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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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das Land, durch das ich jetzt fuhr, weitgehend von ü ppigen Emubuschw ä ldern bewachsen, die etwa zwei Meter hoch wurden und fast das ganze Jahr bl ü hten. Nach allem, was man h ö rt, war es ein bildsch ö ner Busch, seine Bl ä tter ein Leckerbissen f ü r Nagetiere. Doch die Kaninchen fielen wie die Heuschrecken dar ü ber her und verschlangen alles - Bl ä tter, Bl ü ten, Rinde, St ä ngel -, bis nichts mehr da war. Die Kaninchen fra ß en ü berhaupt so viel, dass die Schafe und anderes Vieh gezwungen waren, ihre Weidegr ü nde und Nahrungspalette auszudehnen, und damit noch mehr Land kahl fra ß en. Als dann auch noch die Gewinne zur ü ckgingen, kompensierten die Farmer das idiotischerweise damit, dass sie den Viehbestand erh ö hten und somit die allgemeine Zerst ö rung noch beschleunigten.
    Das Problem war also schon arg genug, doch dann erlebte Australien in den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts nach vierzig ungew ö hnlich gr ü nen Jahren eine zehn Jahre w ä hrende m ö rderische Trockenheit, die schlimmste, seit man Aufzeichnungen machte. Die Erde barst und wurde zu Staub, der Mutterboden - ohnehin schon der d ü nnste der Welt - weggeweht und nie wieder ersetzt. Im Verlauf dieses Jahrzehnts verendeten etwa f ü nfunddrei ß ig Millionen Schafe, mehr als die H ä lfte des landesweiten Bestandes; allein sechzehn Millionen gingen in einem einzigen, gnadenlosen Jahr verloren, 1902.
    Die Kaninchen hoppelten derweil weiter. Als die Wissenschaft endlich ein Gegenmittel gefunden hatte, war fast ein Jahrhundert vergangen, seit Thomas Austin die zwei Dutzend Stummelschw ä nzchen aus dem Sack gelassen hatte. Die Waffe, die man nun gegen sie anwandte, war eine Wunderviruskrankheit aus S ü damerika namens Myxomatose. F ü r Menschen und andere Tiere harmlos, richtete sie bei Kaninchen gewaltige Verheerungen an; die Sterblichkeitsrate betrug neunundneunzig Komma neun Prozent. Im Nu war das Land mit zuckenden, torkelnden, ernsthaft siechen Kaninchen ü bers ä t und dann mit Millionen kleiner Leichname. Doch obwohl nur eines von tausend Kaninchen ü berlebte, waren die nat ü rlich gegen Myxomatose immun, und als sie sich erneut zu vermehren begannen, vererbten sie die immunen Gene. Es dauerte eine Weile, bis die Dinge erneut in Schwung kamen, doch heute gibt es wieder bis zu dreihundert Millionen Kaninchen im Land, und die Zahlen steigen rapide.
    Aber die Landschaft war ohnehin schon irreversibel gesch ä digt. Und das alles nur, weil so ein D ä mlack von seiner Veranda aus auf was ballern wollte.
    Ebenso ü berraschend und pl ö tzlich, wie man in Australien in die Leere eintaucht, taucht man auch wieder daraus hervor. Kurz nachdem ich nachmittags nach South Australia hineingefahren war, kam ich in sanftes H ü gelland mit Orangenhainen. Das war so unvermutet, dass ich ausstieg und erst einmal guckte. Hinter mir lag rappeltrockene Leere - als seien endlose Jutebahnen, mit Malleeb ü schen durchsetzt, ausgebreitet. Doch vor mir, so weit der Blick bis zum fernen Horizont reichte, lag das Gelobte Land - Zitrusfruchthaine, Weinberge und Gem ü sefelder in allen saftigen Gr ü nt ö nen. Als ich weiterfuhr, nahmen die Obsthaine immer mehr ab, und als zuletzt nur noch Weinberge da waren, begriff ich, dass ich im Barossa Valley war, einer spektakul ä r sch ö nen Gegend South Australias mit gr ü nen H ü gelketten, die ihr eine geradezu mediterrane Atmosph ä re verleihen.
    Sie wurde haupts ä chlich von deutschen Farmern besiedelt, die hier Australiens Weinanbau begr ü ndeten. Heute geh ö ren die Australier zu den besten Weinkennern der Erde, eine recht neue Entwicklung. Oft wird die Geschichte erz ä hlt, wie der britische Weinexperte Len Evans in den f ü nfziger Jahren bei einem Besuch des F ü nften Kontinents in einem Landhotel ein Glas des Rebensaftes bestellte. Der Hotelbesitzer nahm ihn scharf ins Visier und fragte nach einer Weile: » Sind Sie ne Schwuchtel oder was? « Die Weine, f ü r die das Barossatal ber ü hmt ist - Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Shiraz -, gibt es noch gar nicht so lange dort. Bis in die Achtziger bezahlte die Regierung Winzer daf ü r, die Shiraz-Reben auszurei ß en und stattdessen klebrig s üß en Riesling zu produzieren. Warum es Touristen aus den h ö heren Einkommensschichten derartig in die Weingegenden zieht, habe ich nie verstanden. Sie w ü rden doch gewiss auch nicht losziehen und Baumwolle anschauen, bevor GapHosen daraus wurden, oder zugucken, wie

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