Frühstück mit Kängurus
ein ü berdimensionaler Weihnachtsbaumst ä nder aussieht. Auf dem Weg hinein blieb ich an einem gro ß en Zierteich stehen und warf einen Blick hinauf.
» Die gr öß te Aluminiumkonstruktion auf der s ü dlichen Halbkugel « , erkl ä rte sichtlich stolz ein Mann mit einer Kamera um den Hals, als er sah, wie ich sie studierte.
» Und gibt es viele andere Aluminiumkonstruktionen, die um diese Ehre wetteifern? « , rutschte es mir heraus.
Der Mann wurde ganz aufgeregt. » Das wei ß ich gar nicht « , sagte er. » Doch wenn ja, sind sie kleiner. «
Ich hatte ihn nicht beleidigen wollen. » Na, der hier ist ganz gewiss ... eindrucksvoll « , sagte ich beschwichtigend.
» Ja « , stimmte er mir zu. » Ich glaube, das ist das richtige Wort. Eindrucksvoll. «
» Wie viel Aluminium ist drin? « , fragte ich.
» Ach, ich habe keine Ahnung. Aber bestimmt sehr viel, das k ö nnen Sie mir glauben. «
» Genug, um eine Menge Butterbrote einzuschlagen « , ü berlegte ich fr ö hlich.
Er schaute mich an, als sei ich gemeingef ä hrlich dumm.
» Das wei ß ich nicht « , sagte er und verabschiedete sich nach einem Moment verwirrten Z ö gerns.
Obwohl es Sonntagmorgen war, hatte Parliament House ge ö ffnet. Ich musste mich einer Sicherheitskontrolle unterziehen, bei der man mir ein kleines Taschenmesser abnahm, und s ä gte zwanzig Minuten sp ä ter in der Cafeteria mit etwas viel T ö dlicherem an einem Scone herum. Das war typisch - Parliament House ist oberfl ä chlich sehr ernst und sicherheitsbewusst, mit allem Drum und Dran wie bei jeder anderen wichtigen Nation, gleichzeitig aber ganz locker, als w ü sste man, dass keine international gesuchten Terroristen ü ber die Br ü stung st ü rmen. Die Besucher sind meist Leute wie Sie und ich, die nur mal gucken wollen, was hier so Wichtiges passiert, und sich danach am liebsten mit einer sch ö nen Tasse Tee und einer leidlich schmackhaften Leckerei in die Cafeteria verdr ü cken.
Innen war es viel sch ö ner, als man bei dem faden Ä u ß eren gedacht h ä tte. Reichlich einheimische Holzarten bedeckten B ö den und W ä nde. Am besten war, dass man nicht in Herden durchgetrieben wurde, sondern sich solo auf Erkundungstour begeben konnte. Ich bin nie im Capitol in Washington gewesen, wage aber zu behaupten, dass die Leute dort nicht nach Lust und Laune herumwandern d ü rfen. Ich f ü hlte mich, als k ö nnte ich ü berall hingehen - wenn ich die richtige T ü r gewusst h ä tte, auch mal rasch ins Amtszimmer des Premierministers, wo ich ihm einen Gru ß auf die Schreibtischunterlage h ä tte kritzeln und vielleicht meinen Lachswitz dalassen k ö nnen, um ihm den Arbeitstag zu vers üß en. Ein paarmal r ü ttelte ich verstohlen an T ü rgriffen. Die T ü ren waren immer verschlossen, doch es gingen keine Alarmanlagen los, es st ü rmten auch keine Sicherheitsleute herbei, fingen mich mit Netzen ein und schleppten mich ab zum Verh ö r. Dort, wo sie postiert waren, waren sie immer freundlich und beantworteten gern meine Fragen. Ich war sehr beeindruckt.
Das Parlament Australiens besteht aus zwei Kammern, dem Repr ä sentantenhaus und dem Senat. (Interessant, wenn auch nicht rasend, dass man den britischen Begriff f ü r die Institution und den amerikanischen f ü r die Kammern benutzt.) Beide waren offen, und man konnte sie von der Besuchergalerie aus betrachten. Sie waren ziemlich klein, doch sch ö ner, als ich erwartet hatte. Im Fernsehen hat das Gr ü n des Repr ä sentantenhauses einen entschiedenen Stich ins Eklige, als diskutierten die Mitglieder innerhalb eines Pankreas, live war es viel geschmackvoller und dezenter. Der Senat, den ich im Fernsehen nie gesehen hatte (wahrscheinlich, weil die Senatoren eigentlich nichts tun), war in beruhigendem Ocker gehalten.
In einer gro ß en Wandelhalle in einem oberen Geschoss befand sich eine Galerie mit Ö lbildern aller Premierminister, die ich interessiert besichtigte. Da ich ja sehr viel gelesen hatte, war es mir - nach dem Motto » Ach, ich habe schon so viel von Ihnen geh ö rt « - ein aufrichtiges Vergn ü gen, endlich ihre Gesichter zu sehen. Da war der g ü tige alte Ben Chifley, LabourPremierminister direkt nach dem Krieg und so sehr ein Mann aus dem Volk, dass er in Canberra immer in dem bescheidenen Kurrajong Hotel wohnte, was den Steuerzahler gerade mal sechs Shilling pro Tag kostete. Man konnte ihn jeden Morgen im Bademantel in die Gemeinschaftsbadezimmer schlendern und sich mit den anderen G ä sten
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