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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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en zu halten, indem sie sie einem Lese- und Schreibtest in einer beliebigen, von den Beh ö rden ausgew ä hlten europ ä ischen Sprache unterzogen (bei einer ber ü hmten Gelegenheit in schottischem G ä lisch). Nichtwei ß e wurden oft mitleidlos abgeschoben. Anfang der f ü nfziger Jahre versuchte Arthur Calwell, der Minister f ü r Einwanderungsfragen, eine aus Indonesien geb ü rtige Witwe eines australischen Staatsb ü rgers mit ihren acht Kindern in ihr Herkunftsland zur ü ckzuschicken. Doch wenn die Australier eine pr ä chtige Tugend haben, dann den Glauben daran, dass alle die Chance haben sollen, aus ihrem Leben was zu machen, die Ü berzeugung von dem Grundsatz der Gerechtigkeit f ü r alle. Der Fall verursachte einen Aufschrei. Die Gerichte rieten Calwell, Vernunft anzunehmen, und die Ausw ü chse der Ausschlie ß ungspolitik wurden rasch weniger. Australien begriff zunehmend, dass es zumindest geografisch eine asiatische und keine europ ä ische Nation war, und um 1970 fiel die Barriere der Hautfarbe, und hunderttausende Immigranten aus den Nachbarregionen wurden hereingelassen. Heute ist Australien eines der multikulturellsten L ä nder der Erde. Ein Drittel der Einwohner Sydneys ist in einem anderen Land geboren; in Melbourne sind die vier h ä ufigsten Familiennamen Smith, Brown, Jones und Nguyen. Im gesamten Land hat ungef ä hr ein Viertel der Bev ö lkerung auf keiner Seite britische Vorfahren. F ü r Millionen von Menschen war es wirklich die Chance f ü r ein neues Leben - die in aller Regel gro ß z ü gig gew ä hrt und dankbar angenommen wurde.
    In einer einzigen Generation hat Australien sich neu erschaffen. Aus einem halb vergessenen, provinziellen, langweiligen, kulturell abh ä ngigen Vorposten Gro ß britanniens wurde eine unendlich kulturvolle, selbstbewusste, interessante und sich auch nach au ß en orientierende Nation, die das im Gro ß en und Ganzen ohne Zwietracht, Unruhen oder schwer wiegende Fehler schaffte, ja, oft sogar mit W ü rde.
    Zuf ä llig hatte ich ein paar Tage vor dem Besuch des Museums im Fernsehen einen Dokumentarfilm ü ber Einwanderungserfahrungen in den F ü nfzigerjahren gesehen. Einer der Interviewten war nach dem Ungarnaufstand 1956 als Teenager nach Australien gekommen, an seinem ersten Tag im Land, wie ihm gehei ß en, zur ö rtlichen Polizeiwache gegangen und hatte in stotterndem Englisch erkl ä rt, er sei ein neuer Einwanderer und wolle sich anmelden. Der Beamte starrte ihn an, stand von seinem Platz auf und ging um den Schreibtisch herum auf ihn zu. Einen Moment lang, erz ä hlte der Mann, sei er ganz verwirrt gewesen und habe gedacht, der Polizist werde ihn schlagen. Doch der streckte ihm nur eine kr ä ftige Hand entgegen und sagte: » Herzlich willkommen in Australien, mein Sohn. « Selbst jetzt noch erinnerte sich der Interviewte an das Erlebnis mit Erstaunen, und als er zu Ende geredet hatte, standen ihm Tr ä nen in den Augen.
    Ich sag's Ihnen ja, es ist ein wundervolles Land.
     

Elftes Kapitel
     
    Carmel wuchs auf einer Farm im Osten Victorias auf, am Südrand der Great Dividing Range, in einer wunderschönen Landschaft mit grünen Wiesen und blauen Hügeln am Horizont. Howe, von Kindesbeinen an ein Stadtmensch, für den der Busch immer nur eine eintönige Weite mit Kreaturen war, die einem nach dem Leben trachteten, war einmal in Erfüllung seiner ehelichen Pflichten mit zu einem Besuch zu der Farm der Familie gegangen und - hatte sich sofort verliebt. So sehr, dass er und Carmel ein Stück Land auf einem benachbarten Berghang gekauft, ein flottes Holzhüttchen dorthin gekarrt und an einer hoch gelegenen Stelle mit einem meilenweiten Blick über Berge, Wälder und Farmen aufgestellt hatten. Davon hatte er mir natürlich seit Ewigkeiten mit einer gewissen Verzückung vorgeschwärmt; ich musste es sehen. Am nächsten Tag deckten wir uns mit ausreichend Proviant ein und fuhren mit dem Auto die drei Stunden bis zu ihrer bukolischen Idylle.
    Der Begriff » Busch « ist in Australien so schwammig, dass ich nicht richtig wusste, was mich erwartete, doch als wir einmal die ä u ß eren Vororte Melbournes hinter uns gelassen hatten, wurde mir klar, dass das ö stliche Victoria ein gesegnetes Fleckchen Erde ist - gr ü ner als alles andere, was ich bisher in Australien gesehen hatte, und umgeben von Bergen, die beachtliche H ö hen erreichten. Bezaubernd unentschlossen wand sich die Stra ß e durch frische Auen und h ü bsche kleine St ä dtchen. Howe

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