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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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Fraser. In anderen Worten: Die W ä hlerschaft billigte ruhig und friedlich die Ma ß nahme, ü ber die sie sich noch einen Monat zuvor derart aufgeregt hatte.
    Und darum, ich sag's Ihnen, werden Sie die australische Politik nie verstehen.
    Teil des Problems ist nat ü rlich, dass man sie von au ß erhalb des Landes kaum verfolgen kann, weil so wenige Nachrichten in die weite Welt hinausdringen. Doch selbst wenn man dort ist und ihr brav zu folgen versucht, versackt man rasch in einem Dickicht an Argumenten, komplex verwobenen winzigen Details, einem Wirrwarr an Beziehungen und Nichtbeziehungen, sodass jedes Verstehen unm ö glich wird.
    Zurzeit meines Besuches beherrschte ein Thema das ganze Land: ob Australien Republik werden sollte - ob es seine letzten kolonialen Verbindungen zu Gro ß britannien kappen und damit sicherstellen sollte, dass in Zukunft kein John Kerr die Nation mehr dem ü tigen konnte. Ich fand, man m ü sste ü berhaupt kein Wort dar ü ber verlieren. Jede Nation m ö chte doch wohl ihr eigenes Schicksal in der Hand haben. Zuallermindest w ü rde man meinen, dass diese Entscheidung eindeutig ausfallen w ü rde.
    Doch die Australier, das weiß ich ganz genau, machten zwei Jahre lang alle möglichen Verrenkungen wegen aller möglichen Einwände gegen eine solche Veränderung. Wer wird dann der neue Präsident, und wie stellen wir sicher, dass er nie etwas tut, was er nicht tun sollte? Was wird aus all den Namen wie »Königlich Australische Luftwaffe« und »Königlich Fliegender Ärzte-Dienst«, wenn wir gar nicht mehr königlich sind? Welchen Wortlaut soll die neue Präambel zur Verfassung haben? Oje, wie entsetzlich kompliziert das alles ist! Vielleicht sollten wir doch besser alles beim Alten belassen und hoffen, dass die Briten nett zu uns sind.
    Ich meine ja gar nicht, dass diese Fragen unwichtig sind. Aber die Diskussionen darüber zu verfolgen ist mühsam, und man nimmt eigentlich zwei miteinander zusammenhängende Eindrücke mit: dass die Australier sich gern um des Streitens willen streiten und dass sie eigentlich alles so lassen wollen, wie es ist. Am Ende stimmten sie nämlich gegen die Republik, obwohl das zur Zeit meines Besuchs als extrem unwahrscheinlich galt. Noch ein Grund, warum Außenstehende australische Politik nicht verstehen.
    Andererseits, und das macht vieles wett, haben die Australier die besten und unterhaltsamsten Parlamentsdebatten weit und breit. Es würde die amerikanischen und britischen Fernsehnachrichten immens beleben, wenn sie einen allabendlichen Bericht aus den australischen Kammern senden würden. Man müsste gar nicht erklären, worum es geht - es übersteigt ohnehin menschliches Begreifen -, die Zuschauer brauchten bloß zu genießen, wie hier die saftigsten Beleidigungen ausgeteilt und pariert werden.
    In seinem Buch Among the Barbarians hält der australische Schriftsteller Paul Sheehan einen Schlagabtausch zwischen einem Wilson Tuckey und dem damaligen Premierminister Paul Keating fest. Hier bitte schön ein kleiner Auszug:
    Tuckey: »Sie sind ein Idiot. Sie sind ein hoffnungsloser Einfaltspinsel...«
    Keating: » Maul halten! Hinsetzen und Maul halten, Sie Schwein ... Warum halten Sie das Maul nicht, Sie Witzbold? ... Dieser Mann ist ein Ausbund an krimineller Energie ... dieser Clown ruft ewig und drei Tage dazwischen. «
    Dieser Dialog war übrigens noch ziemlich zahm für den sprachlich vielseitigen Mr. Keating. Zu den Kraftausdrücken, die ihm während öffentlicher Debatten über die
    Lippen kamen und die Seiten des amtlichen Protokolls der australischen Parlamentsdebatten zierten, geh ö rten » Sausack, ein kriminelles St ü ck Mist, Drecksack, d ä mlicher unfl ä tiger Engerling, Niete, miese Made, parf ü mierter Gigolo, feiger Schmarotzer, Trickbetr ü ger, unmoralischer Gauner, Dumpfbacke. « Nicht alle parlamentarischen Schm ä hungen sind so ausgereift, aber fast alle sehr gut.
    W ä hrend meiner diversen Besuche in Australien hatte ich diese Art Sendungen immer mit dem gr öß ten Vergn ü gen angeschaut. Sie k ö nnen sich also vorstellen, mit welchem Eifer ich am n ä chsten Morgen mein Auto in der Besucherzone auf dem Parliament Hill parkte und ü ber die akkurat gestutzten Rasenfl ä chen zum Parlament eilte, um mich ein wenig umzutun, bevor ich nach Adelaide weiterfuhr.
    Das Geb ä ude ist neu; seit 1988 ersetzt es ein ä lteres, bescheideneres. Es ist ü berw ä ltigend h ä sslich und von einem albernen Aufbau gekr ö nt, der wie

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