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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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bei den Landschaftsplanern aus der Mode, und da viele der ursprünglichen Pflanzen dem Ende ihres natürlichen Lebens entgegengehen, wollen die Parkbehörden die Eindringlinge nicht mehr nachpflanzen, sondern stattdessen eine von Malleebüschen und Flusseukalypten beherrschte Flusslandschaft schaffen, wie sie für diese Gegend typisch ist. So herzerwärmend es ist mitzuerleben, wie stolz die Australier nun auf ihre eigene Flora sind, finde ich diesen Plan, milde ausgedrückt, unglücklich. Erstens einmal besitzt Australien mehrere hunderttausend Quadratmeilen Landschaft mit Malleegebüsch und Flusseukalypten; solcherlei Ökotope sind nicht bedroht. Zweitens, und schlimmer: Die Parks in ihrem jetzigen Zustand sind ungewöhnlich schön, sie gehören zu den schönsten auf Erden, und es wäre eine Tragödie, sie zu verlieren, einerlei, wo sie sich befinden. Wenn man das Argument akzeptiert, dass sie hier fehl am Platze, weil sie im europäischen Stil angelegt sind, dann müsste man sich auch aller Wohnhäuser und sonstigen Gebäude Adelaides entledigen, aller Straßen und europäischstämmigen Menschen. Doch wie so oft in unserer kurzsichtigen Welt hat mich leider niemand nach meiner Meinung gefragt.
    Noch waren die Parkanlagen wunderh ü bsch, und ich spazierte fr ö hlich hinein. Ü berall feierten gro ß e Familiengruppen den Australia Day. Sie machten Picknick und spielten Cricket mit Tennisb ä llen. Adelaide hat kilometerlange gute Str ä nde in seinen westlichen Vororten, deshalb war ich ü berrascht, dass so viele Menschen in die Stadt str ö mten, statt an den Strand zu gehen. Doch der Tag erhielt dadurch etwas liebensw ü rdig Altmodisches. So verbrachten wir in meiner Kindheit in Iowa immer den Vierten Juli - mit Ballspielen im Park. Komisch fand ich auch, dass in einem Land mit so viel Platz die Leute sich zusammendr ä ngen, um zu feiern. Vielleicht sind die Australier ja gerade wegen der riesigen, bedrohlichen Leere solche Gesellschaftstiere. Die Wiesen jedenfalls waren so voll, dass man oft nicht erkennen konnte, welche Zuschauer zu welchem Ballspiel, ja selbst, welche Spieler zu welchem Match geh ö rten. Wenn ein Ball in die Nachbargruppe flog, was ziemlich regelm äß ig zu passieren schien, entschuldigte man sich wortreich auf der einen und rief » Kein Problem! « auf der anderen Seite, und das Corpus Delicti wurde zur ü ck ins Spiel geworfen. Im Endeffekt war es ein einziges gro ß es Picknick, und ich war ü bergl ü cklich, daran teilzunehmen, wenn auch nur sehr am Rande.
    Ich glaube, ich brauchte drei Stunden, um einmal durch die diversen Parkanlagen zu laufen. Aus dem Oval ert ö nte immer wieder ein ziemliches Br ü llen. Offenbar war Cricket live ein lebhafteres Spektakel als im Ä ther. Zum Schluss kam ich an einer Stra ß e namens Pennington Terrace heraus, in der eine Reihe h ü bscher H ä user aus bl ä ulichem Tonsandstein mit schattigen Rasenfl ä chen Richtung Oval schauten. Vor einem stand das gesamte Wohnzimmer auf dem Rasen im Vorgarten. Ich wei ß , dass es so nicht gewesen sein kann, doch in meiner Erinnerung war alles nach drau ß en geschleppt - Bodenlampen, Couchtisch, Teppich, Zeitungsst ä nder, Kohlensch ü tte -, auf jeden Fall aber ein Sofa und ein Fernseher, auf dem die Familie das Cricketspiel verfolgte. Hinter dem Fernseher, ein paar hundert Meter ü ber offenes Parkland entfernt, befand sich das Oval, sodass alles, was an Dramatischem auf dem Bildschirm passierte, von einem Br ü llen aus dem Stadion begleitet wurde.
    » Wer gewinnt? « , rief ich im Vorbeigehen.
    » Die Engl ä nder, die Schei ß poms « , sagte der Mann in der Erwartung, dass ich darob doch auch sehr verbl ü fft sein musste.
    Ich aber trottete bergauf an dem imposanten Bau der St. Peter's Kathedrale vorbei. Im Prinzip wollte ich zur ü ck zu meinem Hotel und mich duschen und umziehen, bevor ich wieder losmarschierte und ein Lokal zum Abendessen suchte. Au ß erhalb des Schattens im Park herrschte gl ü hende Hitze, und mir taten auch mittlerweile die F üß e weh, doch es zog mich unwiderstehlich in die Wohnstra ß en Nord-Adelaides. Ein dezent wohlbetuchtes Viertel lag in sonnt ä glicher Ruhe vor mir, Stra ß en um Stra ß en mit alten H ä usern, unter Rosen und Frangipani verborgen, und jedes kleinste Grundst ü ck erstrahlte in einer musterg ü ltig und gewissenhaft gestalteten Blumenpracht.
    Schlie ß lich erreichte ich den Wellington Square, einen offenen Platz mit einem stattlichen alten

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