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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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Pfund des kostbaren Erzes enthielt, bis dato unvorstellbar, eine solche Menge in einem Stück zu finden. Allemal genug, um forthin ein fürstliches Leben zu führen - wenn dem Aborigine erlaubt gewesen wäre, es zu behalten. Der Klumpen ging an den Besitzer des Landes.
    Kaum war der Goldrausch entfesselt, fand man jenseits der Grenze in der neuen Kolonie Victoria noch fantastischere Mengen. Australien wurde von einem wahren Goldfieber ergriffen, demgegen ü ber das in Kalifornien ein Klacks war. Gro ß e und kleine St ä dte entv ö lkerten sich ü ber Nacht, als die Arbeiter loszogen, um ihr Gl ü ck zu machen. Polizisten verlie ß en ihren Posten; es gab keine Verk ä ufer mehr in den L ä den; die Frauen kamen nach Hause, fanden einen Zettel auf dem Tisch, und das Fuhrwerk war weg. Bevor noch das Jahr zu Ende ging, sch ä tzte man, dass die H ä lfte der M ä nner in Victoria nach Gold grub und Tausende von au ß erhalb ins Land str ö mten.
    Mit dem Goldrausch ä nderte sich Australiens Schicksal. Konnte man vorher die Menschen kaum dazu bringen, dort zu siedeln, st ü rmten sie nun in Massen aus allen Ecken und Enden der Welt herbei. In weniger als einer Dekade nahm das Land mehr als sechshunderttausend neue Menschen auf; die Zahl seiner Bev ö lkerung wuchs auf mehr als das Doppelte, vor allem in Victoria, wo die reichsten Goldfelder lagen. Melbourne wurde gr öß er als Sydney und war eine Zeit lang wahrscheinlich pro Kopf der Einwohnerzahl die reichste Stadt auf dem Globus. Am wichtigsten aber war, dass das Gold den Deportationen ein Ende setzte. Als man in London begriff, dass sie als Chance und nicht als Strafe betrachtet wurden, ja, dass Angeklagte nach Australien verschifft werden wollten, konnte man das Land nicht l ä nger als Gef ä ngnis benutzen. Bis 1868 wurden noch ein paar Schiffsladungen Str ä flinge nach Westaustralien geschickt (wo sie in gleicherma ß en erfreulichen Mengen Gold fanden), aber im Wesentlichen bezeichnet der Goldrausch der F ü nfzigerjahre das Ende der Existenz Australiens als Konzentrationslager und seinen Beginn als Nation.
    Obwohl man steinreich werden konnte, war es f ü r die Goldgr ä ber kein Zuckerschlecken. In der Hoffnung, allen die gleiche Chance zu geben, durften sie nur einen ganz bescheidenen Claim abstecken - ein Areal von ein paar Quadratmetern -, aber selbst das brachte Probleme. Als man im April 1860 in Lambing Flat, wie Young damals hie ß , Gold fand, kamen die Gl ü ckssucher scharenweise. 1861 buddelten dort zweiundzwanzigtausend Leute eifrig vor sich hin, darunter zweitausend Chinesen, jeder auf einem St ü ck Land von den Ausma ß en eines gro ß en Bett ü berwurfs. Nat ü rlich fanden die meisten kaum etwas und begannen, die Chinesen scheel anzugucken, denn diese schienen die Hitze und Entbehrungen heiterer als ihre europ ä ischen Konkurrenten zu ertragen und in einer Weise zu kooperieren, die sie in den Verdacht brachte, ungerechte Vorteile zu genie ß en. Anscheinend fanden sie auch mehr Gold. Und waren Chinesen.
    Kurz und gut, die wei ß en Goldgr ä ber beschlossen, den Chinesen eine Abreibung zu verpassen. Dann w ü rde alles besser werden. Mitte des Jahres 1861 tat sich eine erhebliche Minderheit der Wei ß en zusammen - zwischen zwei- und dreitausend - und zettelte einen Aufruhr an.
    Eine merkw ü rdig organisierte Angelegenheit. Zun ä chst einmal kamen die Aufr ü hrer mit einer Blaskapelle an, die » Rule Britannia « , die Marseillaise und andere z ü ndende Weisen zu Geh ö r brachte, die zu sozialen Unruhen passten. Au ß erdem trugen sie eine gro ß e selbst gemachte Fahne mit sich, die seitdem in der australischen Geschichte so etwas wie eine Ikone geworden ist. Und w ä hrend die Kapelle die Melodien zum Besten gab, an denen man sich normalerweise bei einem Sonntagnachmittagskonzert im Park erg ö tzt, gingen die Goldgr ä ber durch die chinesischen Quartiere, verpr ü gelten die Leute mit Spitzhackengriffen oder Schlimmerem, raubten sie aus und z ü ndeten die Zelte an. Und weil es so sch ö n war, brannten sie dann noch das Gerichtsgeb ä ude nieder. Elf der Ü belt ä ter wurden vor Gericht gestellt, aber keiner verurteilt. Ganz offensichtlich nicht der stolzeste Moment in der australischen Geschichte.
    Was unmittelbar danach geschah, kann ich Ihnen nicht erz ä hlen. Manning Clark - das allerdings kann ich Ihnen sagen - bringt einen manchmal auf die Palme. Er erw ä hnt, dass bei der Schl ä gerei ein europ ä ischer Goldgr ä ber

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