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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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Der Historiker Alan Moorehead schrieb einmal: » Australier meiner Generation wuchsen in einer abgeschotteten Welt auf. Bis wir ins Ausland fuhren, hatten wir nie ein sch ö nes Geb ä ude gesehen, kaum je eine fremde Sprache sprechen geh ö rt, ein gut gespieltes Theaterst ü ck gesehen, ein halbwegs feines Men ü zu uns genommen oder ein gutes Orchester geh ö rt. «
    Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann sich das Land radikal zu ver ä ndern. W ä hrend des Krieges hatte es ein heftiges Trauma erlitten. Da hatte sich Gro ß britannien n ä mlich nach dem Fall Burmas und Singapurs aus dem Fernen Osten zur ü ckgezogen, und Australien stand auf einmal gef ä hrlich allein und schutzlos da. Gleichzeitig bat Winston Churchill, ein Mann, dessen Unversch ä mtheit einfach immer wieder bezaubert, die australischen Milit ä rf ü hrer, ihre Truppen nach Indien zu schicken. Klartext: ihre Frauen und Kinder zu verlassen und f ü r das ü bergeordnete Wohl des Empire zu k ä mpfen. Doch die Australier verzichteten. Sie blieben lieber, wo sie waren, und versuchten die Japaner davon abzuhalten, weiter ü ber Neu-Guinea vorzusto ß en.
    Nur wenigen Leuten in Australien ist klar, wie nah die Japaner kamen. Sie hatten die meisten Salomon-Inseln eingenommen und gro ß e Teile Neu-Guineas gleich im Norden Australiens besetzt und bereiteten die Invasion vor. In der Erkenntnis, dass ihre Lage hoffnungslos war, ersannen die australischen Milit ä rs einen Plan, wonach sie sich in die s ü d ö stliche Ecke des Landes zur ü ckfallen lassen und praktisch den gesamten Kontinent in der Hoffnung aufgeben wollten, die wichtigen St ä dte verteidigen zu k ö nnen. Mehr als Hinhaltetaktik konnte das aber nicht sein. Zum Gl ü ck verlagerte sich der Schlachtenl ä rm nach dem amerikanischen Seesieg bei Midway und einem australischen Sieg ü ber Japan in der Milne Bay andernorts. Australien war noch einmal davongekommen.
    Davongekommen, doch mit zwei Schrammen: Es hatte begriffen, dass es im Falle einer Krise nicht auf Gro ß britanniens Hilfe z ä hlen konnte und dass es immens verletzlich war gegen ü ber den bev ö lkerungsreichen instabilen L ä ndern in seinem Norden. Diese Erkenntnisse beeinflussten die Haltung der Australier in den Nachkriegsjahren sehr stark - ja, beeinflussen sie immer noch. Die Nation begriff ein f ü r alle Mal, dass sie sich bev ö lkern oder untergehen musste. Wenn sie selbst nicht all das riesige Land f ü llte, w ü rde es jemand von au ß en tun. Sie riss die T ü ren weit auf. In dem guten halben Jahrhundert nach 1945 schnellte die Bev ö lkerungszahl von sieben auf achtzehn Millionen.
    Da Gro ß britannien nicht allein die notwendigen Menschen liefern konnte, nahm man Einwanderer aus ganz Europa auf, in den unmittelbaren Nachkriegsjahren besonders aus Griechenland und Italien. Australien wurde unendlich viel kosmopolitischer. Pl ö tzlich lebten hier Menschen, die Wein, guten Kaffee, Oliven und Auberginen mochten und die wussten, dass Spaghetti nicht grell orange sein und aus Dosen kommen m ü ssen. Die gesamte Struktur und der Rhythmus des Lebens ä nderten sich. Ü berall gr ü ndeten sich Komitees f ü r Gute Nachbarschaft, die den Einwanderern helfen sollten, sich willkommen zu f ü hlen und einzuleben. Die Australian Broadcasting Corporation bot englische Sprachkurse an, die von zehntausenden enthusiastisch in Anspruch genommen wurden. Im Jahre 1970 konnte sich das Land zweieinhalb Millionen » neuer Australier « r ü hmen, wie man sie nannte.
    Es war nat ü rlich nicht alles eitel Sonnenschein. In der Hektik, das Land zu bev ö lkern, wurden manche Neub ü rger un ü berlegter hereingeholt, als w ü nschenswert gewesen w ä re. Von Wohlfahrtsorganisationen wie der Heilsarmee, Dr. Barnado's und den Br ü dern der christlichen Schulen wurden zwischen 1947 und 1967 mindestens zehntausend Kinder, viele von ihnen kaum ä lter als vier, aus britischen Waisenh ä usern nach Australien verschickt. Gewiss, das Motiv war altruistisch. Man war der Meinung, dass die Jungen und M ä dchen in einem Land, das warm und sonnig war und Arbeitskr ä fte brauchte, bessere Lebenschancen hatten. Aber man ging doch oft sehr unsensibel zu Werke. Geschwister wurden getrennt und sahen sich nie wieder, und viele der Kinder hatten im Grunde keinen blassen Schimmer, was da mit ihnen geschah.
    Ein weiterer Schandfleck war die Wei ß e Australische Politik, nach der es den Einwanderungsbeamten erlaubt war, Unerw ü nschte drau ß

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