ertrinke. « Flatsch, klatschte mir wieder eine dicke Welle mitten ins Gesicht, und ich tauchte prustend daraus hervor. » Ich bin ein Sohn der Erde « , stie ß ich heraus. » Das ist nicht mein Element. «
    Allan schnalzte missbilligend mit der Zunge und entschwand. Ich tauchte ein wenig mit dem Kopf unter Wasser, sah, wie mein Gef ä hrte torpedogleich in Richtung eines bunten Lippfisches von der Gr öß e eines Sofakissens davonschoss, und wurde angesichts der unvorstellbaren, klaren Tiefe unter mir wieder von glucksender Verzweiflung gepackt. Es wimmelte ja auch von massiven Viechern darin - Fischen, die halb so gro ß waren wie ich, aber weit mehr in ihrem Element. Schon wurde meine Maske wieder voll, ich musste wieder prusten, und wieder schwappte mir - flatsch! - eine kleine Welle ins Gesicht.
    Ach, ich mochte das alles noch weniger - erheblich weniger -, als ich gedacht hatte, und dabei waren meine Erwartungen wirklich nicht hoch gewesen.
    Sp ä ter erfuhr ich ü brigens, dass ich wie die meisten Schwimmer reagierte, die keine Erfahrung mit dem Meer haben. Sie steigen ins Wasser, merken, dass sie sich weit au ß erhalb des Bereichs befinden, in dem sie sich noch wohl f ü hlen, und geraten stumm in Panik (offenbar eine Spezialit ä t der Japaner) oder erleiden einen Herzanfall (offenbar eine Spezialit ä t korpulenterer Zeitgenossen). Und hier haben wir einen zweiten interessanten Aspekt. Weil Schnorchler mit ausgebreiteten Armen und Beinen und dem Gesicht ein wenig unter der Wasseroberfl ä che Schnorcheln - in anderen Worten: in der Toten-MannPose -, sieht man nie genau, wer schnorchelt und wer tot ist. Erst wenn die Pfeife ert ö nt und alle rauskommen, nur nicht die eifrige, komisch reglose Gestalt, wei ß man, dass beim Abendessen einer weniger dabei sein wird.
    Zum Gl ü ck - und wie Sie aus der Tatsache, dass dieses Buch vor Ihnen liegt, sicher l ä ngst geschlossen haben - entkam ich diesem unseligen Schicksal. Ja, ich schaffte es, mich zur ü ck auf den Ponton zu hieven, rubbelte mich mit Allans Hemd trocken und legte mich in dem milden Sonnenschein in einen Liegestuhl. Dann holte ich die Zeitungsausschnitte von Alan Howe ü ber das hier zu Tode gekommene amerikanische Paar hervor. Ich hatte sie ja schon einmal gelesen, doch nun, da ich konkrete geogra- fische Gegebenheiten mit den Worten verbinden konnte, ging ich sie mit besonderem Interesse noch einmal durch.
    Was die bekannten Umst ä nde betrifft, ist die Geschichte denkbar einfach. Im Januar 1998 machten Thomas und Eileen Lonergan aus Baton Rouge in Louisiana, nach Ende ihrer Dienstzeit als Angeh ö rige des Peace Corps im S ü dpazifik, Ferien in Australien. Im Anschluss daran wollten sie nach Hause zur ü ckkehren. Mit einer Firma namens Outer Edge unternahmen sie einen Tagesausflug zum Tauchen. Als sie am fr ü hen Abend nicht zur vereinbarten Zeit am Schiff waren, wurde ihre Abwesenheit nicht bemerkt; es fuhr ohne sie zur ü ck. Zweieinhalb Tage verstrichen, bevor sie jemand als vermisst meldete. Doch man fand keine Spur von ihnen.
    Warum sie nicht zur ü ckkamen und was aus ihnen wurde, als sie merkten, dass man sie vergessen hatte, kann man folglich nur vermuten.
    Von dort, wo ich sa ß , konnte ich das Schiff f ü r die Sporttaucher sehen; ein vorbeikommender Matrose sagte mir, es sei etwa drei Seemeilen entfernt, also circa f ü nfeinhalb Kilometer. Es sah schrecklich klein und weit weg aus, doch f ü r die Lonergans, erfahrene Taucher und im Wasser zu Hause, h ä tte die Strecke kein Problem sein d ü rfen. Die Bedingungen waren perfekt. Das Meer war ruhig, die Wassertemperatur lag bei neunundzwanzig Grad Celsius, und die Lonergans trugen Tauchanz ü ge. Statt zum Ponton h ä tten sie auch zum St. Crispin Reef schwimmen k ö nnen, nur 1,2 Seemeilen entfernt. Dort

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