Frühstück mit Kängurus
Kultgegenständen an, doch weil sie heilig sind und nicht von jemandem angeschaut werden dürfen, der nicht initiiert ist, können sie nicht ausgestellt werden. Stattdessen zeigt man jede Menge alter Fotos über das Leben in Hermannsburg und mehr Einzelheiten über Wirken und Werden Theodore Strehlows, als ein vernünftiger Mensch wissen möchte.
Als ich zum Auto zur ü cklief, bemerkte ich ein kleines Luftfahrtmuseum in einem alten Hangar nebenan, doch komischerweise keinen Angestellten, obwohl die T ü r offen war. Ich ging hinein und fand das ü bliche Sammelsurium alter Maschinen und W ä nde voller vergilbender Fotos, doch in einem separaten Geb ä ude etwas, von dem ich erstens nie vermutet h ä tte, dass es noch existierte, und zweitens schon gar nicht erwartet h ä tte, es einmal zu sehen. Kein Reisef ü hrer, den ich zu Gesicht bekommen habe, erw ä hnt es, nicht einmal die lokale TourismusLiteratur. Dabei war es 1929 ein paar unruhige Tage lang der ber ü hmteste und am meisten gesuchte Gegenstand in Australien. Nun stand es hier, in einem kleinen Luftfahrtmuseum ausgerechnet in einer Stadt wie Alice Springs. Ich spreche von den Resten eines Leichtflugzeugs mit dem Namen Kookaburra, das auf der Suche nach dem verirrten Piloten Charles Kingsford Smith in der W ü ste abst ü rzte.
Kingsford Smith war nicht nur der zu seiner Zeit gr öß te Flieger Australiens, sondern vielleicht der gr öß te Flieger aller Zeiten. Er heimste mehr Rekorde ein und ging unendlich viel mehr gef ä hrliche Herausforderungen an als irgendjemand sonst. Nur ein Jahr nach Charles Lindberghs historischem Alleinflug ü ber den Atlantik ü berquerte Kingsford Smith als Erster den Pazifik, ein viel ehrgeizigeres Unternehmen, nicht nur, weil es viel, viel weiter war, sondern vor allem, weil die Flugbedingungen unvergleichlich h ä rter und unbekannter waren. Kingsford Smith machte seinen Versuch ü ber den Pazifik nur zehn Monate nachdem das erste Flugzeug nach Hawaii geflogen war. Der Wettflug, den ein Ananas-Magnat sponserte, kostete zehn Flieger das Leben. Als Kingsford Smith also 1928 mit einer Dreiermannschaft von San Francisco aus ü ber Honolulu und Suva auf den FidschiInseln nach Brisbane fliegen wollte, hielt man das Wagnis allgemein f ü r unm ö glich und irrsinnig, was es auch fast geworden w ä re. Nachdem Hawaii sechshundert Meilen hinter ihnen lag, flogen die M ä nner in einen G ü rtel lebhafter meteorologischer Aktivit ä t, bekannt als innertropische Konvergenzzone, ein Gebiet mit rasenden Wolken, tosenden St ü rmen und Winden, die einem den Schnauzbart aus dem Gesicht blasen. Als seine kleine Maschine wie ein Gummiball zu hopsen begann, hatte Kingsford Smith keine Ahnung, wo er da hineingeraten oder wann es zu Ende war, denn in einer solchen Wetterformation war noch nie ein Pilot geflogen.
Vergessen Sie nicht, dass er in einer fragilen 1920er Fokker saß, einem mit Segeltuch bespannten Gestell aus Fichtenholz und so primitiv gebaut, dass die Sitze nicht mal verschraubt waren. Kingsford Smith kämpfte stundenlang darum, das Flugzeug gerade und in einem Stück zu behalten. Als es endlich in ruhigere Sphären plumpste, hatten er und seine Männer gefährlich wenig Treibstoff und standen vor dem Problem, die Fidschiinseln zu finden - bloße Tüpfelchen in einem unendlichen Meer -, bevor ihnen der Saft ausging und sie ins Wasser fielen. Aber diese und hundert andere Schwierigkeiten meisterte Kingsford Smith mit Mut, Geschicklichkeit, Entschlossenheit und Witz. Der Flug über den Pazifik war vermutlich das tollkühnste Unterfangen in der gesamten Geschichte der Luftfahrt.
Kingsford Smith flog immer mit einem Co-Piloten und meist auch mit Navigator und Funker, deshalb kann man seine Leistungen eigentlich nicht mit den einsam heroischen Taten Charles Lindberghs vergleichen. Doch durch einen so brutalen Sturm ist Lindbergh nie geflogen. Ja, er machte nach 1927 kaum noch einen bedeutenden Flug. Kingsford Smith dagegen flog weiter und weiter und stellte alle möglichen Rekorde auf. Er flog als Erster von Ost nach West über den Atlantik (was wiederum viel schwieriger war, weil es gegen den Strahlstrom ging), von Australien nach Neuseeland und zurück und über den Pazifik nach Amerika. Dann heimste er noch eine Hand voll Rekorde ein für die schnellsten Flüge von Australien nach England und für diverse Streckenabschnitte unterwegs.
Womit wir bei der Kookaburra wären. Im März 1929 wollte Kingsford Smith mit drei Mann
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