Frühstück mit Kängurus
Alderslade, im Museum zust ä ndig f ü r die Hohltiere, zu erkennen. » Quallen und Korallen « , f ü gte er gleich hinzu, als er die blanke Unwissenheit auf unseren Gesichtern sah.
Ich erz ä hlte ihm, wie fasziniert ich von den W ü rfelquallen sei, und fragte, ob er auch mit denen zu tun habe.
» Ja, nat ü rlich. «
» Und wie sch ü tzen Sie sich vor Kontakt mit ihnen? «
» Eigentlich nur durch die normalen Vorsichtsma ß nahmen. Man tr ä gt einen Tauchanzug und Gummihandschuhe und passt einfach h ö llisch auf, wenn man sie anfasst, denn wenn auch nur ein winziges St ü ckchen einer Tentakel auf dem Handschuh bleibt und man versehentlich mit der blo ß en Haut daran kommt - sich den Schwei ß vom Gesicht wischt oder eine Fliege verscheucht -, dann, glauben Sie mir, kriegt man einen sehr fiesen Stich ab. «
» Ist Ihnen das mal passiert? «
» Einmal. Da ist mir der Handschuh weggerutscht und ein Tentakel hat mich hier ber ü hrt. « Auf der zarten Innenseite seines Handgelenks war eine d ü nne, gut einen Zentimeter lange Narbe. » Nur kurz ber ü hrt, aber meine G ü te, das tat weh. «
» Wie f ü hlte es sich an? « , fragten Allan und ich wie aus einem Munde.
» Das Einzige, womit ich es vergleichen kann, ist mit einer brennenden Zigarette - als wenn man sich eine glimmende Zigarette an die Haut hielte, vielleicht drei ß ig Sekunden lang. So f ü hlte es sich an. In meinem Gewerbe wird man immer wieder mal von verschiedenen Viechern gestochen, aber ich kann Ihnen sagen, so was habe ich noch nie erlebt. «
Er tat etwas, was man bei Wissenschaftlern nicht oft sieht: Er sch ü ttelte sich. Dann l ä chelte er fr ö hlich durch seine ü ppige Gesichtsbehaarung und entschuldigte sich, weil er wieder zu seinen Korallen musste.
Wir verlie ß en das Museum und dann Darwin durch seine sonnenbeschienenen, ordentlichen Vororte, wei ß e Bungalows auf adretten Rasenfl ä chen. Am Stadtrand sahen wir das Schild » Alice Springs 1479 Kilometer « . Vor uns lagen fast tausend Meilen meist gnadenloser Ein ö de ü ber den einsamen Stuart Highway bis nach Alice Springs. Nun ging's ins ber ü hmte, bedrohliche Never Never, ein Land mit gef ä hrlicher Hitze und knochenbleichem Sonnenlicht.
Die Straße - der Track, wie man immer noch manchmal sagt - verlief immer geradeaus und war kaum befahren, doch in gutem Zustand. Fragen Sie zehn Leute in Sydney oder Melbourne, ob der Highway von Darwin nach Alice Springs geteert ist oder nicht, und die wenigsten wissen es. Dabei wurde er vor den meisten anderen Outback-Straßen asphaltiert: während des Zweiten Weltkrieges, als in Nord-Australien die wichtigsten Zwischenlandestationen für die Pazifikschlacht waren. Heutzutage benutzen ihn eine kleine, doch wachsende Anzahl Touristen, sehr wenige Autos aus der Region und viele, viele Roadtrains. Diese bis zu fünfzig Meter langen Lastwagen mit mehreren Anhängern transportieren Frachten zwischen den entlegensten Außenposten Australiens hin und her. Einem Roadtrain zu begegnen, der auf einem zweispurigen Highway volle Pulle auf einen zubrettert und seine ganze Spur und ein bisschen von der des entgegenkommenden Fahrzeugs benutzt, ist stets ein aufrüttelndes Erlebnis. Zuerst knallt es dumpf, weil man gegen die von ihm verdrängte Luft kracht, dann wird man sofort auf den Seitenstreifen geschleudert, wo man derart hypermanisch hin- und herschlingert, dass einem das Kleingeld aus den Hosentaschen und die Zahnfüllungen aus dem Mund fallen. Eine Wolke aus rotem Split und Staub hüllt einen ein, metallisch knacken und trommeln Steine auf das Auto, bis der Staub sich legt und man den großen Felsbrocken genau vor sich sehen kann (und unwillkürlich einen Urschrei ausstößt). Doch wenn der Wagen es aus eigenen freien Stücken wieder auf den Highway schafft, stellen sich urplötzlich und wie durch Magie Ruhe und Leichtigkeit wieder ein. Richtig lebhaft ging es in diesem Teil der Welt eigentlich nur während des Zweiten
Weltkriegs zu, als am Highway zwischen Darwin und Daly Waters sechzig Flughäfen und fünfunddreißig Lazarette gebaut wurden und hunderttausend amerikanische Soldaten in der Gegend stationiert waren. Immer noch weisen Schilder auf diese Orte hin, und ein paar Mal hielten wir auch und sahen sie uns an. Als Alan Morrehead zehn Jahre nach Kriegsende wegen seines Buches Rum Jungle hierher fuhr, standen die meisten Gebäude noch. Manchmal stieß er auf verlassene Flugzeuge und Munitionshaufen, die in der Wüste
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