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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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Bier - Unmengen. Wir a ß en Steaks, die so gro ß wie Baseballhandschuhe waren (vielleicht waren es ja Baseballhandschuhe), und sp ü lten sie mit noch mehr Bier hinunter. Wir fanden viele neue Freunde. Machten die Runde wie bei einer Cocktailparty. Ich unterhielt mich mit Ranchern und Schaf scherern, mit Kinderm ä dchen und K ö chen. Ich lernte Reisende von ü berall auf der Welt kennen und sprach eine Zeit lang mit dem Besitzer Bruce Caterer, der mir die komplizierte Geschichte anvertraute, wie es kam, dass er in diesem einsamen, gottverlassenen Kaff eine Kneipe besa ß . Doch ich habe nicht die geringste Erinnerung daran und schon gar nichts, das auch nur entfernt als Notiz brauchbar war. Im Laufe des Abends wurde die Kneipe unglaublich voll und laut. Wo all die Leute herkamen, war mir v ö llig schleierhaft. Auf jeden Fall waren mindestens f ü nfzig fr ö hliche, passionierte Trinker rund um Daly Waters aus dem Busch gekommen und bestimmt noch einmal so viele Besucher wie wir da. Von mindestens vierzehn Leuten wurde ich vernichtend beim Pool geschlagen. Ich gab Fremden eine Runde aus. Ich rief meine Frau an und gestand ihr meine ewige Liebe. Ich kicherte ü ber jede Story, die man mir auftischte, und verstr ö mte Zuneigung wahllos in alle Richtungen. Ich w ä re mit jedem ü berallhin gegangen.
    V ö llig angekleidet und auf dem Bettzeug statt darunter liegend erwachte ich am n ä chsten Morgen ohne eine klare Erinnerung au ß er an die Baseballhandschuhportion vom Vorabend und mit einem Kopf, in dem zwei Hochgeschwindigkeitsz ü ge zusammengesto ß en waren.
    Ich warf einen schmerzhaften Blick auf meine Uhr und ä chzte: fast zehn. Wir waren um Stunden zu sp ä t - falls wir es ü berhaupt bis Alice Springs schafften. Ich stolperte zum Badezimmer, zwang mich zu einer Katzenw ä sche und tastete mich triefenden Blickes zur Gaststube vor. Allan sa ß mit geschlossenen Augen gegen die Wand gelehnt, vor ihm stand eine unber ü hrte Tasse dampfender schwarzer Kaffee. Sonst war niemand zu sehen.
    » Wo Kaffee, wo? « , kr ä chzte ich mit d ü nnem Stimmchen.
    Allan deutete mit einer schwachen Handbewegung auf einen Seitenraum. Dort fand ich einen Kessel mit hei ß em Wasser, Pulverkaffee, Teebeutel, Milchpulver und Zucker, mittels derer ich mir ein hei ß es Getr ä nk zubereiten konnte. Ich h ä ufte mir eine Tasse halb voll mit Pulverkaffee, goss ein paar Tropfen hei ß es Wasser hinein und ging zur ü ck zu meinem Freund.
    Wie ein Schwerkranker hob ich m ü hsam die Tasse und benetzte mir die Lippen mit ein wenig Fl ü ssigkeit. Nach ein paar Schlucken ging es mir langsam besser. Allan sah aus, als sei er unmittelbar vor dem Exitus.
    » Wie lange sind wir aufgeblieben? « , fragte ich.
    » Lange. «
    » Sehr lange? «
    » Ja. «
    » Warum sitzt du da und hast die Augen geschlossen? «
    » Weil ich Angst habe, ich erblinde, wenn ich sie aufmache. «
    » Habe ich mich daneben benommen? « Ich schaute mich im Raum um, um zu sehen, ob meine Boxershorts dekorativ an einem Balken hingen.
    » Soweit ich mich erinnere, nicht. Beim Pool warst du Schei ß e. «
    Ich nickte. Das war keine Ü berraschung. Unter Alkoholeinfluss erprobe ich oft meine Poolspielerqualit ä ten und helfe Fremden, Vertrauen in ihre F ä higkeiten zu gewinnen und mit meiner inneren Brieftasche in Kontakt zu treten.
    » Sonst noch was? « , fragte ich.
    » N ä chsten Sommer tauschst du die Wohnung mit einer Familie aus Korea. «
    Ich sch ü rzte nachdenklich die Lippen. » Nord- oder S ü d-? «
    » Wei ß nicht. «
    » Das hast du dir nur ausgedacht, stimmt's? «
    Er beugte sich vor, holte aus meiner Brusttasche eine Gesch ä ftskarte und gab sie mir. » Park Ho Lee, Fleischgro ß handel « , stand darauf. Plus Adresse in Pusan. Darunter stand in meiner Handschrift: » 10. Juni - 27. August. Kein Problem. «
    Ich knickte die Karte zusammen und legte sie in den Aschenbecher. » Ich glaube, ich m ö chte jetzt von hier verschwinden « , sagte ich.
    Er nickte, erhob sich mit einer gewaltigen Willensanstrengung und ging nur ein ganz kleines bisschen schwankend seine Sachen holen. Ich z ö gerte lange, lange und folgte ihm dann.
    Zehn Minuten sp ä ter waren wir auf dem Weg nach Alice Springs.
     
     
     
     

Sechzehntes Kapitel
     
    So, jetzt erzähle ich Ihnen eine Geschichte, über die sich nachzudenken lohnt.
    Im April 1860 erreichte John McDouall Stuart w ä hrend seines zweiten heroischen Versuchs, Australien von S ü den nach Norden zu

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