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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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waschen und rasieren sehen. Der weltgewandte Robert Menzies war nat ü rlich ein anderes Kaliber und zwanzig Jahre lang Premierminister. Er hielt sich indes f ü r » britisch bis ins Mark « , tr ä umte immer davon, seinen Ruhestand in einem Cottage auf dem Land in England zu verbringen, und freute sich offensichtlich darauf, seiner Heimatscholle f ü r immer den R ü cken zukehren zu k ö nnen. Der arme alte Harold Holt hatte ja mit seinem verh ä ngnisvollen Hechtsprung ins Meer 1967 meine ewige Zuneigung errungen.
    Seit 1901 hat Australien nur vierundzwanzig Premierminister gehabt, und ich war ü berrascht, wie viele von ihnen mir unbekannt waren. Ich z ä hlte nach und fand heraus, dass ich von acht (also einem Drittel) noch nie geh ö rt hatte und von sechs weiteren so gut wie nichts wusste: unter anderem von dem mit dem festlichen Namen Sir Earle Christmas Grafton Page, der, das muss ich der Gerechtigkeit halber sagen, 1939 weniger als einen Monat im Amt war, und von William McMahon, der Anfang der Siebziger fast zwei Jahre regiert hatte.
    Ich h ä tte ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich nicht am Tag zuvor von einer Regierungsstudie in der Zeitung gelesen h ä tte, aus der sich ergab, dass auch die Australier diese M ä nner kaum besser kannten als ich - ja, dass in Australien mehr Menschen die Leistungen George Washingtons benennen und diskutieren konnten, als die ihres eigenen, ersten gew ä hlten Staatsoberhauptes Sir Edmund Barton.
    Mit diesem ern ü chternden Gedanken zum Nachgr ü beln verlie ß ich die Hauptstadt des Landes und machte mich auf zu dem weit entfernten Adelaide.
     

Siebentes Kapitel
     
    Von Canberra bis Adelaide fährt man achthundert Meilen, hauptsächlich über eine einsame Straße namens Sturt Highway. Sie wurde nach Captain Charles Sturt benannt, der diese Region zwischen 1828 und 1845 in mehreren Expeditionen erforschte. Er kartografierte nicht nur den trägen Verlauf des Murray River und seiner Zuflüsse, sondern hob sich von den frühen Entdeckern vor allem dadurch ab, dass er als Erster wenigstens in Ansätzen über eine gewisse Kompetenz verfügte. Er wusste zum Beispiel, dass er seine Pferde nachts anbinden musste. Das sollte für jeden, der sich Hunderte von Meilen in ein unbewohntes Gebiet begibt, eine Selbstverständlichkeit sein, aber es handelte sich um einen Trick, der vor Sturt nur mäßig angewandt wurde. John Oxley, Leiter einer etwas früheren Expedition, band seine Pferde nämlich nicht an, und als er eines Morgens erwachte, waren sie stiften gegangen. Er und seine Männer brauchten fünf Tage, meist zu Fuß, um sie wieder einzufangen. Bald darauf machten sich die Gäule wieder davon. Trotzdem hält man die Erinnerung an Oxley mit einem Highway im Norden von New South Wales wach. In der Hinsicht sind die Australier sehr großzügig.
    Der Sturt Highway beginnt in der N ä he von Wagga Wagga, etwa hundert Meilen westlich von Canberra, und f ü hrt durch flaches, staubbraunes Schafsland, die Riverina, weite Ebenen, die von den Kreuz- und Querwindungen des Murrumbidgee River durchschnitten werden. Er demonstriert einem sehr plastisch, wie schnell man in Australien mitten im Nichts sein kann. In einem Moment war ich in einer anmutigen Welt von Weiden, Wiesen und hellgr ü nen H ü geln mit kleinen Landst ä dtchen, die in angenehm verl ä sslichen Abst ä nden voneinander entfernt lagen, im n ä chsten war ich allein in einem ewig gleichf ö rmigen Nichts: auf einer Scheibe brauner Erde unter einer blauen Himmelskuppel, zwischen die sich nur ganz selten ein Eukalyptusbaum schob. Wenn ich wirklich einmal an menschlichen Behausungen vorbeikam, waren es keine Gemeinwesen im herk ö mmlichen Sinne, sondern eine Hand voll H ä user plus Tankstelle, gelegentlich einer Kneipe, und selbst damit war dann irgendwann Schluss. Zwischen Narrandera, dem letzten Au ß enposten der Zivilisation, und Balranald, dem n ä chsten, lagen zweihundert Meilen Highway ohne Stadt oder Dorf. Ungef ä hr jede Stunde kam ich an einem einsamen Rasthaus vorbei - einer Tankstelle mit Cafe von der Art, wie sie die Australier » Chew and spew « nennen: » Kau und kotz es « - und manchmal an einer Erdpiste, die zu einer weitab liegenden, unsichtbaren Schafsfarm abzweigte. Das war's.
    Als wollten auch s ä mtliche Radiosender in der Gegend mir zeigen, wie abgeschnitten ich vom Rest der Welt war, fingen sie einer nach dem anderen an zu stottern, und all die rauchigen Stimmen, ohne die auf den

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