Frühstück mit Kängurus
Carlton & United in Kooyong. «
» Richtig, Clive. Dass jemand so weit drau ß en zu seinem Wurf gestartet ist, habe ich das letzte Mal erlebt, als Stopcock 1957 beim dritten Testmatch in Brisbane mit dem Ä rmel am R ü ckspiegel eines Elfer-Busses h ä ngen geblieben und wegen eines schrecklichen Durcheinanders auf Grund einer Fahrplan ä nderung vier Tage sp ä ter an der Toowoomba Junction in Goodiwindi gelandet ist. «
Nach einem sehr langen Schweigen, w ä hrend dessen die Kommentatoren diesen Gedanken in sich arbeiten lie ß en und sich wom ö glich auch zwecks Erledigung kleinerer Besorgungen von ihren Pl ä tzen entfernten, nahmen sie ihre Diskussion des Spiels in aller Gem ü tsruhe wieder auf. Die Herren am Mikrofon lobten das herausragende Spiel des jungen Hugh Twain-Buttocks und stimmten stillschweigend darin ü berein, dass sie niemanden mit solchem Elan im Aus gesehen hatten, seit Tandoori 1961 in Vindaloo Rogan Josh nach Strich und Faden vorgef ü hrt hatte. Auch Stovepipe fand endlich ü ber die Schienen an der Flinders Street den Weg zur ü ck ins Stadion; die Fu ß g ä ngerbr ü cke war offensichtlich wegen Malerarbeiten gesperrt. Er warf zu Hasty, der den Ball geschickt zur Ecke umlenkte. W ä hrend der n ä chsten zwei Stunden wiederholte sich das viermal, und dann verk ü ndete einer der Reporter:
» Wir machen jetzt eine kurze Pause und st ä rken uns mit dem zweiten Lunch f ü r die restlichen elftausendzweihundert W ü rfe. Es steht: Australien neunhundertundzwei- undsechzig L ä ufe und zwei Punkte. England ist mit vier L ä ufen und null Punkten weit abgeschlagen und hofft auf Regen. «
Vielleicht irre ich mich hier und da in der Terminologie, die Atmosph ä re habe ich aber sicher eingefangen. Schlussendlich kriegte England ordentlich was aufs M ü tzchen, doch das kriegt es immer von Australien. Australien schl ä gt sowieso die meisten Nationen in den meisten Disziplinen. Eine sportlichere Nation gibt es nicht. Um nur ein willk ü rliches, aber schlagendes Beispiel herauszugreifen: Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta war Australien, der Einwohnerzahl nach zweiundf ü nfzigster unter den Nationen, an f ü nfter Stelle des Medaillenspiegels, und die vier L ä nder vor ihm waren nat ü rlich alle viel gr öß er. Seine Leistung war der aller anderen teilnehmenden Nationen meilenweit ü berlegen. Es gewann 7,78 Medaillen pro eine Million Einwohner, das war zweieinhalbmal so viel wie das, was der n ä chstbeste, Deutschland, und fast das F ü nffache dessen, was die USA schafften. Au ß erdem verteilten sich seine Medaillengewinne ü ber ein breites Spektrum von Sportarten, n ä mlich vierzehn. Nur eine andere Nation konnte da mithalten: die Vereinigten Staaten. Es gibt kaum eine Leibes ü bung, in der sich die Australier nicht hervortun, und dabei bleibt immer noch gen ü gend Zeit f ü r eigene Sportarten, allen voran f ü r den Australian Rules Football, eine sehr beliebte Variante locker beherrschten Chaos! Bei so einer dynamischen, aktiven Gesellschaft ist es ein Wunder, dass noch Leute ü brig bleiben, die die Zuschauer machen.
Das Geheimnis beim Cricket ist auch nicht, dass die Australier gut darin sind, sondern dass sie es ü berhaupt spielen. Ich fand immer, dass es eigentlich eine viel zu verhaltene Disziplin f ü r das draufg ä ngerische australische Temperament ist. Hier spielt man lieber Spiele, bei denen sich stramme Burschen in sp ä rlicher Bekleidung die
Nasen blutig schlagen. Ich bin ü berzeugt, wenn der Rest der Welt von heute auf morgen verschwindet und die Entwicklung des Cricket den Australiern ü berlassen bleibt, tragen die Kombattanten nach einer Generation Shorts und benutzen die Schl ä ger als Waffen.
Und nat ü rlich w ä re es dann ein viel besseres Spiel.
Als die wackeren Streiter am sp ä ten Nachmittag f ü r ein F ü nf-G ä nge-.Men ü oder einen kleinen Stehimbiss eine Pause machten und die Aktivit ä ten auf dem Feld von sehr gering zu nichtexistent ü bergingen, hielt ich an einem Rasthaus, um zu tanken und einen Kaffee zu trinken. Ich studierte meinen Stra ß enatlas und beschloss, in Hay zu ü bernachten, einem bescheidenen Fleckchen in der W ü ste etwas abseits der Stra ß e. Da es das einzige Gemeinwesen innerhalb eines Umkreises von zweihundert Meilen war, fiel mir die Entscheidung nicht schwer. In Ermangelung eines Besseren bl ä tterte ich dann durch das Ortsverzeichnis und am ü sierte mich auf sehr wenig aufwendige Weise
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